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Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier

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nis, dass „die Zone der extremen Armut seit Anfang der 90er Jahre kontinuierlich zunimmt“<br />

(Groh-Samberg 2009: 181).<br />

zu b)<br />

Weder der Bef<strong>und</strong> einer quantitativen Zunahme der Einkommensarmut noch die Bestätigung<br />

eines Trends zur sozialen Ausgrenzung durch die Kumulation von Deprivationen in verschiedenen<br />

Lebenslagen kann die oben genannte Kontroverse zwischen den Thesen einer Polarisierung<br />

<strong>und</strong> Spaltung der Gesellschaft einerseits, <strong>und</strong> denen einer Entgrenzung sozialer Risiken<br />

andererseits, entscheiden. Spitzt man diese Kontroverse allerdings auf einen am Lebenslagenansatz<br />

orientierten Armutsbegriff zu, so scheint die Datenlage klar: Die Studien von Böhnke<br />

<strong>und</strong> Groh-Samberg widerlegen die These von der sozialen Ausgrenzung als allgemeines<br />

Lebensrisiko ebenso wie die von der Entstrukturierung <strong>und</strong> Verzeitlichung von Armut. Sie<br />

kommen zum Ergebnis, dass Armut in Deutschland in Form einer Polarisierung zunimmt,<br />

nicht jedoch durch Abstiegsprozesse der Mittelschichten (Böhnke 2009: 18; Groh-Samberg<br />

2009: 182).<br />

Petra Böhnke weist in ihren Arbeiten nicht nur nach, dass mehrfache <strong>und</strong> dauerhafte Benachteiligungen<br />

nahezu ausschließlich gering Qualifizierte <strong>und</strong> Angehörige der un- oder angelernten<br />

Arbeiterschaft trifft (Böhnke 2005 <strong>und</strong> 2006). In einer neueren Auswertung von<br />

Daten des SOEP kann sie zudem zeigen, dass die Mehrheit der in Armut absteigenden Personen<br />

aus armutsnahen Einkommensgruppen 23 stammt <strong>und</strong> der Anteil derjenigen, die aus der<br />

Mittelschicht in Armut absteigen, nicht nur gering ist, sondern über die Jahre hinweg konstant<br />

blieb. 24<br />

Auch die an Individualisierungstheorien anschließende Verzeitlichungsthese der Armut, derzufolge<br />

Armut immer häufiger einen zeitlich befristeten Lebensabschnitt bildet, wird durch<br />

die Ergebnisse Böhnkes weitgehend entkräftet. So stieg die durchschnittliche Dauer der<br />

Armutserfahrung zwischen 2000 <strong>und</strong> 2006 von 2,2 auf 3,2 Jahre. Langzeitarmut nimmt also<br />

erheblich zu (Böhnke 2010: 192).<br />

Die Prüfung der zuletzt genannten These einer vielfältigen Bewegung in <strong>und</strong> aus der Armut,<br />

wie sie die sog. dynamische Armutsforschung vertritt (Leibfried/Leisering/Buhr 1995), bildet<br />

einen der Schwerpunkte der Arbeit von Groh-Samberg. Obwohl er aufgr<strong>und</strong> seiner Konzentration<br />

auf materielle Lebenslagen einen im Vergleich zu Böhnke engeren Armutsbegriff<br />

23 Böhnke definiert diese Gruppe des prekären Wohlstands durch ein Einkommen, das zwischen 60-80% des<br />

Medians liegt (Böhnke 2009: 20)<br />

24 Er liegt seit Mitte der 90er Jahre einigermaßen konstant bei circa 2% (bezogen auf die Gesamtbevölkerung).<br />

Überdurchschnittlich betroffen ist innerhalb des Mittelstands auch wiederum die Untere Mitte mit 80-100% des<br />

Medianeinkommens (Böhnke 2009: 20).<br />

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