"Bildung im Stadtteil" (pdf, 2.1 MB) - Lernen vor Ort - Bremen
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Sozialraum<br />
Der Raumbegriff der Sozialraumorientierung<br />
setzt auf Georg S<strong>im</strong>mels<br />
These der Wechselwirkung: Danach<br />
ist Raum ein soziales Produkt. Der<br />
Raum ist also nicht einfach ein Behälter,<br />
der soziale Prozesse umschließt;<br />
vielmehr konstituieren sich Raum und<br />
Prozesse wechselseitig. Die Wechselwirkung<br />
aus Territorialität und sozialen<br />
Prozessen lässt Sozialraum erst<br />
entstehen, so dass der Raum folglich<br />
sowohl Produkt der gesellschaftlichen<br />
Praxis als auch Produzent von gesellschaftlicher<br />
Realität ist.<br />
Kommunaler Raum<br />
Kommunale <strong>Bildung</strong>slandschaften<br />
sind räumlich durch kommunalpolitische<br />
Wirkungskreise abgegrenzt.<br />
Der kommunale Raum umschließt somit<br />
das soziale Geschehen mit trennscharfen<br />
Grenzen. Albert Einstein bezeichnete<br />
diesen Raum als Container.<br />
Der kommunale Container umfasst<br />
weitere kleinere Container wie Quartiere<br />
oder Stadtbezirke, ist selbst aber<br />
auch durch weitere größere Container<br />
umschlossen wie Bundesländer oder<br />
den nationalen Raumcontainer, als Gesamtensemble<br />
mit dem ‚Matrijoschka-Prinzip’<br />
vergleichbar. Der kommunale<br />
Raum ist demnach rein territorial<br />
definiert.<br />
Klar ist zumindest schon mal eines: Vom einzelnen Individuum, von seiner Lebenswelt<br />
bzw. seinem Sozialraum, von seinen Chancen, von seinen Zugängen zu<br />
<strong>Bildung</strong>smöglichkeiten aus zu denken, jedoch von der Verwaltung aus <strong>im</strong> Sinne<br />
eines „kohärenten <strong>Bildung</strong>smanagements“ zu handeln, ist eine komplexe Aufgabe.<br />
Deutlich wird das alleine schon durch die lange Liste der Akteure, die Einfluss<br />
auf die <strong>Bildung</strong>sbiografie haben. Da agieren nicht nur Menschen aus der Verwaltung,<br />
auch nicht nur Lehrkräfte. Gelernt wird auch nicht nur in der Schule. Vielmehr<br />
ist eine Vielzahl von Akteuren mit ihren jeweiligen Zuständigkeiten auf verschiedenen<br />
Ebenen mit jeweils unterschiedlichen pädagogischen Leitbildern an<br />
den <strong>Bildung</strong>sbiografien der verschiedenen Kinder beteiligt.<br />
Eine Steuerung aus der Governance-Perspektive, indem die Aktivitäten aller relevanten<br />
Akteure zielgerichtet koordiniert werden, bietet für diese komplexe Aufgabe<br />
gute Optionen. Diese Koordinierung darf nicht nur horizontal vernetzt werden,<br />
d. h. auf derselben Ebene bleiben. Eine lokale <strong>Bildung</strong>slandschaft, die ihr Quartier<br />
als Containerraum behandelt, vernachlässigt wesentliche Einflussfaktoren<br />
und verkommt zu einer isolierten Projektinsel ohne Anspruch auf Dauerhaftigkeit.<br />
Und eine Kommune, die ihre <strong>Bildung</strong>slandschaft nicht <strong>im</strong> Quartier verankert<br />
hat, steuert ohne Inhalt. Sie ist nicht wirklich „<strong>vor</strong> <strong>Ort</strong>“. Ergänzend zur horizontalen<br />
Vernetzung über Zuständigkeits- und Ressortgrenzen hinweg wird also auch<br />
eine vertikale Koordination benötigt, in der top down- und bottom up-Prozesse zusammenfinden.<br />
Materialien zur Tagung „<strong>Bildung</strong> <strong>im</strong> Stadtteil“ 17