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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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eligiöser Objekte zweier Glaubensrichtungen:<br />

des Judentums und des Islams. Die Weste,<br />

die sowohl <strong>für</strong> Frauen als auch <strong>für</strong> Männer<br />

konzipiert ist, kann entweder in einen Tallit, den<br />

jüdischen Gebetsschal, oder einen Gebetsteppich<br />

transformiert werden. Dabei werden<br />

die Farben Blau und Weiß der traditionellen<br />

Tallits verwendet, und weitere notwendige<br />

Sakralgegenstände wie Tefillin und Zizit oder<br />

Kompass sind bei der Frontier Vest integriert.<br />

Die Kapuze der Weste dient einer Muslimin als<br />

Kopfbedeckung während des Gebets, diese<br />

kann aber auch in eine Kippa reduziert werden.<br />

Azra Aksamija hinterfragt mit diesen Arbeiten<br />

nicht nur Traditionen sakraler <strong>Räume</strong> und Bedürfnisse<br />

der Muslime der Gegenwart, sondern<br />

es gelingt ihr hiermit außerdem einen Moscheebegriff<br />

neu zu interpretieren und die im Westen<br />

bestehenden Vorurteile von Islam und Judentum<br />

zu dekonstruieren.<br />

Mit einem ähnlichen Transformationsprinzip<br />

der Alltagsgegenstände arbeitet auch<br />

Stefan Wischnewski. Für die Ausstellung Belief<br />

Unlimited hat er das 220 cm lange und 170 cm<br />

breite Kreuz aus Rucksäcken und Trolleys auf<br />

einem Holzgerüst zu einer Art „Wanderkreuz“<br />

neu vernäht kombiniert der den Wallfahrtsgedanken<br />

symbolisieren soll.<br />

Das Thema der Wallfahrtsorte hat auch die<br />

Künstlerin Rose Stach in ihrer Fotografie Wallfahrtsorte<br />

I analysiert. Sie deutet mit ihrer<br />

Arbeit an, dass Wallfahrtsorte moderner Menschen<br />

eher Fitnesscenter und Shoppingzentren<br />

geworden sind und dass eher dort nach Ruhe<br />

gesucht wird als in einer Kirche oder einem<br />

Wallfahrtsort. So sind auch <strong>für</strong> die Künstlerin<br />

Teppichlager Inspirationsquellen <strong>für</strong> ihre Arbeit,<br />

wie auch in diesem Fall, als sie dort nebeneinander<br />

aufgereihte und gerollte Teppichreste<br />

sah, die sie mit ihrer schlanken Form an Minarette<br />

osmanischer Moscheen erinnerten.<br />

Wallfahrtsorte I dagegen ahmt die Spiralform<br />

des 52 Meter hohen Minaretts der Moschee<br />

von Samarra im Irak aus dem Jahre 852 nach,<br />

gleichzeitig symbolisiert diese gegen den<br />

blauen Himmel fotografierte Teppichrolle aber<br />

auch den Turm zu Babel.<br />

Eine Brücke zu den Wallfahrten findet sich<br />

weiterhin in der Installation Devotionalien<br />

Rosenzweig, die einmal mit den Schreibtischen<br />

und Laptops das Büro der Platform3 symbolisiert,<br />

gleichzeitig aber auch mit Devotionalien,<br />

Souvenirs und Kitsch aus allen Religionen<br />

vollgestopft ist. Die Besucher wurden dadurch<br />

herausgefordert einzelne Gegenstände in dieser<br />

üppigen Installation <strong>für</strong> sich zu entdecken<br />

und dabei auch weitere in die Installation integrierte<br />

Video- und Fotoarbeiten der beiden<br />

Künstler Ani Asvazadurian und Ervil Jovkovic<br />

zu finden. Carolin Wenzel fotografiert ähnliche<br />

Devotionalien, die in allen Räumlichkeiten<br />

eines Familienmitglieds verteilt sind, und hält<br />

diese auf 45 Polaroids fest, während sie einige<br />

dieser Sakralbestände in Credo Compact in<br />

einem mobilen Holzaltar verarbeitet. Von Ervil<br />

Jovkovic waren außerdem Magen David,<br />

Dóhany Utcai Zsinagoga und Holy Freaks I–IV<br />

zu sehen, die mit abgelaufenen SX-70-Filmen<br />

in der Polaroidtechnik die historische Synagoge<br />

von Budapest zeigen. Für die Ausstellung<br />

in der Theatinerkirche konzipierte Ervil Jovkovic<br />

außerdem Bar Mayim, eine Installation,<br />

die den spirituelle Glauben an die heilende<br />

Kraft des Wassers in verschiedenen Religionen<br />

bearbeitet.<br />

Eine Gemeinsamkeit und Kontinuität der<br />

drei großen monotheistischen Religionen verdeutlicht<br />

auch die Arbeit Update 610 von Sead<br />

Mujic. Die Grafik zeigt ein mit Klapppfeilen<br />

versehenes Kreuz umgeben von einem Menschenring.<br />

Das Kreuz symbolisiert die Zeit des<br />

Judentums und Christentums, während die<br />

zusammengeklappte Form des Kreuzes die<br />

würfelförmige Form der Kaaba und die dritte<br />

Religion andeutet, die mit der Offenbarung<br />

an den Propheten Muhammed im Jahre 610<br />

ansetzt.<br />

Mit dem Islam setzen sich auch einige<br />

andere Arbeiten in der Ausstellung auseinander<br />

– vor allem mit der heftig diskutierten<br />

Verschleierung der Frau.<br />

Nana Dix erinnert mit ihren Arbeiten an<br />

die berühmte Islamic Vogue von Shahram<br />

Entekhabi, indem sie Titelseiten von Frauenzeitschriften<br />

übermalt und die reizvoll gekleideten<br />

Models ihrer Serien mit silberne und<br />

schwarzen Burkas verkleidet. Eine kritische<br />

Auseinandersetzung mit dem Bekleidungsstück<br />

einer Burka gelingt auch Mitra Wakil.<br />

Die aus Afghanistan stammende Künstlerin

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