PLATFORM3 - Räume für zeitgenössische Kunst - 2009

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Projekte 2009 | Doing boundless Ayzit Bostan, I will not share you, stills aus dem Film von Mahret Kupka, 2009
Doing boundless Maja Block Die Auftaktausstellung in der Platform3 verstrickt sich nicht in einem lang geplanten Konzept, sondern greift eher nach einem zeitgemäßen Kunstbegriff, der sich schnell, aber selbstironisch mit der eigenen Vergänglichkeit spielend verstanden wissen will. Aktiv und reaktiv werden bestimmte mediale Phänomene des Zeitgeistes aufgegriffen und in einem anderen Kontext verarbeitet. Ein Teil des kuratorischen Ansatzes für die Ausstellung liegt im Raum selbst begründet. Der Blick auf die gängigen Ausstellungsformen zeigt: Eine Galerie ist einem Programm unterworfen, ein Museum einer Ausrichtung des Genres. Doing boundless macht sich davon frei und ist doch mit so vielem verstrickt. Die Fäden laufen im Raum zusammen; es geht um die Ausdrucksform verschiedener Medien und ihre Raumwirkung. Genre-Grenzen werden bewusst nicht beachtet: Doing boundless vereint die Medien Tanz, Mode, Grafik- und Webdesign sowie Sound- und Videoinstallationen und versucht dadurch, modernes künstlerisches Gestalten zu vermitteln. Die Kunst dient dem Design als Ideengeber für Formen, und Design befruchtet Gestaltungselemente und vor allem die Materialität der Kunst. Mode wird wie Kunst ausgestellt und Kunst wie Mode präsentiert. Wenn die neue Formenvielfalt den Übergang in die Moderne einleitete, so befinden wir uns heute im Zentrum des Paradigmenwechsels des Selbstverständnisses von Kunst und Design. Wendezeiten sind auch Sattelzeiten; sie begründen nicht nur eine neue Formensprache, sondern auch ein neues Verständnis der gängigen Begriffe. Die Ausstellung ist in acht Stationen unterteilt, die im Folgenden näher beleuchtet werden. Ganz im Sinne des Gesamtansatzes der Aufhebung jeglicher Grenzen präsentieren die Modedesignerin Ayzit Bostan und die Filmerin Mahret Kupka mit I will not share you einen Film, in welchem Teile einer von Bostans Kollektionen zu Protagonisten werden. Im Ventilatorenstrom flatternd tanzen sie geradezu im Raum und bringen den Raum dadurch zum Strahlen. Wandzeichnungen der durch Illustrationen für die Mode Depesche bekannt gewordenen Künstlerin Ika Künzel greifen die Bewegung der fliegenden Stoffe einmal mehr auf. So vermittelt dieses Spiel zwischen Zweiund Dreidimensionalität ein neues Raumgefühl, das auch in der filmischen Sequenz spürbar wird. Die Installation wird von einer Leichtigkeit getragen, die das Spiel mit den verschiedenen Disziplinen gestalterischen Ausdrucks bestimmt. Mode und Kunst überschreiten gegenseitig ihre Grenzen. Eine weitere Dimension wird sichtbar, die auf einer zusätzlichen Ebene, dem Film, spürbar wird und das Geschehen so dupliziert. So spielt I will not share you mit den Scharnieren der geltenden Ausdrucksformen. Die Tanzperformance Vektoren von Mirko Hecktor, mit welcher Doing boundless eröffnet worden ist, bezieht sich strukturell auf die experimentellen Tanzsequenzen und Filmskizzen von Merce Cunningham aus den 70er Jahren und entwickelt diese weiter. Wie in Cunninghams Versuchsskizzen werden in Hecktors Vektoren Lichtquellen an Gelenken und Gliedmaßen von Tänzern befestigt, um in einem abgedunkelten Raum ein abstraktes Gittermodell des menschlichen Körpers zu beschreiben. Wurden bei Merce Cunningham Lichtquellen dazu benutzt, eine analytische Sezierung von Bewegung, Gefühlen und Geschichten herzustellen, so werden in Hecktors Performance die Tänzer zu einem polymorphen Gesamtorganismus, einem offenen Netzwerk. Mit akustischen und visuellen Signalen lässt die Rauminstallation Concrete Air des Grafikdesigners und Videokünstlers Daniel Kluge die Stadt als unzugängliche Einheit erscheinen. Erst bei näherer Betrachtung fängt jedes Detail an, auf den Betrachter zu wirken. Die städtische Erfahrung ist immer subjektiv, gleichzeitig, wobei Platz und Perspektive der Person immer abhängig von der eigenen persönlichen Geschichte sind. Die echte Stadt wird zum symbolischen Raum, einer Halluzination mit ihren überflüssigen Berichten, gebrochenen Projekte 2009 | Doing boundless 070 | 071
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