Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier
Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier
Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
anderen aber mit der Erosion des Prinzips der Leistungsgerechtigkeit. Letzteres rücke nicht<br />
nur in den Fokus durch ein Bildungssystem, das sich als unfähig erwiesen habe, Kindern <strong>und</strong><br />
Jugendlichen verschiedener Herkunft Chancengleichheit zu bieten. Eine wichtige Rolle spiele<br />
zudem die gr<strong>und</strong>sätzlichere These, wonach sich im Zeitalter des globalen Marktkapitalismus<br />
soziale <strong>Ungleichheit</strong> nicht mehr im Horizont des Leistungsprinzips rechtfertigen lasse.<br />
Für unsere These einer Abkoppelung der von den neuen <strong>Ungleichheit</strong>sstrukturen Betroffenen<br />
von den politisch repräsentierten Konfliktlinien <strong>und</strong> „Issues“ scheint es angebracht, sich<br />
zunächst einmal den zweiten <strong>und</strong> dritten Diskurs Meyers genauer anzuschauen. Denn auf den<br />
ersten Blick widersprechen sie sich: Entweder das Hauptkennzeichen der neuen <strong>Ungleichheit</strong><br />
liegt im Ausschluss ganzer Bevölkerungsgruppen von Anerkennung <strong>und</strong> Teilnahme - dann<br />
scheint ihre defizitäre <strong>politische</strong> Repräsentation nur eine logische Konsequenz ihrer gesellschaftlichen<br />
Exklusion zu sein. Oder aber das Hauptmerkmal der neuen <strong>Ungleichheit</strong> liegt in<br />
weit in die Mittelschichten hineinreichenden Flexibilitätszwängen, Statusgefährdungen <strong>und</strong><br />
Abstiegsängsten - dann wäre zu fragen, ob in dieser Gemeinsamkeit nicht die Gr<strong>und</strong>lage einer<br />
breiten, über einzelne Statusgruppen hinausreichenden Politisierung läge.<br />
Diese Differenz hat selbstverständlich auch Auswirkungen auf die zur Verfügung stehenden<br />
symbolischen Ressourcen <strong>politische</strong>r Repräsentation, die aber in der Unterscheidung Meyers<br />
noch deutlicher in den beiden anderen Diskursen angesprochen werden: dem Unterschichts<strong>und</strong><br />
dem Gerechtigkeitsdiskurs.<br />
a) Der Bezug zur Systemtheorie<br />
3.2 Exklusion oder Prekarisierung<br />
3.2.1 Die begriffliche Debatte<br />
In einer durch die Schwächung manifester vertikaler Klassen- <strong>und</strong> Schichtstrukturen gekennzeichneten<br />
Gesellschaft scheint der Exklusionsbegriff auf den ersten Blick geeignet, die<br />
Weiterexistenz sozialer <strong>Ungleichheit</strong> zu erfassen. Pointiert formuliert Heinz Bude:<br />
„Die Frage ist nicht, wer oben <strong>und</strong> wer unten, sondern wer drinnen <strong>und</strong> wer draußen<br />
ist“ (Bude 2008: 13).<br />
In dieser binären Zuspitzung auf den Gegensatz von Inklusion <strong>und</strong> Exklusion erinnert die<br />
Begrifflichkeit an die funktionalistische Systemtheorie von Niklas Luhmann. Deren Gr<strong>und</strong>aussage<br />
zu modernen Gesellschaften lautet, dass an die Stelle vertikaler Stratifizierung die<br />
Ausdifferenzierung funktionaler Teilsysteme getreten sei. Eine in Funktionssysteme wie<br />
Wirtschaft, Wissenschaft, Recht <strong>und</strong> Politik ausdifferenzierte Gesellschaft kennt demnach<br />
19