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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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Beziehung, und sie ist ein Beleg <strong>für</strong> die Bedeutung<br />

des nicht-westlichen Modernismus,<br />

der diesen grundlegenden staatsbürgerlichen<br />

Wert aufrechterhalten hat, und <strong>für</strong> diese <strong>zeitgenössische</strong>n<br />

Künstler in der ganzen Welt,<br />

die versuchen ihn wieder ins Zentrum ihrer<br />

künstlerischen Praxis zu stellen.<br />

Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus G. Schneider.<br />

Thoughts on Maritime Criticism<br />

Iain Chambers<br />

Bei der Arbeit mit der Idee der maritimen Kritik<br />

und flüssigen Archiven ist mir klar geworden,<br />

dass neben den Gewissheiten der terrestrischen<br />

Referenten, das Überqueren des Meeres –<br />

gestern des Atlantiks, heute des Mittelmeers –,<br />

eine Übergangszone ist, die eine bedeutende<br />

kritische Disposition vorschlägt, die in der<br />

Lage ist, die Norm und den nomos der territorialen<br />

Identifikation herauszufordern. Als eine<br />

Zwischenzone, in der die politische Geometrie<br />

und der historische Maßstab verdünnt und<br />

verstreut werden, ist das Meer kein unsicherer<br />

Zusatz mehr, sondern wird eine kritische Disposition,<br />

bei der die Geschichte vom Migranten,<br />

Exilanten, Fremden und von den auftauchenden<br />

Epistemologien gemacht wird, welche die,<br />

die Moderne neu gestaltenden planetarischen<br />

Prozesse begleiten. Dies ist eine Herausforderung<br />

<strong>für</strong> die Gewalt einer Sprache, die ihre<br />

Karten, ihre Vernunft, als einzigen Maßstab <strong>für</strong><br />

die Welt betrachtet.<br />

Gleichzeitig verweist uns das kontinuierliche<br />

Aufzeichnen der Grenzen der Repräsentation<br />

in <strong>zeitgenössische</strong>n <strong>Kunst</strong>praktiken auf<br />

das, was Karten zu repräsentieren versuchen,<br />

aber zugleich auch unterdrücken: jene materiellen<br />

Texturen und Gebiete von Lebensformen,<br />

menschlichen und nicht-menschlichen, die<br />

über ein abstraktes soziologisches Vermächtnis<br />

und seine historischen Urteile hinausgehen.<br />

Hier propagieren eine öko-logische und eine<br />

post-koloniale Kritik eine Reihe analytischer<br />

Zwischenräume, von denen aus es möglich<br />

wird, sowohl das einzigartige Ereignis als auch<br />

seine planetarische oder weltliche Formulierung<br />

neu zu bewerten. Die Abstraktion, die auf<br />

der begrifflichen Ebene aufrechterhalten wird,<br />

wird hier gebogen und in eine Landschaft, oder<br />

in diesem Fall besser in eine Meereslandschaft<br />

gefaltet, die ihrerseits zugleich flüssiger und<br />

präziser, zur selben Zeit spezifischer und<br />

mobiler, differenzierter und dispersiver wird.<br />

Wir haben es also vielleicht mit einem „Maßstab“<br />

zu tun, den zu kontrollieren und definieren,<br />

Anstösse | Lecture Series<br />

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