Neue Ungleichheit und politische Repräsentation - Universität Trier
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Kaum weniger als die ausbleibende Verfestigung <strong>politische</strong>r Konflikte entlang der genannten<br />
gesellschaftlichen Spaltungen erstaunt jedoch, dass sich die Politikwissenschaft zwar mit<br />
diesem Thema beschäftigt, dabei aber kaum nach den Möglichkeiten einer angemessenen<br />
<strong>politische</strong>n Repräsentation der ausgegrenzten <strong>und</strong> marginalisierten Gruppen fragt. Politikwissenschaftlich<br />
thematisiert werden die Ergebnisse der sozialwissenschaftlichen Armuts<strong>und</strong><br />
Exklusionsforschung vor allem unter folgenden Gesichtspunkten:<br />
• Erstens als Zurückdrängung <strong>politische</strong>r Regulierungen <strong>und</strong> staatlicher Existenzsicherung<br />
durch die naturalisierte Logik des Marktes <strong>und</strong> des Wettbewerbs (Abromeit<br />
2009, Lessenich/Nullmeier 2006, Rosa 2006);<br />
• zweitens als Legitimationsdefizit der Demokratie durch die Schwächung egalitärer<br />
Politiken <strong>und</strong> die Aushöhlung der partizipatorischen Substanz von Bürgerrechten<br />
(Crouch 2008, Kronauer 2002 <strong>und</strong> 2010, Schäfer 2010);<br />
• <strong>und</strong> drittens im Kontext der Parteienforschung als mangelhafte Responsivität der<br />
Volksparteien gegenüber den Interessen sozial Schwacher <strong>und</strong> der enttäuschten<br />
Erwartungen an eine staatliche Sicherung gesellschaftlicher Solidarität (Vester 2009,<br />
Neugebauer 2007).<br />
Die bisherige Arbeit des Teilprojekts C 7 „Formen <strong>und</strong> Funktionsweisen <strong>politische</strong>r Repräsentation<br />
von Fremden <strong>und</strong> Armen“ konzentrierte sich demgegenüber auf einen Vergleich<br />
verschiedener Formen der <strong>politische</strong>n Repräsentation, insbesondere parteipolitisch-parlamentarischer,<br />
deliberativer <strong>und</strong> deskriptiver Repräsentationsformen, <strong>und</strong> fragte dabei nach deren<br />
Leistung für die Repräsentation sog. schwacher Interessen. Hier soll nun versuchsweise<br />
einmal von der anderen, nämlich der gesellschaftlichen Seite ausgehend gefragt werden,<br />
worin die Schwierigkeiten speziell der von neuen <strong>Ungleichheit</strong>en betroffenen Gruppen liegen,<br />
eine wirkungsvolle <strong>politische</strong> Repräsentation zu finden, um dann, unter Berücksichtigung der<br />
bisherigen Forschungsergebnisse, zu diskutieren, welches Potential die verschiedenen Repräsentationsformen<br />
besitzen, diese neuen <strong>Ungleichheit</strong>en in den <strong>politische</strong>n Prozess einzubringen.<br />
Dazu werde ich zunächst knapp auf den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Form der repräsentativen Demokratie während der Jahrzehnte des sozialstaatlich<br />
gebändigten Kapitalismus eingehen, um so eine Vorstellung des historischen<br />
Wandels zu gewinnen, vor dem sich die neuen <strong>Ungleichheit</strong>sformen <strong>und</strong> ihre Repräsentationsdefizite<br />
erst abzeichnen können (2). Danach werde ich die gesellschaftsanalytische<br />
Debatte zu den neuen Formen der <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> ihrer adäquaten begrifflichen Erfassung<br />
rekapitulieren (3), um auf dieser Gr<strong>und</strong>lage dann die Schwierigkeit ihrer <strong>politische</strong>n Repräsentation<br />
präziser zu bestimmen (4). Von da aus sollten dann unter Rekurs auf die<br />
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