PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at
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63 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />
[Zotenreißen im Kegelclub und auf dem Wiener Opernball]; fünftens der aufgrund von Lagen, Abständen<br />
und Örtern [ein Haar in der Suppe und eins auf dem Kopf]; sechstens der aufgrund der Mischungen [Essig<br />
im Linsengemüse und im Sal<strong>at</strong>]; siebtens der Tropus aufgrund von Quantitäten und Zuschnitt<br />
zugrundeliegender Dinge [vier Zigaretten am Abend gegenüber vier Cohiba-Zigarren]; achtens der Tropus<br />
aufgrund der Rel<strong>at</strong>ion [Lügen als unschuldig Beklagter und gegenüber dem Freund]; neuntens der aufgrund<br />
von Häufigkeit oder Seltenheit eines Ereignisses [Schneien in der Sahara und am Mont Blanc]; zehntens<br />
der Tropus aufgrund von Gepflogenheiten, Gewohnheiten, sowie Gesetzen, mythischen Glaubensartikeln<br />
und dogm<strong>at</strong>ischen Überzeugungen [freie Liebe in Berlin oder in Kabul]. Die hier gewählte Anordnung<br />
aber ist beliebig“.<br />
Die 5 Tropen des Agrippa (Sextus, PH I, 164-169):<br />
„Die jüngeren Skeptiker überliefern folgende 5 Tropen der Urteilsenthaltung: erstens den Tropus des<br />
Dissenses (diaphônia), zweitens den Fortgang ins Unendliche (eis apeiron ekballôn), drittens den<br />
Tropus der Rel<strong>at</strong>ivität (pros ti), viertens den der Voraussetzung (hypothetikos), fünftens den der<br />
reziproken Erklärung (diallêlos).<br />
Der des Dissenses ist der, nach welchem wir über die vorgebrachte Angelegenheit einen unentscheidbaren<br />
Streit (stasis) zwischen dem gewöhnlichen Leben und den Philosophen als gegeben finden,<br />
aufgrund dessen wir keine Seite wählen oder verwerfen können und so in Urteilsenthaltung münden.<br />
Der des Fortgangs ins Unendliche besteht darin, daß wir für das zur Glaubhaftigkeit Angeführte<br />
bezüglich der vorgenommenen Sache eine weitere Beglaubigung zu brauchen versichern und für jene<br />
wieder eine andere und so ins Unendliche, so daß, weil wir nichts haben, wovon wir den Anfang<br />
nehmen können, die Urteilsenthaltung folgt. Der der Rel<strong>at</strong>ivität ist, wie vorher schon gesagt, der, wo<br />
im Verhältnis zur Beurteilungsinstanz und den mitbetrachteten Gegenständen das Betreffende so oder<br />
so erscheint, wir uns aber in Bezug auf die N<strong>at</strong>ur der Sache des Urteils enthalten. Der Tropus der<br />
Voraussetzung liegt vor, wenn die in den unendlichen Regreß getriebenen Dogm<strong>at</strong>iker von etwas den<br />
Anfang nehmen möchten, was sie nicht begründen, sondern einfach und unbewiesen als ein Zugeständnis<br />
in Anspruch nehmen. Der der reziproken Erklärung [auch ‚Diallele‘] schließlich kommt<br />
zustande, wenn das, was den gesuchten Gegenstand sicher machen soll, seine Beglaubigung aus dem<br />
gesuchten erhält; da können wir keines von <strong>bei</strong>den zur Begründung des anderen akzeptieren und<br />
enthalten uns des Urteils über <strong>bei</strong>de“.<br />
Lit:<br />
J. Annas and J. Barnes: The Modes of Scepticism. Ancient Texts and Modern Interpret<strong>at</strong>ions,<br />
Cambridge 1985.<br />
J. Barnes: The Toils of Scepticism, Cambridge UP 1990.<br />
M.F. Burnye<strong>at</strong>: Tranquillity Without a Stop: Timon Frag. 68, In: Class. Quarterly 30 (1980), 86-93.<br />
K. von Fritz: Pyrrhon, in: RE 24 (1963), 89-106.<br />
R.J. Hankinson: The Sceptics, London 1995.<br />
M. Hossenfelder: Die Philosophie der Antike 3. Stoa, Epikureismus und Skepsis, München 2 1995.<br />
ders. (Hg.): Sextus Empiricus, Grundriß der pyrrhonischen Skepsis (mit Einleitung von M.H.),<br />
FaM 1985