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PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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wie Kohlendioxid (CO2), Methan (CH4) und<br />

Distickstoffoxid (N20) in die Natur exportiert.<br />

Der Verbrennungsmotor stellt bis heute die<br />

Konvention in der automobilen Antriebstechnik<br />

schlechthin dar. Im Jahre 2000 befanden sich<br />

rund 800 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren<br />

weltweit im Einsatz, bis 2030<br />

werden sogar 1,6 Milliarden Fahrzeuge prognostiziert.<br />

Doch eine solche Entwicklung ist mehr als<br />

problematisch, denn bedingt durch den Klimawandel<br />

und die sinkende Verfügbarkeit fossiler<br />

Brennstoffe wird sich im 21. Jahrhundert<br />

weltweit eine neue industrielle Revolution vollziehen.<br />

Kern dieser Revolution ist ein energietechnologischer<br />

Paradigmenwechsel, weg von<br />

fossilen hin zu regenerativen Energietechnologien.<br />

Dieser Paradigmenwechsel betrifft auch<br />

und gerade die Automobilität, die den gesamten<br />

straßengebundenen Personen- und Güterverkehr<br />

umfasst. Hier müssen nicht nur sämtliche<br />

Antriebs- und Kraftstoffsysteme einschließlich<br />

der dazugehörigen Produktions-, Service- und<br />

Infrastrukturen von fossilen auf regenerative<br />

Energiequellen umgestellt werden, sondern es<br />

bedarf darüber hinaus völlig neuer Mobilitätskonzepte.<br />

Die Revolutionierung der Energietechnologien<br />

im Bereich der Automobilität kann sich<br />

auf ein breit gefächertes Feld antriebs- und<br />

kraftstofftechnologischer Innovationen stützen.<br />

In diesem Innovationsfeld kristallisieren sich<br />

gegenwärtig drei Erfolg versprechende Entwicklungspfade<br />

<strong>für</strong> den energietechnologischen<br />

Paradigmenwechsel heraus: der Wasserstoff-<br />

Verbrennungsmotor, der Brennstoffzellen-<br />

Elektroantrieb und der Batterie-Elektroantrieb.<br />

Bei näherer Betrachtung dieser drei Entwicklungspfade<br />

zeigt sich, dass kulturelle Konfigurationen<br />

sowohl im Hinblick auf die Entwicklung,<br />

als auch auf die Nutzung dieser<br />

technischen Innovationen eine zentrale Rolle<br />

spielen.<br />

Aus innovationstheoretischer Perspektive<br />

handelt es sich bei der Entwicklung und<br />

Nutzung der Wasserstoff-, Brennstoffzellenund<br />

Batterie-Antriebe nicht um inkrementale,<br />

sondern um radikale Innovationen, die im<br />

modularen Bereich (Antrieb) und/oder auf<br />

systemischer Ebene (Infrastrukturen) zu<br />

grundlegenden Veränderungen führen. Wie alle<br />

Innovationen basieren auch diese radikalen<br />

Innovationen auf bestimmten Basis-Inventionen,<br />

also auf grundlegenden Entdeckungen und<br />

Erfindungen.<br />

Wie aus den Basis-Inventionen der Wasserstoff-,<br />

Brennstoffzellen- und Batterie-Antriebe<br />

radikale modulare und/oder systemische Innovationen<br />

entstehen oder eben nicht entstehen,<br />

ist immer wieder aus unterschiedlichen konzeptionellen<br />

Blickwinkeln untersucht worden.<br />

Aufbauend auf und ergänzend zu diesen<br />

Untersuchungen ist es hilfreich, diese Innovationsprozesse<br />

aus einer spezifischen kulturalistischen<br />

Perspektive zu betrachten. So<br />

können beispielsweise in Anschluss an die<br />

kulturökonomischen Arbeiten von Boris Groys<br />

die Innovationen im Bereich der alternativen<br />

automobilen Antriebstechnologien als Valorisierungs-<br />

oder Umwertungsprozesse analysiert<br />

werden. Das heißt, die technischen Innovationen<br />

werden als ein Prozess verstanden, durch<br />

den neue Werte auf- und bestehende Werte<br />

abgewertet werden. Dabei handelt es sich<br />

nicht nur um wirtschaftliche Werte, sondern<br />

auch um Werte anderer gesellschaftlicher<br />

Sphären. Eine solche Perspektive gestattet es,<br />

sowohl jene sozialen und kulturellen Konfigurationen<br />

in den Blick zu bekommen, die die<br />

technischen Innovationen im Bereich der<br />

Wasserstoff-, Brennstoffzellen- und Batterie-<br />

Antriebe befördern, als auch solche, die sie<br />

blockieren.<br />

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