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PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at

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66 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />

„Denn die N<strong>at</strong>ur h<strong>at</strong> alle Menschen frei geboren, während die Ungerechtigkeiten und das<br />

Mehrwollen einiger Eiferer die Ungleichheit, den Ursprung des Bösen, angezettelt und so die<br />

Herrschaft der Mächtigeren über die Schwächeren etabliert haben“ (De vit. cont. 70).<br />

Die isotês oder Gleichheit ist also das Gesetz, das der logos auf allen Ebenen und Wegen verfolgt,<br />

wodurch er auch, wie Philon beschreibt (Quis sit rerum divinarum heres? 130 ff.) , die Welt erschuf.<br />

Nämlich dadurch, daß er den Ursprung und alles Weitere als »Teiler« (tomeus) immer wieder teilte<br />

und so allen Dingen das Ihre, ihre Gleichheit und Gleichberechtigung zuteilte (noch <strong>bei</strong> Schelling in<br />

der Freiheitsschrift wird die Erschaffung der Welt als ein fortlaufender »Scheidungsprozeß« geschildert<br />

und es ist nicht ausgeschlossen, diese Denkfigur in ihrer Universalität als Schöpfungsmodus auf<br />

Philon zurückzuführen):<br />

[Philon zitiert Gen. 15,10: Abraham bereitet Tiere zum Opfer vor, als einen Aufhänger für<br />

seine Überlegung zur Schöpfung durch ständige Teilung:] „»Er zerteilte sie in der Mitte« -<br />

doch fügt er [Moses] nicht hinzu, wer »er« ist, damit man einsieht, daß es der unaufweisbare<br />

Gott ist, der von den Körpern und Dingen der Reihe nach alle N<strong>at</strong>uren teilt, die Zusammenfügung<br />

und Einheit haben, und zwar mittels des Teilers von allem, seinem eigenen logos, der mit<br />

seiner scharfen Klinge nicht aufhört zu zerteilen. [...] Indem Gott auf diese Weise den Teiler<br />

von allem schärfte, seinen eigenen logos, zerlegte er die formlose und qualitätslose Substanz<br />

des Ganzen, sowohl in die vier daraus geschiedenen Elemente des Kosmos als auch die durch<br />

sie zustandegekommenen Tiere und Pflanzen [...] Wo wandte der Gesetzgeber nicht Gleichheit,<br />

die Mutter der Gerechtigkeit an, als er anfing <strong>bei</strong> der Entstehung des Himmels von allem? -<br />

»Gott trennte«, so heißt es [Gen. 1, 4-5], »von der Mitte her Licht und von der Mitte her<br />

Dunkel; und Gott nannte das Licht ‚Tag‘ und das Dunkel ‚Nacht‘«. Denn die Gleichheit gibt<br />

Tag und Nacht ihre Ordnung unter den Dingen“ (Quis sit rerum divinarum heres? 130; 140 u.<br />

163).<br />

Der Mensch aber h<strong>at</strong> dieses Gesetz des logos als solches zu übernehmen und sich zueigen zu machen.<br />

In seiner Auslegung des zweiten der Zehn Gebote sagt Philon, was es für den Menschen heißen soll,<br />

eben den logos zu haben:<br />

„Das zweite Gebot ist, nicht Menschen zu töten. Denn die N<strong>at</strong>ur, die den Menschen als<br />

zivilisiertestes Lebewesen zu sozialem und einvernehmlich geregeltem Dasein erzeugte, rief<br />

ihn auf zu Eintracht und Gemeinschaft, indem sie ihm den logos gab für eine Zusammenführung<br />

in Harmonie und Ausgleich der Charaktere. [...Mord ist Raub an Gottes bestem Besitz]<br />

Denn welches Weihegeschenk ist würdiger und heiliger als ein Mensch?“ (De decalogo 132 f.).<br />

Der logos also, durch die beständige gegenseitige Mitteilung des Gesetzes der Gleichheit, erzeugt<br />

Harmonie und Frieden in allem, was er durchfließt, als logos Gottes ebenso wie als der unter Menschen.<br />

Lit.:<br />

Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt (ANRW), hg. von W. Haase, Band II 21.1,<br />

Berlin/N.Y. 1984.<br />

J. Dillon: The Middle Pl<strong>at</strong>onists. A Study of Pl<strong>at</strong>onism 80 B.C. to A.D. 220, London 1977.<br />

H. Dörrie: Von Pl<strong>at</strong>on zum Pl<strong>at</strong>onismus. Ein Bruch in der Überlieferung und seine Überwindung,<br />

in: Rhein. westfälische Akad. d. Wiss., Opladen 1976.

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