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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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Statement (on Curatorship and Related Issues)<br />

Hou Hanru<br />

Seit über zwei Jahrzehnten habe ich auf dem<br />

Gebiet der <strong>zeitgenössische</strong>n <strong>Kunst</strong> als Kritiker,<br />

Autor, Dozent, Lehrer und insbesondere als<br />

Kurator von Ausstellungen und anderen Events<br />

gearbeitet, zunächst in China, dann in anderen<br />

Ländern überall auf der Welt. Im Laufe der Zeit<br />

haben sich dabei einige grundsätzliche experimentelle<br />

Visionen und Strategien herausgebildet,<br />

um das <strong>zeitgenössische</strong> <strong>Kunst</strong>schaffen<br />

der Öffentlichkeit zu kommunizieren und dabei<br />

kontinuierlich neue Bedeutungen und Rollen<br />

<strong>für</strong> die Künste in einer sich aufgrund der Folgen<br />

der Globalisierung ständig ändernden und<br />

weiterentwickelnden Welt zu suchen. In meinem<br />

Werk habe ich – von bescheidenen, einfachen<br />

und individuell initiierten, und daher nahezu<br />

budgetlosen, Projekten in Alltagsräumen bis<br />

zu umfangreichen öffentlichen Events wie<br />

Biennalen, Festivals und großen Museumsausstellungen<br />

– neben langfristigen Bemühungen,<br />

neue Formen instutitioneller Infrastrukturen zu<br />

schaffen, einige Haupthemen und -sujets entwickelt<br />

und durch Ausstellungsproduktion,<br />

Schriften, Vorträge und andere Aktivitäten auf<br />

die Probe gestellt. Dabei habe ich verstanden,<br />

dass die Aufgabe und die Herausforderung,<br />

der ich mich in meinen Alltagskooperationen<br />

mit Künstlern, Institutionen und anderen Profis,<br />

aber auch im Dialog und der Zusammenarbeit<br />

mit der Öffentlichkeit auf extrem interaktive<br />

Weise zu stellen habe, wirklich aufregend sind.<br />

Sie helfen mir dabei, meine Position als Kurator<br />

und Kritiker folgendermaßen zu definieren:<br />

Zeitgenössische <strong>Kunst</strong> muss sich mit einigen<br />

der entscheidenen, häufig dringenden Fragen<br />

befassen, die die <strong>zeitgenössische</strong> Gesellschaft<br />

und Kultur uns stellen, und unsere Einbildungsund<br />

Ausdruckskraft herausfordern. Ausstellungen,<br />

die ein Gebiet voller Motivationen und<br />

Möglichkeiten <strong>für</strong> Experimente und Innovationen<br />

sind, um den etablierten und vorherrschenden<br />

ästhetischen, ideologischen und institutionellen<br />

Kanon herauszufordern, sollten innovative<br />

<strong>Räume</strong> <strong>für</strong> die Künstler und die Öffentlichkeit<br />

werden, in denen sie ihre Gedanken und Auffassungen<br />

hinsichtlich der hier genannten<br />

Punkte und anderen Themen entwickeln können.<br />

Die folgenden Punkte waren in meinem Werk<br />

des letzten Jahrzehnts von zentraler Bedeutung<br />

und werden in den nächsten Projekten weiterentwickelt<br />

werden:<br />

1. Neue Formen der Identität im Zeitalter<br />

des Post-Kalter-Krieg-/postkolonialen Übergangs,<br />

die im Entstehen begriffene neue geopolitische-ökonomische<br />

Machtbeziehung am<br />

Ende der westlichen Vorherrschaft.<br />

2. Das Reflektieren der mannigfachen<br />

Ausprägungen der Moderne in verschiedenen<br />

Teilen der Welt in ihrer Auseinandersetzung<br />

mit Modernisierung und Globalisierung, Urbanisierung<br />

und städtischer Ausdehnung als<br />

einem neuen Gebiet <strong>für</strong> die <strong>zeitgenössische</strong><br />

<strong>Kunst</strong>entwicklung.<br />

3. Neue Formen der Produktion, Kommunikation<br />

und sozialen Organisation im Zeitalter<br />

der Globalisierung in der ständigen Auseinandersetzung<br />

mit transnationalen <strong>Räume</strong>n,<br />

hohem Tempo und hoher Dichte, gewaltigem<br />

Informationsfluss und -austausch, der Komplexität<br />

eines globalen Zirkulationssystems<br />

jenseits von Vertikalität und Horizontalität:<br />

Raster des Vertebralen und des Zellulären,<br />

neue Formen sozialer Konflikte und Kämpfe,<br />

alternative Projekte <strong>für</strong> die Gesellschaft usw.<br />

4. Alternative Formen der <strong>Kunst</strong>infrastruktur<br />

und -institution, die sich auf neue Strategien<br />

des Überlebens, des Widerstands und der<br />

Entwicklung beziehen, vor allem die Initiativen<br />

von Bottom-up und Straßenaktionen.<br />

5. Die Wiederanbindung der <strong>Kunst</strong> an das<br />

wirkliche Leben durch die Produktion neuer<br />

öffentlicher <strong>Räume</strong>. Etwa Biennalen als Mittel,<br />

um neue Lokalitäten, neue Debatten und eine<br />

neue Dynamik zwischen Globalem und Lokalem<br />

zu produzieren.<br />

Ausstellungen bilden letztlich ein dynamisches<br />

und komplexes System, das zur Produktion<br />

innovativer Ideen und Einfälle und ihrer kraftvollen<br />

Umsetzung ermutigt, um sich mit allen<br />

möglichen Arten widersprüchlicher Bedingungen<br />

auseinanderzusetzen, die den realen<br />

Prozess der Gestaltung unseres wirklichen<br />

Lebens heute widerspiegeln. Ausstellungen<br />

Anstösse | Lecture Series<br />

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