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PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at

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54 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />

System und Motiv<strong>at</strong>ion der stoischen Philosophie:<br />

„Die Stoiker faßten die Weisheit (sophia) als Wissenschaft (epistêmê) von den göttlichen und menschlichen<br />

Dingen auf, die Philosophia aber als eine Übung in der Kunst des Lebensförderlichen (askêsis<br />

epitêdeiou technês). Das Lebensförderliche aber sei die eine und höchste menschliche Vortrefflichkeit<br />

(»Tugend« - aretê), die dazu gehörigen Qualifik<strong>at</strong>ionen aber seien drei: die physische Vortrefflichkeit,<br />

die ethische Vortrefflichkeit und die logische Vortrefflichkeit. Aus diesem Grund sei auch die Philosophie<br />

dreigeteilt, nämlich in N<strong>at</strong>urerkenntnis (physikon meros), Ethik (êthikon m.) und Logik (logikon<br />

m.). Und in der N<strong>at</strong>urerkenntnis stellten wir Untersuchungen über den Kosmos an und das, was in ihm<br />

ist, in der Ethik befaßten wir uns mit der menschlichen Lebensführung, in der Logik aber mit dem<br />

logos [d.h. Sprache/Vernunft, ihre gramm<strong>at</strong>ischen und gedanklichen Strukturen, sowie Argument<strong>at</strong>ions- und<br />

Erkenntnistheorie], was sie auch Dialektik nennen“ (Aetius I prooem. 2 [SVF II 35, LS 26 A]).<br />

„Die Stoiker vergleichen die Philosophie mit einem Lebewesen: Knochen und Sehnen mit der Logik,<br />

das Fleisch mit der Ethik und die Seele mit der N<strong>at</strong>urerkenntnis [denn zu ihr gehört auch die Theologie];<br />

oder auch mit einem Ei: das Außenherum der Logik, das danach der Ethik, das innerste der<br />

N<strong>at</strong>urerkenntnis. Oder auch mit einem fruchtbaren Feld: der herumgezogene Zaun ist die Logik, die<br />

Frucht die Ethik, der Boden oder die Bäume die N<strong>at</strong>urerkenntnis“ (Diog. Laert. VII 40 [LS 26 B]).<br />

(Chrysipp:) „Um keines anderen Zieles willen befaßt man sich mit N<strong>at</strong>urtheorie als im Hinblick auf<br />

den Unterschied zwischen Gütern und Übeln“ (<strong>bei</strong> Plutarch, De Stoicorum repugnantiis 1035 C [SVF<br />

III 68]).<br />

Zum »logischen Teil« der Philosophie:<br />

(a) Erkenntnistheorie:<br />

„Erscheinungsbild (»Vorstellung«, »impression« - phantasia) ist ein Eindruck (typôsis) in der Seele<br />

(Sextus adv.m<strong>at</strong>h. VII 236 [SVF I 58]).<br />

„Realitätserfassend (k<strong>at</strong>alêptikê) ist dasjenige Erscheinungsbild , das von einem Vorhandenen stammt<br />

und gemäß seiner selbst eingeprägt und gesiegelt ist, wie es von einem nicht-Vorhandenen nicht kommen<br />

könnte“ (nach Zenon <strong>bei</strong> Sextus adv.m<strong>at</strong>h. VII,248 [SVF I 59]).<br />

„Wissen (epistêmê) ist eine unfehlbare (asphalês) und durch kein Argument zu Fall zu bringende<br />

Wahrheitserfassung (k<strong>at</strong>alêpsis)“ (Sextus adv.m<strong>at</strong>h. VII, 151 [SVF I 68]).<br />

„Wissen von irgendeiner Sache habe niemand außer dem Weisen. Und dies illustrierte Zenon bisweilen<br />

durch eine Geste. Denn er streckte die geöffnete Hand mit geraden Fingern und sagte: »das ist<br />

der Modus des Erscheinungsbildes« (visum = phantasia); dann zog er die Finger ein wenig an: »das ist<br />

der Modus der Zustimmung« (adsensus = synk<strong>at</strong><strong>at</strong>hesis); darauf griff er einfach zu, machte eine Faust<br />

und sagte, das sei Wahrheitserfassung (conprensio = k<strong>at</strong>alêpsis eigentl. ‚Zugreifung‘ - ‚Begriff‘), kraft<br />

welcher Vergleichbarkeit zur Sache er auch das Wort k<strong>at</strong>alêpsis, das es zuvor nicht gab, einführte;<br />

endlich aber nahm er die linke Hand hinzu und preßte die Faust fest und entschieden, indem er sagte,<br />

das sei »Wissen« (scientia = epistêmê), in dessen Besitz niemand außer dem Weisen sei“ (Cicero,<br />

Academica pr. II 145 [SVF I 66, LS 41 A]).<br />

(b) K<strong>at</strong>egorienlehre und Logik im engeren Sinn:<br />

Die Stoiker (nach Chrysipp) gehen aus von dem »etwas« überhaupt (= ti), d.i. alles, worauf man sich<br />

als bestimmtes beziehen kann. Hiervon gibt es zwei grundlegende Sorten: das „Unkörperliche“<br />

(asôm<strong>at</strong>on) und „Körper“ (sôma). Nur Körper existieren, d.h. stehen in Wirkungszusammenhängen<br />

(d.h. mit den Worten der Stoiker: „wirken“ oder „leiden“ und sind dementsprechend kausale Faktoren

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