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PLAN DER VORLESUNG (1) - Sammelpunkt bei philo.at

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73 Handouts zur Vorlesung: STATIONEN <strong>DER</strong> ANTIKEN PHILOSOPHIE: Buchheim: WS 2000/1<br />

proportional zum mehr-Sein auch das mehr-Eins [als der Körper]. Doch ist sie dennoch nicht das Eine<br />

selbst. Denn die Seele ist eine, ihr ist das Eine irgendwie akzidentiell, und sie sind zwei: die Seele und<br />

das Eine, wie der Körper und das Eine. [...] Denn es sind in ihr viele Kräfte: Schließen, Streben,<br />

Wahrnehmen, was alles durch Eins wie durch ein Band (desmos) zusammenhält. So führt also die<br />

Seele das Eine, als auch selbst eins seiend, einem anderen zu, erleidet dies aber auch selbst von einem<br />

anderem.“<br />

Die Seele ist also bloß äußerste Vermittlungsinstanz des Einen an die Körperwelt, aber selbst nicht<br />

schon Prinzip des Einen. Vielmehr hängt sie noch dem Denken oder Geist nach, der Geist aber erkennt<br />

sich selbst, wie gesehen, wiederum nur als Bild des Einen, nicht als es selbst. Für das Eine selbst h<strong>at</strong><br />

Plotin eine wichtige Metapher vorgeschlagen, nämlich den gänzlich freien, nur sich selbst wollenden<br />

Willen (thelêma tou henos - so der Titel der Enn. VI 8).<br />

Enn. VI 8 [39], 21,14-19:<br />

„Ganz wäre es Wille und darin nichts, was nicht will; also auch nichts vor dem Willen; also wäre der<br />

Wille selbst erstes. Sowohl das »Daß« er wollte als auch »Wie« er wollte und was durch das Wollen<br />

folgte, was also solch ein Wollen erzeugte. - Doch erzeugte er nichts Weiteres in sich, da er dies sonst<br />

schon wäre [sondern nur außer sich - eben das nach ihm Kommende].“<br />

Der Geist oder die mittlere Hypostase wird so beschrieben, daß er in seinem sich selbst Erkennen<br />

zugleich alle Ideen oder alle Formen erkennt und in sich als gewußte vereinigt:<br />

Enn. V 9 [5] 6, 1-9<br />

„Der Geist sei demnach so, daß er das Seiende und alles in ihm selbst habe - nicht als in einem Ort,<br />

sondern als habend sich selbst und als eins seiend mit diesen. Denn alles ist dort zugleich und dennoch<br />

um nichts weniger unterschieden. Denn sogar schon die Seele, die viele Wissenschaften besitzt, h<strong>at</strong> sie<br />

keineswegs konfus in sich, sondern jede führt das ihre aus, wird sie benötigt, ohne die anderen<br />

mitzuschleppen, jeder Gedanke aber ist als reiner aktiv aus den innerhalb ihrer liegenden Gedanken.<br />

So nun und noch viel mehr ist der Geist alles zugleich (homou panta) und auch wieder nicht zugleich,<br />

weil jedes eine eigentümliche Kraft (oder: Bedeutung - dynamis) h<strong>at</strong>.“<br />

Enn. V 3 [49] 10, 23-31<br />

Folglich muß das Denken, wenn es denkt, in Zweien [Subjekt - Objekt] sein und entweder das eine<br />

davon außerhalb oder <strong>bei</strong>de in demselben, und die Denktätigkeit muß stets sowohl in Andersheit als<br />

auch in Selbigkeit sein. Und das hauptsächlich Gedachte muß im Verhältnis zum Geist sowohl<br />

dasselbe als auch verschiedenes sein. Und auch jedes der Gedachten wiederum trägt zusammen aus<br />

diese Selbigkeit und Verschiedenheit; - oder was sollte [das Denken] denken, was nicht anderes und<br />

anderes aufweist? Denn auch wenn jedes ein logos ist, ist es vieles. Also erfaßt es sich selbst dadurch,<br />

daß es ein buntes Auge bunter Farben ist. Denn bezöge es sich auf nur eins und Teilloses, so wäre es<br />

ohne logos“.<br />

Bezeichnend für das Denken Plotins insgesamt ist der S<strong>at</strong>z:<br />

„Die Vielheit beruht in Mangel (to gar plêthos en elleipsei)“ (Enn. VI 17 [38] 8,22).<br />

Für einen weiteren wichtigen Unterschied zum Christentum vgl.:<br />

„Die Seele ist nicht in jenem [dem körperlichen Kosmos], sondern jener in ihr; denn nicht ist der<br />

Körper der Ort für die Seele, sondern die Seele ist zwar im Geist, aber der Körper in der Seele, der<br />

Geist jedoch in noch etwas anderem. Zu diesem aber ist keins mehr ein anderes, damit es darin wäre;<br />

es ist also nirgendwo.“ (Enn. V 5 [32] 9, 29-31)

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