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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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hijabs von Mitra Wakil (Afghanistan/ Deutschland),<br />

die drei Generationen repräsentieren,<br />

deren jede auf ihrer eigenen Insel ausgesetzt<br />

ist. Ein Werk, das aufgrund seines Detailreichtums<br />

und Tiefe herausragt, ist Isi Kunaths<br />

(Niederlande/ Deutschland) mehrgeschossiger<br />

Apartmentblock, mit dünnen Streifen die aus<br />

den Fenstern hinausragen, mit markanten<br />

Botschaften die der orientalischern Philosophie<br />

entstammen wie You have a garden within you,<br />

search, and you will find it (Du trägst einen<br />

Garten in dir, suche, und du wirst ihn finden).<br />

Das Modell besteht aus Pappe und handgefertigten<br />

Verzierungen und kombiniert typische<br />

traditionelle Motive mit High Tech-Apparaturen.<br />

Das ist in der chinesischen Tradition der „Erinnerungstag“,<br />

an dem man lieben Verstorbenen<br />

Opfergaben bringt. An die Stelle traditioneller<br />

Opfergaben, bei denen es sich früher um<br />

Dinge wie Blumen, Früchte, Parfüms und<br />

Kleidungsstücke handelte, sind inzwischen<br />

Dinge wie Handies oder I-pods getreten!<br />

Azra Aksamija (Bosnien/Österreich/<br />

USA), von Beruf Architektin, hat historische<br />

Kostüme und Accessoires ausgestellt, die Teil<br />

des Nomadic Mosque Project sind und verschiedene<br />

Möglichkeiten des Umgangs mit den<br />

räumlichen Beziehungen zwischen islamischen<br />

Traditionen und der Moderne der westlichen<br />

Welt erkunden. Rabi Georges zwei Schwarzweiß-Fotografien<br />

(Syrien/ Deutschland) zeigen<br />

die unvernünftige Brutalität der Gewalt, und<br />

die dritte präsentiert Madonna mit einem<br />

hijab und gepeelter Brust beim Stillen eines<br />

Kindes.<br />

Die Ausstellung zeigt auch sechs kurze,<br />

aber beeindruckend nachdenkliche Dokumentarfilme<br />

aus Deutschland, Großbritannien,<br />

Portugal und Italien zu Themen, die zu umfassenden<br />

Diskussionen inspirieren, gefolgt<br />

von einer Fusion spanischer und türkischer<br />

Musik, bei der es sich um eine besonders geglückte<br />

Mischung handelt! Doch der Höhepunkt<br />

des Ganzen war natürlich der intensive,<br />

energiegeladene Derwischtanz von Rabi<br />

Georges, der von stimmungsvoller Musik begleitet<br />

wurde. Für seine zweite Präsentation<br />

über das blinde Sich-an-das-Dogma-Klammern,<br />

das zu sinnloser Selbstzerstörung führt,<br />

erhielt er lang anhaltenden Applaus.<br />

Es gibt Skulpturen, Gemälde, Fotografien,<br />

Videos und Filme, die die banalen Praktiken<br />

und extremistischen Taten hinterfragen, welche<br />

das Leben in jeder der Hauptreligionen der<br />

Welt, das heißt Christentum, Islam, Hinduismus<br />

und Buddhismus, bedrohen, und an eine pragmatische<br />

Gewissenprüfung und Neudefinition<br />

überholter Lehrsätze appellieren. Diese von<br />

einer jungen promovierenden <strong>Kunst</strong>historikerin<br />

und der vielversprechenden Kuratorin Mirela<br />

Ljevakovic (Bosnien/ Deutschland) zusammengestellte<br />

Ausstellung verdient es, ja muss auch<br />

anderorts gezeigt werden.<br />

Eine Kehrseite? Um sie Besuchern überall<br />

in der Welt zugänglich zu machen, bedarf die<br />

Ausstellung eines Kommentars oder Katalogs<br />

auf Englisch oder in der jeweiligen Landessprache.<br />

So sieht man etwa auf dem Werk<br />

Semana Santa von Harald Siemsen (Spanien/<br />

Deutschland), einer spektakulären Verbindung<br />

von Fotografie und Pinsel, junge und alte Menschen,<br />

die von Kopf bis Fuß in grüne Schleier<br />

gehüllt sind, bei einer rituellen Prozession.<br />

Dies ist eine Tradition in Sevilla, Spanien, aber<br />

ich bezweifle, dass viele Betrachter das Wesen<br />

dieser Veranstaltung begreifen, wenn man es<br />

ihnen nicht erklärt.<br />

Im Sommer <strong>2009</strong> war die indische Journalistin, Verlegerin und<br />

Übersetzerin Arundhati Deosthale zu Gast in der Villa Waldberta,<br />

dem internationalen Künstlerhaus der Stadt München. Sie kümmert<br />

sich seit Jahren ehrenamtlich um die Bildung von Kindern im<br />

ländlichen Raum Indiens.<br />

Vordergrund: Mitra Wakil, Blaue Figur, <strong>2009</strong><br />

Hintergrund: Mitra Wakil, Ich vor grünem Hintergund, 2008<br />

Projekte <strong>2009</strong> | Belief Unlimited<br />

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