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PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at

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9 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />

ANAXIMAN<strong>DER</strong> von Milet (geb. 610 bis kurz nach 546)<br />

Soll als erster seine Erkenntnisse in Form einer Prosaschrift niedergelegt haben und eine geographische<br />

Karte der damals bewohnten Erde angefertigt haben (DK 12 A 6). Meinte, die Erde habe die<br />

Form einer „Säulentrommel“, die von sich aus schwebe aufgrund ihrer Mittelposition, auf deren<br />

Oberseite wir, während auf der Unterseite Antipoden lebten (DK 12 A 11,3 und 25). Von Gestirnen sei<br />

sie umgeben wie von in Schläuchen eingeschlossenen Feuerrädern, die ihr Feuer aus Löchern<br />

herausbliesen. (DK 12 A 11; 18 und 21). Die Sonne trockne langsam die Erde aus (Arist. Meteor. II 1.<br />

353b6) und folge den aufsteigenden Dünsten wie einer Nahrung (DK A 27). Die Menschen wie auch<br />

andere höhere Lebewesen hätten so etwas wie eine Evolution aus Fischen und in stacheligen Rinden<br />

eingeschlossenen Vorformen durchgemacht (DK 12 A. 11,6; 30).<br />

Die Entstehung des Kosmos (oder vieler? sukzessiver? Kosmoi?) aus dem Ursprung von allem,<br />

welchen Anaximander wahrscheinlich als „apeiron“ (Grenzenloses, Uferloses, worin keine Orientierung<br />

möglich ist) bezeichnet h<strong>at</strong>, ist ziemlich unklar und umstritten; wichtig dafür muß der Gedanke<br />

einer „Abscheidung“ alles zeitlich Organisierten vom ewigen Ursprung gewesen sein (s. vor allem DK<br />

12 A 9-11). Typisch für die Deutungprobleme ist z.B. folgender Bericht des Ps.-Plutarch (<strong>bei</strong> Eusebios)<br />

DK 12 A 10:<br />

„Anaximander, der Anhänger des Thales war, vertr<strong>at</strong> die These, das Grenzenlose enthalte die<br />

ganze Ursache für die Entstehung des Alls und sein Vergehen; aus ihm also hätten sich die<br />

Himmel abgeschieden und überhaupt alle Ordnungsgefüge (kosmoi), die grenzenlos viele seien.<br />

Er sagt, daß das Vergehen und viel früher das Entstehen aus einem grenzenlosen Zeitlauf<br />

heraus (ex apeirou aiônos) geschehe, wo<strong>bei</strong> alle diese [Ordnungsgefüge (?)] sich wieder zu<br />

einem Kreislauf rundeten. Die Erde, sagt er, habe eine zylindrische Form von dreifacher Tiefe<br />

wie die Fläche. Er sagt, daß das Erzeugende des Warmen und Kalten aus dem Ewigen [? - nach<br />

der Wortstellung korrekter aber unverständlicher: ‚daß das aus dem Ewigen Erzeugende des Warmen<br />

und Kalten‘] <strong>bei</strong> der Entstehung dieses Ordnungsgefüges abgeschieden worden sei und daraus<br />

eine Flammenschale um die Lufthülle der Erde herumgewachsen sei wie Rinde um einen<br />

Baum. Von ihr sei einiges abgepl<strong>at</strong>zt und zu gewissen Kreisen geschlossen worden, was<br />

Sonne, Mond und Gestirne ergeben habe. Außerdem meint er, daß der Mensch zu Anfang aus<br />

andersartigen Lebewesen entstanden sei, aufgrund der T<strong>at</strong>sache, daß die anderen sehr schnell<br />

durch sich selbst leben könnten, während allein der Mensch eine lange Zeit der Pflege brauche.<br />

Deswegen habe er sich am Anfang nicht in solcher Verfassung erhalten können“.<br />

Als Kennzeichen des Ursprungs h<strong>at</strong> Anaximander aller Wahrscheinlichkeit nach angegeben:<br />

allumschließende Gewalt, Unerschöpflichkeit, Göttlichkeit und Alterslosigkeit (DK 12 A 11 und 15).<br />

Doch ist uns ein wörtliches Zit<strong>at</strong> aus der Schrift des Anaximander durch Simplicius (DK 12 A 9)<br />

überliefert, der somit der erste <strong>philo</strong>sophische S<strong>at</strong>z ist, den wir besitzen:<br />

(Entstehung und Vergehen der Dinge hängen zusammen) „gemäß der Notwendigkeit, denn<br />

sie gewähren einander gebührendes Recht und Vergeltung für das Unrecht in der<br />

Ordnung der Zeit“.<br />

Lit.:<br />

Ch. H. Kahn: Anaximander and the Origins of Greek Cosmology, Philadelphia 2 1985.<br />

C.J. Classen: Artikel ‚Anaximandros‘, in: RE Suppl. 12 (1970), 30-69

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