04.09.2014 Aufrufe

NIEDERÖSTERREICH - Fokus-Media

NIEDERÖSTERREICH - Fokus-Media

NIEDERÖSTERREICH - Fokus-Media

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Veränderte Werte generieren alternative Szenarien im Wohnbereich.<br />

jeder muss wie in früheren – besseren –<br />

Zeiten einfach alles selbst haben, durch<br />

Serviceleistungen und kollaborative Angebote<br />

gewinnt das Leben dann deutlich<br />

an Flexibilität, das meinen jedenfalls<br />

besagte Experten.<br />

Future Home: Die Trendfelder<br />

Quelle: Zukunft des Wohnens, Zukunftsinstitut GmbH. 2013<br />

OFFENE GRUNDRISSE. Im Fall von Conceptual<br />

Living wiederum wird Wohnen<br />

fließend, Zonen lösen starre Strukturen<br />

ab. Früher war die Nutzung von Räumen<br />

eindeutig definiert, heute hingegen dient<br />

das Wohnzimmer unter anderem ganz<br />

selbstverständlich gleichermaßen als<br />

Home Office. Welche Fläche wofür genutzt<br />

wird, avanciert zur ganz eigenen<br />

Entscheidung. Offene Grundrisse und<br />

modulare Elemente erlauben es dem Nutzer,<br />

durch Möbel die Räume selbst in spezifische<br />

Abschnitte zu untergliedern.<br />

Das Starre und Schwere wird von leichten,<br />

kombinierbaren Regalen abgelöst. Dies<br />

untermauert die dominierende Denkhaltung:<br />

Offenbleiben für Veränderung. Die<br />

mächtige Schrankwand gehört damit<br />

schon zu den Auslaufmodellen. Stattdessen<br />

sind Teppiche oder Tapeten wieder<br />

hoch im Kurs – weil sie Räumen Identität<br />

verleihen. Aus diesem Grund ist ein<br />

Comeback des Interior-Designs zu erwarten.<br />

Bei Smart Being erweist sich Wohnen<br />

sogar als Medizin, geprägt vom stetig<br />

steigenden Gesundheitsanspruch. Dabei<br />

steht die Natur als Ausgangspunkt im<br />

Mittelpunkt. Sei es nun in Form einer<br />

Vitamin-C-Dusche oder der ganz besonderen<br />

Wandfarbe, die nach dem Prinzip<br />

der Photokatalyse Schadstoffe aus der<br />

Luft filtert. An die Stelle der Technologie<br />

tritt die Ökologie als Zukunftsversprechen.<br />

Das sogenannte Urban Gardening,<br />

also der eigene kleine Gemüseanbau beispielsweise<br />

auf dem Balkon, ist ebenfalls<br />

Ausdruck jener Entwicklung. Die Industrie<br />

dürfte schon erste kommerzielle Saat<br />

ausstreuen: Philips hat den Trend mit<br />

dem Konzept „Microbial Home“ aufgegriffen.<br />

Es beinhaltet unter dem Namen<br />

„Bio-Digester Kitchen Island“ eine Kücheninsel,<br />

mit der man die Abfälle in<br />

Methangas umwandeln und als Brennstoff<br />

für Leuchten nutzen kann.<br />

URBANER SAUERSTOFF. Trendfeld vier<br />

lautet Health Environment – Stadtluft<br />

macht gesund, selbst wenn das auf den<br />

ersten „Geruch“ nicht alle glauben werden.<br />

Der urbane Lebensraum wird künftig<br />

zu einem Umfeld, das seinen Bürgern<br />

Energie gibt, statt sie auszulaugen. Hier<br />

herrscht großer Bedarf, denn städtische<br />

Realität bedeutet dem Klischee nach<br />

meist viel Stress und Lärm. Mit durchaus<br />

dramatischen Folgen: Das Schizophrenierisiko<br />

ist bei Stadtbewohnern doppelt<br />

so hoch wie bei Landbewohnern. Das<br />

Risiko, an einer Depression zu erkranken,<br />

ist etwa 1,4-fach so hoch. Zukunftsfähige<br />

Metropolen werden ihren Bewohnern<br />

vor allem eine schwer greifbare und<br />

kaum messbare Komponente liefern<br />

müssen: ein Gefühl der Zugehörigkeit sowie<br />

identitätsstiftende Orte, denen man<br />

sich verbunden fühlt. Eine integrative<br />

Stadt gibt ihren Bewohnern somit die<br />

ebenfalls psychologisch fassbare Sicherheit<br />

eines funktionierenden sozialen<br />

Netzwerks. Third Place Living verfolgt<br />

letztlich ähnliche Prinzipien wie Cloud<br />

Computing, dem Beziehen von IT-Diensten<br />

aus der Wolke des Internets. Immer<br />

mehr Funktionen des Alltags werden dabei<br />

ausgelagert. Ob Angebote wie eine<br />

externe Küche für gelegentliche Kochorgien,<br />

wohnzimmerartige Salons oder<br />

Co-Working-Spaces: Besondere dritten<br />

Orte bieten diverse attraktive Gestaltungsräume,<br />

die sich in den flexiblen Alltag<br />

des urbanen Individualisten einflechten.<br />

Gerade solche Modelle dürften auch<br />

Geldpotenzial in Aussicht stellen, denn<br />

Auslagern steht bei Unternehmen nicht<br />

zuletzt im Zeichen von Einsparungen,<br />

wie Berater und Analysten immer wieder<br />

betonen. Leicht denkbar also, das solche<br />

gezielten Vorgehensweisen jungen Menschen<br />

in manchen Fällen leistbares Wohnen<br />

ermöglichen und auf der anderen<br />

Seite bislang unbekannte Geschäftsideen<br />

auf den Plan rufen, wo externe Profis<br />

Dienste anbieten können. Letztlich läuft<br />

es auf ein verändertes Lebensgefühl heraus:<br />

„Ich fühl mich zu Hause!“ ist eine<br />

Aussage, die sich dann nicht mehr nur<br />

auf die private Wohnung beschränken<br />

dürfte. Das gilt insbesondere für die Zielgruppe<br />

der 20- bis 30-Jährigen, die häufig<br />

und gerne Serviceangebote in Anspruch<br />

nimmt. Outsourcen wird von<br />

ihnen als echte Steigerung der Lebensqualität<br />

gesehen. Spezialisierte externe<br />

Plätze steigen zu aktiven Knotenpunkten<br />

im individuellen Network auf. Dann<br />

muss sich die bunte Theorie nur noch in<br />

wohnbare Wirklichkeit verwandeln ... <br />

APRIL 2013<br />

FOKUS 77

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!