Zwischen Konkurrenz und Kooperation â Wohnungsunternehmen ...
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6. Quartiersentwicklung <strong>und</strong> die Entstehung von benachteiligten Quartieren<br />
6.5.3 Interdependenz der Wohnungsmärkte <strong>und</strong> Auswirkung auf ein Quartier - Der<br />
Filtering-Prozess <strong>und</strong> der Ansatz des segmentierten Wohnungsmarktes<br />
„Das heißt, wenn eine Kommune schrumpft, ich an einem sehr ausgeglichenen Wohnungsmarkt<br />
bin oder sogar auf einem Wohnungsmarkt in einer Kommune, wo ich mehr Angebot habe als<br />
Nachfrage, dann ist das oft die Gelegenheit, dass sich dann Leute aufmachen <strong>und</strong> umziehen. […]<br />
Wenn ich die freie Wahl habe <strong>und</strong> jetzt fühle ich mich so ein bisschen mehr als Aufsteiger <strong>und</strong><br />
sage: Naja, so gut ist mein Viertel auch nicht mehr. Ich nehme das zum Anlass <strong>und</strong> ziehe um […]<br />
um sich eine bessere Qualität zu suchen, weil ich die Wahlentscheidung habe als Mieter. Und<br />
wenn so ein Prozess in Gang kommt, dann gehen die aus bestimmten Quartieren raus <strong>und</strong> dann<br />
kommt so ein Quartier, wo mehr rausgehen auch in so eine Abwärtsspirale. […] Es kann kippen.“<br />
(Ex3BR2: 284 ff.)<br />
Der zweite Ansatz zur Erklärung der Entstehung benachteiligter Quartiere stammt ebenfalls<br />
aus den USA (Krätke 1995: 183). Im Fokus dieses Ansatzes steht die Entwicklung des<br />
innerstädtischen Wohnungsmarktes auf Gr<strong>und</strong>lage des »Filtering-Prozesses«. Da dieser<br />
jedoch als zu idealtypisch kritisiert wird, erfolgt hier nur ein kurzer Abriss. Der Theorieansatz<br />
des »segmentierten Wohnungsmarktes« begegnet dieser Kritik <strong>und</strong> wird dem Ansatz<br />
dieser Arbeit eher gerecht.<br />
Der Theorieansatz des Filtering-Prozesses hat seinen Ursprung in den Stadtstrukturmodellen<br />
<strong>und</strong> ihren Vertretern der Chicagoer Schule (Friedrich 2004: 44) 31 . Nach Eekhoff (2006:<br />
19) gibt es zwei Arten des Filtering: Einerseits das Filtering der Haushalte, anderseits das<br />
der Wohnungen (Abb. 11). Die Wohnungsnachfrage der Haushalte ist abhängig von Einkommen<br />
<strong>und</strong> Wohnpräferenz. Kommt es zu einer Steigerung dieser Faktoren, wird es einem<br />
Haushalt möglich, qualitativ hochwertigere Wohnungen nachzufragen <strong>und</strong> in diese<br />
umzuziehen (»filtering up« 32 ). Dadurch, dass die frei werdenden Wohnungen von Haushalten<br />
geringeren Einkommens nachgefragt werden, können ganze „Umzugsketten“ ausgelöst<br />
werden (ebd.). Am Ende einer solchen Kette können Wohnungen stehen, die keine Nachfrager<br />
mehr haben <strong>und</strong> aus dem Markt fallen oder als Leerstand bestehen bleiben (Eekhoff<br />
2006: 20).<br />
Ähnlich verläuft der Prozess beim Filtering der Wohnungen. Nach diesem Ansatz sinkt im<br />
Zeitverlauf oder im Lebenszyklus der Wohnung deren Qualität durch die Nutzung (»filtering<br />
down«) (Eekhoff 2006: 20) (Abb. 11). Dadurch entspricht die Wohnung nach einer<br />
31 Die Filtering-Prozesse wurden von Ratcliff (1949) <strong>und</strong> Lowry (1960) auf den Wohnungsmarkt übertragen<br />
<strong>und</strong> weiterentwickelt (Friedrich 2004:44). Heute wird dieser Theorieansatz vor allem in den Wirtschaftswissenschaften<br />
verwendet <strong>und</strong> beschreibt nach Eekhoff (2006: 19) die gr<strong>und</strong>legenden Merkmale des Wohnungsmarktes.<br />
32 Zum »Filtering down« der Haushalte kommt es in dem Fall, wenn durch eine Minderung von Einkommen<br />
oder Präferenz die Haushalte in qualitativ niedrigere Wohnungen umziehen.<br />
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