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Statement (on Curatorship and Related Issues)<br />
Hou Hanru<br />
Seit über zwei Jahrzehnten habe ich auf dem<br />
Gebiet der <strong>zeitgenössische</strong>n <strong>Kunst</strong> als Kritiker,<br />
Autor, Dozent, Lehrer und insbesondere als<br />
Kurator von Ausstellungen und anderen Events<br />
gearbeitet, zunächst in China, dann in anderen<br />
Ländern überall auf der Welt. Im Laufe der Zeit<br />
haben sich dabei einige grundsätzliche experimentelle<br />
Visionen und Strategien herausgebildet,<br />
um das <strong>zeitgenössische</strong> <strong>Kunst</strong>schaffen<br />
der Öffentlichkeit zu kommunizieren und dabei<br />
kontinuierlich neue Bedeutungen und Rollen<br />
<strong>für</strong> die Künste in einer sich aufgrund der Folgen<br />
der Globalisierung ständig ändernden und<br />
weiterentwickelnden Welt zu suchen. In meinem<br />
Werk habe ich – von bescheidenen, einfachen<br />
und individuell initiierten, und daher nahezu<br />
budgetlosen, Projekten in Alltagsräumen bis<br />
zu umfangreichen öffentlichen Events wie<br />
Biennalen, Festivals und großen Museumsausstellungen<br />
– neben langfristigen Bemühungen,<br />
neue Formen instutitioneller Infrastrukturen zu<br />
schaffen, einige Haupthemen und -sujets entwickelt<br />
und durch Ausstellungsproduktion,<br />
Schriften, Vorträge und andere Aktivitäten auf<br />
die Probe gestellt. Dabei habe ich verstanden,<br />
dass die Aufgabe und die Herausforderung,<br />
der ich mich in meinen Alltagskooperationen<br />
mit Künstlern, Institutionen und anderen Profis,<br />
aber auch im Dialog und der Zusammenarbeit<br />
mit der Öffentlichkeit auf extrem interaktive<br />
Weise zu stellen habe, wirklich aufregend sind.<br />
Sie helfen mir dabei, meine Position als Kurator<br />
und Kritiker folgendermaßen zu definieren:<br />
Zeitgenössische <strong>Kunst</strong> muss sich mit einigen<br />
der entscheidenen, häufig dringenden Fragen<br />
befassen, die die <strong>zeitgenössische</strong> Gesellschaft<br />
und Kultur uns stellen, und unsere Einbildungsund<br />
Ausdruckskraft herausfordern. Ausstellungen,<br />
die ein Gebiet voller Motivationen und<br />
Möglichkeiten <strong>für</strong> Experimente und Innovationen<br />
sind, um den etablierten und vorherrschenden<br />
ästhetischen, ideologischen und institutionellen<br />
Kanon herauszufordern, sollten innovative<br />
<strong>Räume</strong> <strong>für</strong> die Künstler und die Öffentlichkeit<br />
werden, in denen sie ihre Gedanken und Auffassungen<br />
hinsichtlich der hier genannten<br />
Punkte und anderen Themen entwickeln können.<br />
Die folgenden Punkte waren in meinem Werk<br />
des letzten Jahrzehnts von zentraler Bedeutung<br />
und werden in den nächsten Projekten weiterentwickelt<br />
werden:<br />
1. Neue Formen der Identität im Zeitalter<br />
des Post-Kalter-Krieg-/postkolonialen Übergangs,<br />
die im Entstehen begriffene neue geopolitische-ökonomische<br />
Machtbeziehung am<br />
Ende der westlichen Vorherrschaft.<br />
2. Das Reflektieren der mannigfachen<br />
Ausprägungen der Moderne in verschiedenen<br />
Teilen der Welt in ihrer Auseinandersetzung<br />
mit Modernisierung und Globalisierung, Urbanisierung<br />
und städtischer Ausdehnung als<br />
einem neuen Gebiet <strong>für</strong> die <strong>zeitgenössische</strong><br />
<strong>Kunst</strong>entwicklung.<br />
3. Neue Formen der Produktion, Kommunikation<br />
und sozialen Organisation im Zeitalter<br />
der Globalisierung in der ständigen Auseinandersetzung<br />
mit transnationalen <strong>Räume</strong>n,<br />
hohem Tempo und hoher Dichte, gewaltigem<br />
Informationsfluss und -austausch, der Komplexität<br />
eines globalen Zirkulationssystems<br />
jenseits von Vertikalität und Horizontalität:<br />
Raster des Vertebralen und des Zellulären,<br />
neue Formen sozialer Konflikte und Kämpfe,<br />
alternative Projekte <strong>für</strong> die Gesellschaft usw.<br />
4. Alternative Formen der <strong>Kunst</strong>infrastruktur<br />
und -institution, die sich auf neue Strategien<br />
des Überlebens, des Widerstands und der<br />
Entwicklung beziehen, vor allem die Initiativen<br />
von Bottom-up und Straßenaktionen.<br />
5. Die Wiederanbindung der <strong>Kunst</strong> an das<br />
wirkliche Leben durch die Produktion neuer<br />
öffentlicher <strong>Räume</strong>. Etwa Biennalen als Mittel,<br />
um neue Lokalitäten, neue Debatten und eine<br />
neue Dynamik zwischen Globalem und Lokalem<br />
zu produzieren.<br />
Ausstellungen bilden letztlich ein dynamisches<br />
und komplexes System, das zur Produktion<br />
innovativer Ideen und Einfälle und ihrer kraftvollen<br />
Umsetzung ermutigt, um sich mit allen<br />
möglichen Arten widersprüchlicher Bedingungen<br />
auseinanderzusetzen, die den realen<br />
Prozess der Gestaltung unseres wirklichen<br />
Lebens heute widerspiegeln. Ausstellungen<br />
Anstösse | Lecture Series<br />
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