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eligiöser Objekte zweier Glaubensrichtungen:<br />
des Judentums und des Islams. Die Weste,<br />
die sowohl <strong>für</strong> Frauen als auch <strong>für</strong> Männer<br />
konzipiert ist, kann entweder in einen Tallit, den<br />
jüdischen Gebetsschal, oder einen Gebetsteppich<br />
transformiert werden. Dabei werden<br />
die Farben Blau und Weiß der traditionellen<br />
Tallits verwendet, und weitere notwendige<br />
Sakralgegenstände wie Tefillin und Zizit oder<br />
Kompass sind bei der Frontier Vest integriert.<br />
Die Kapuze der Weste dient einer Muslimin als<br />
Kopfbedeckung während des Gebets, diese<br />
kann aber auch in eine Kippa reduziert werden.<br />
Azra Aksamija hinterfragt mit diesen Arbeiten<br />
nicht nur Traditionen sakraler <strong>Räume</strong> und Bedürfnisse<br />
der Muslime der Gegenwart, sondern<br />
es gelingt ihr hiermit außerdem einen Moscheebegriff<br />
neu zu interpretieren und die im Westen<br />
bestehenden Vorurteile von Islam und Judentum<br />
zu dekonstruieren.<br />
Mit einem ähnlichen Transformationsprinzip<br />
der Alltagsgegenstände arbeitet auch<br />
Stefan Wischnewski. Für die Ausstellung Belief<br />
Unlimited hat er das 220 cm lange und 170 cm<br />
breite Kreuz aus Rucksäcken und Trolleys auf<br />
einem Holzgerüst zu einer Art „Wanderkreuz“<br />
neu vernäht kombiniert der den Wallfahrtsgedanken<br />
symbolisieren soll.<br />
Das Thema der Wallfahrtsorte hat auch die<br />
Künstlerin Rose Stach in ihrer Fotografie Wallfahrtsorte<br />
I analysiert. Sie deutet mit ihrer<br />
Arbeit an, dass Wallfahrtsorte moderner Menschen<br />
eher Fitnesscenter und Shoppingzentren<br />
geworden sind und dass eher dort nach Ruhe<br />
gesucht wird als in einer Kirche oder einem<br />
Wallfahrtsort. So sind auch <strong>für</strong> die Künstlerin<br />
Teppichlager Inspirationsquellen <strong>für</strong> ihre Arbeit,<br />
wie auch in diesem Fall, als sie dort nebeneinander<br />
aufgereihte und gerollte Teppichreste<br />
sah, die sie mit ihrer schlanken Form an Minarette<br />
osmanischer Moscheen erinnerten.<br />
Wallfahrtsorte I dagegen ahmt die Spiralform<br />
des 52 Meter hohen Minaretts der Moschee<br />
von Samarra im Irak aus dem Jahre 852 nach,<br />
gleichzeitig symbolisiert diese gegen den<br />
blauen Himmel fotografierte Teppichrolle aber<br />
auch den Turm zu Babel.<br />
Eine Brücke zu den Wallfahrten findet sich<br />
weiterhin in der Installation Devotionalien<br />
Rosenzweig, die einmal mit den Schreibtischen<br />
und Laptops das Büro der Platform3 symbolisiert,<br />
gleichzeitig aber auch mit Devotionalien,<br />
Souvenirs und Kitsch aus allen Religionen<br />
vollgestopft ist. Die Besucher wurden dadurch<br />
herausgefordert einzelne Gegenstände in dieser<br />
üppigen Installation <strong>für</strong> sich zu entdecken<br />
und dabei auch weitere in die Installation integrierte<br />
Video- und Fotoarbeiten der beiden<br />
Künstler Ani Asvazadurian und Ervil Jovkovic<br />
zu finden. Carolin Wenzel fotografiert ähnliche<br />
Devotionalien, die in allen Räumlichkeiten<br />
eines Familienmitglieds verteilt sind, und hält<br />
diese auf 45 Polaroids fest, während sie einige<br />
dieser Sakralbestände in Credo Compact in<br />
einem mobilen Holzaltar verarbeitet. Von Ervil<br />
Jovkovic waren außerdem Magen David,<br />
Dóhany Utcai Zsinagoga und Holy Freaks I–IV<br />
zu sehen, die mit abgelaufenen SX-70-Filmen<br />
in der Polaroidtechnik die historische Synagoge<br />
von Budapest zeigen. Für die Ausstellung<br />
in der Theatinerkirche konzipierte Ervil Jovkovic<br />
außerdem Bar Mayim, eine Installation,<br />
die den spirituelle Glauben an die heilende<br />
Kraft des Wassers in verschiedenen Religionen<br />
bearbeitet.<br />
Eine Gemeinsamkeit und Kontinuität der<br />
drei großen monotheistischen Religionen verdeutlicht<br />
auch die Arbeit Update 610 von Sead<br />
Mujic. Die Grafik zeigt ein mit Klapppfeilen<br />
versehenes Kreuz umgeben von einem Menschenring.<br />
Das Kreuz symbolisiert die Zeit des<br />
Judentums und Christentums, während die<br />
zusammengeklappte Form des Kreuzes die<br />
würfelförmige Form der Kaaba und die dritte<br />
Religion andeutet, die mit der Offenbarung<br />
an den Propheten Muhammed im Jahre 610<br />
ansetzt.<br />
Mit dem Islam setzen sich auch einige<br />
andere Arbeiten in der Ausstellung auseinander<br />
– vor allem mit der heftig diskutierten<br />
Verschleierung der Frau.<br />
Nana Dix erinnert mit ihren Arbeiten an<br />
die berühmte Islamic Vogue von Shahram<br />
Entekhabi, indem sie Titelseiten von Frauenzeitschriften<br />
übermalt und die reizvoll gekleideten<br />
Models ihrer Serien mit silberne und<br />
schwarzen Burkas verkleidet. Eine kritische<br />
Auseinandersetzung mit dem Bekleidungsstück<br />
einer Burka gelingt auch Mitra Wakil.<br />
Die aus Afghanistan stammende Künstlerin