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nicht ausschließlich uns zusteht, daher die<br />
Herausforderung des Posthumanismus, bei<br />
dem das (abendländische) Subjekt nicht mehr<br />
zwangsläufig im Zentrum des Bildes steht.<br />
Doch wie immer das Urteil ausfällt, damit wird,<br />
wie Gilles Deleuze gesagt hätte, ein neues<br />
Denkbild vorgeschlagen. Hier sind das physikalische<br />
und metaphysische Terrain, die<br />
Oberfläche und das Medium nicht mehr durch<br />
einen „-ismus“ garantiert. In diesem gewissermaßen<br />
unsicheren und ungarantierten Kontext<br />
sollten wir meines Erachtens einen möglichen<br />
Dialog zwischen der historischen Dynamik<br />
der Kultur und der kritischen Herausforderung<br />
einfügen, welche die moderne Migration und<br />
die bio-politische Aktivierung von Grenzen und<br />
Abgrenzungen darstellt.<br />
Indem wir Grenzübergangsstellen betrachten,<br />
betrachten wir nicht nur den offenkundigen<br />
und häufig extrem gefährlichen physikalischen<br />
Übergang, sondern auch die impliziten epistemologischen<br />
Neukonfigurationen, die auftauchen,<br />
wenn die individualisierten und kollektiven<br />
Körper der Geschichte, der Kultur und des<br />
Denkens ihre jeweiligen Verlaufsbahnen durchqueren,<br />
kontaminieren und verkomplizieren,<br />
die sich von bekannten Themen der historischen<br />
Hybridisierung und kulturellen Kreolisierung<br />
bis zu dem ungebärdigen Schauplatz der interdisziplinären<br />
Studien erstrecken. Und was geschieht<br />
mit diesen Themen, wenn sie losgelöst<br />
wurden und es ihnen überlassen bleibt, ohne<br />
unmittelbare nationale und disziplinäre Koordinaten<br />
dahinzutreiben?<br />
Dies ist eine mobile Matrix, deren historische<br />
Kräfte ihre politischen Rahmen häufig<br />
überschreiten. Denn wenn wir annehmen, dass<br />
wir den Rest des Planeten in anthropologische,<br />
soziologische, historische, juridische und<br />
politische „Objekte“ kulturellen und politischen<br />
Denkens und kultureller und politischer Gesetzgebung<br />
übersetzen, dann vergessen wir<br />
nur allzu leicht, dass wir selbst durch genau<br />
jene Prozeses übersetzt und verwandelt werden,<br />
die wir zu begrenzen, zu disziplinieren und zu<br />
erklären versuchen. Dies führt zu unsicheren<br />
Grenzen und ungebärdigen Abgrenzungen,<br />
die zu sich verschiebenden Archipeln führen,<br />
die in den unregelmäßigen Rhythmen und<br />
zerklüfteten Temporalitäten des planetarischen<br />
Raums verteilt sind. Diese schneiden in die<br />
traditionellen binären Unterscheidungen zwischen<br />
Nord und Süd, Mitte und Peripherie,<br />
West und Rest hinein, schneiden sie durch und<br />
gehen über sie hinaus.<br />
Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus G. Schneider.