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Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier

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• er ermöglicht, insbesondere mit dem Zonenkonzept Castels, Gradualisierungen <strong>und</strong><br />

Differenzierungen der Betroffenheit von <strong>und</strong> des Umgangs mit den zunehmend prekären<br />

Arbeits- <strong>und</strong> Lebensverhältnissen.<br />

4. Schwierigkeiten der <strong>politische</strong>n Repräsentation prekarisierter <strong>und</strong> exkludierter<br />

gesellschaftlicher Gruppen<br />

4.1 Die symbolische Dimension der neuen <strong>Ungleichheit</strong><br />

Ein gemeinsames begriffliches Dach für die von exkludierender Armut <strong>und</strong> die von Disqualifikation,<br />

Unsicherheit <strong>und</strong> Abstieg betroffenen Gruppen sagt jedoch immer noch wenig über<br />

deren <strong>politische</strong> Repräsentations- <strong>und</strong> Konfliktfähigkeit aus. Nur auf den ersten Blick mag es<br />

nahe liegen, die von denselben wirtschaftlichen <strong>und</strong> gesellschaftlichen Veränderungen negativ<br />

betroffenen Gruppen auf derselben Seite einer <strong>politische</strong>n Konfliktlinie oder einer zentralen<br />

Streitfrage zu verorten. Wie oben bereits ausgeführt, kommt <strong>politische</strong> Repräsentation in<br />

pluralistischen Demokratien nicht umhin, öffentlich vertretene Interessen mit Bezug auf<br />

Werte <strong>und</strong> Prinzipien zu begründen, die zwar kontrovers interpretierbar sind, prinzipiell<br />

jedoch als allgemeingültig unterstellt werden können. Ob die Interessen der von exkludierender<br />

Armut <strong>und</strong> diejenigen der von Prekarisierung im weiteren Sinn betroffenen Gruppen im<br />

<strong>politische</strong>n Prozess erfolgreich repräsentiert <strong>und</strong> ev. sogar auf derselben Seite einer <strong>politische</strong>n<br />

Konfliktlinie zusammengeführt werden können, hängt wesentlich von dieser symbolischen<br />

Ebene ab. Eine gesellschafts- <strong>und</strong> kapitalismuskritische Bestimmung der sowohl Armut<br />

als auch soziale Unsicherheit verursachenden Entwicklungen kann darüber jedenfalls keine<br />

Aussagen machen.<br />

Im Folgenden sollen deshalb die symbolischen Voraussetzungen, die einer <strong>politische</strong>n Repräsentation<br />

der von exkludierender Armut im engeren <strong>und</strong> von Prekarisierung <strong>und</strong> Sicherheitsverlusten<br />

im weiteren Sinn betroffenen Gruppen diskutiert werden. Neben einzelnen<br />

Forschungsergebnissen zur Selbst- <strong>und</strong> Fremdeinschätzung der betroffenen Gruppen <strong>und</strong> zu<br />

ihrem Gesellschaftsbild interessieren dabei auch kultursoziologische <strong>und</strong> milieutheoretische<br />

Arbeiten, die Aussagen über veränderte gesellschaftliche Wertorientierungen ermöglichen.<br />

4.1.1 Der Unterschichtsdiskurs <strong>und</strong> die verlorene Respektabilität<br />

Das Problem, um das es in diesem Zusammenhang geht, lässt sich durch einen historischen<br />

Vergleich veranschaulichen: In seinem oben bereits erwähnten Essay „Entbehrliche der<br />

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