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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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nicht ausschließlich uns zusteht, daher die<br />

Herausforderung des Posthumanismus, bei<br />

dem das (abendländische) Subjekt nicht mehr<br />

zwangsläufig im Zentrum des Bildes steht.<br />

Doch wie immer das Urteil ausfällt, damit wird,<br />

wie Gilles Deleuze gesagt hätte, ein neues<br />

Denkbild vorgeschlagen. Hier sind das physikalische<br />

und metaphysische Terrain, die<br />

Oberfläche und das Medium nicht mehr durch<br />

einen „-ismus“ garantiert. In diesem gewissermaßen<br />

unsicheren und ungarantierten Kontext<br />

sollten wir meines Erachtens einen möglichen<br />

Dialog zwischen der historischen Dynamik<br />

der Kultur und der kritischen Herausforderung<br />

einfügen, welche die moderne Migration und<br />

die bio-politische Aktivierung von Grenzen und<br />

Abgrenzungen darstellt.<br />

Indem wir Grenzübergangsstellen betrachten,<br />

betrachten wir nicht nur den offenkundigen<br />

und häufig extrem gefährlichen physikalischen<br />

Übergang, sondern auch die impliziten epistemologischen<br />

Neukonfigurationen, die auftauchen,<br />

wenn die individualisierten und kollektiven<br />

Körper der Geschichte, der Kultur und des<br />

Denkens ihre jeweiligen Verlaufsbahnen durchqueren,<br />

kontaminieren und verkomplizieren,<br />

die sich von bekannten Themen der historischen<br />

Hybridisierung und kulturellen Kreolisierung<br />

bis zu dem ungebärdigen Schauplatz der interdisziplinären<br />

Studien erstrecken. Und was geschieht<br />

mit diesen Themen, wenn sie losgelöst<br />

wurden und es ihnen überlassen bleibt, ohne<br />

unmittelbare nationale und disziplinäre Koordinaten<br />

dahinzutreiben?<br />

Dies ist eine mobile Matrix, deren historische<br />

Kräfte ihre politischen Rahmen häufig<br />

überschreiten. Denn wenn wir annehmen, dass<br />

wir den Rest des Planeten in anthropologische,<br />

soziologische, historische, juridische und<br />

politische „Objekte“ kulturellen und politischen<br />

Denkens und kultureller und politischer Gesetzgebung<br />

übersetzen, dann vergessen wir<br />

nur allzu leicht, dass wir selbst durch genau<br />

jene Prozeses übersetzt und verwandelt werden,<br />

die wir zu begrenzen, zu disziplinieren und zu<br />

erklären versuchen. Dies führt zu unsicheren<br />

Grenzen und ungebärdigen Abgrenzungen,<br />

die zu sich verschiebenden Archipeln führen,<br />

die in den unregelmäßigen Rhythmen und<br />

zerklüfteten Temporalitäten des planetarischen<br />

Raums verteilt sind. Diese schneiden in die<br />

traditionellen binären Unterscheidungen zwischen<br />

Nord und Süd, Mitte und Peripherie,<br />

West und Rest hinein, schneiden sie durch und<br />

gehen über sie hinaus.<br />

Aus dem Englischen übersetzt von Nikolaus G. Schneider.

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