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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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ihrer Arbeiten an dem Ort zu diskutieren, <strong>für</strong><br />

den sie entstanden. Die Aufteilung des Raumes<br />

bzw. die Platzierung der einzelnen Positionen<br />

im Ausstellungsbereich blieb ein wesentlicher<br />

Teil der Planungen. Dazu musste der Raum<br />

zunächst entdeckt, erforscht, erschlossen<br />

werden, um <strong>für</strong> die beste Präsentation jeder<br />

Arbeit wichtige Bedingungen wie das richtige<br />

Licht, das benötigte technische Equipment,<br />

die Beschaffenheit der Wände, des Bodens,<br />

den erforderlichen Abstand zu den anderen<br />

Arbeiten und weitere optische Irritationen wie<br />

Feuerlöscher, Steckdosen, Versorgungsrohre<br />

etc. bereits während des Entstehungsprozesses<br />

zu erörtern. (Zugegebenermaßen ist<br />

manches im Vorfeld schwierig zu bestimmen;<br />

einige Faktoren ließen sich erst während des<br />

Aufbaus angemessen berücksichtigen.)<br />

Inhaltlich beschäftigte sich die Ausstellung mit<br />

der Frage, welchen Stellenwert heute ästhetische<br />

Überlegungen im Zusammenhang konzeptueller<br />

ortspezifischer Strategien innerhalb<br />

einer jungen Künstlergeneration besitzen.<br />

Skulptural wie auch performativ übersetzten<br />

die Künstler die vorhandenen Strukturen in<br />

andere Formen und führten sie weiter, um der<br />

Organisation des Raumes bzw. Ortes konzeptuell<br />

wie perzeptiv eine neue Struktur zu<br />

geben. Neue Spuren wurden gelegt und weiter<br />

getragen, bereits vorhandene Spuren sichtbar<br />

gemacht.<br />

Neben räumlichen Faktoren und bauphysikalischen<br />

Parametern (Temperatur, Absorptions-<br />

und Reflektionsvermögen, haptische<br />

Effekte der Oberflächenbeschaffenheit, Farbgebung,<br />

Muster, Zersetzung etc.) wird der<br />

messbare Raum durch den Faktor Mensch<br />

selbst sehr unterschiedlich interpretiert und<br />

wahrgenommen. ‚Raum’ wurde in den gezeigten<br />

Arbeiten sowohl als motion im physischen<br />

Sinne wie auch als emotion in seiner psychologischen<br />

Bedeutung angesprochen und<br />

vielschichtig auf einer breiten Palette künstlerischer<br />

Spielarten vermittelt.<br />

„(…) the idea that a work has been created<br />

for a particular place whose conditions determine<br />

the way to conceive and produce the<br />

skulpture which, in turn, redefines the site<br />

itself.“ (E.J. Izquierdo, „Specific Sites“, in:<br />

Barcelona, Ausst.kat, Barcelona 1996, S. 69).<br />

So steht der skulpturale Aspekt der Ortsbezogenheit<br />

in einem engen Zusammenhang mit<br />

den Maßverhältnissen eines plastischen Objekts<br />

oder einer Installation zu ihrer Umgebung.<br />

Maßstab, Größe und Position eines ortsspezifischen<br />

Werkes werden von der Topographie<br />

seines Standorts bestimmt. Der Ortsbezug der<br />

Arbeiten in einem temporären Ausstellungskontext<br />

bringt zudem den Faktor der Vergänglichkeit<br />

mit in die Arbeiten ein: Sie wurden <strong>für</strong><br />

einen bestimmten Ort geschaffen und können<br />

nur dort „richtig“ funktionieren.<br />

Der Großteil der Arbeiten ist daher per definitionem<br />

flüchtig: Am Abend der Eröffnung führte<br />

Funda Gül Özcan eine Performance durch,<br />

deren zurückbleibende Spuren als eigene Installation<br />

während der Dauer der Ausstellung<br />

bestehen blieben und sich teilweise im Raum<br />

verteilten. Florian Lechner arbeitete installativ.<br />

Er sammelte kleinteilige Reste, Staub, Fussel<br />

etc. als Spuren der Menschen, die in den<br />

Ateliers und Büros der Platform3 arbeiten, um<br />

sie skulptural in ein Objekt zu binden, das<br />

thematisch die Besetzung und Nutzung spezieller<br />

<strong>Räume</strong> aufnimmt. Karen Ernst erfuhr<br />

die Wahrnehmung ihrer selbst in einer Sprungbewegung,<br />

die im Verhältnis und in Abhängigkeit<br />

zu einer Wand als Zeichnung auf dieser<br />

sichtbar dokumentiert wurde. Johannes<br />

Brechter bediente sich eines metallenen readymades,<br />

das er – seiner ursprünglichen Funktion<br />

beraubt – im Kontext der Ausstellung als<br />

plastisches Raumobjekt mit seinen eigenen<br />

ästhetischen reflektorischen sowie haptischen<br />

Eigenschaften thematisierte. Daneben spielte<br />

er in seinen Überklebungen, die sich zwischen<br />

zweidimensionalem Bild und Relief bewegen,<br />

mit der Dekonstruktion von Schrift und Bildern,<br />

um die zahlreichen sinn- und funktionszuweisenden<br />

„Codes“ unserer alltäglichen Umgebung<br />

aufzubrechen. Johannes Evers abstrahiert<br />

auf humorvolle Weise die gegen Ende<br />

des 18. Jahrhunderts in Mode gekommene<br />

Darstellung von kunsthistorisch bedeutsamen<br />

Werken der Malerei und Plastik, der tableaux<br />

vivants (frz. „lebende Bilder“), und übersetzt<br />

sie in das <strong>zeitgenössische</strong> Medium des Videos.<br />

Für die Ausstellung verarbeitete Evers das

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