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nicht vorstellen. Wenn ich sehe, wie es dort heute zugeht … Gerade renovieren<br />
sie das Dach. Sieht aus, als hätten die wenigen Männer für mindestens<br />
zehn Jahre keine Beschäftigungsprobleme mehr.<br />
Wir wohnen in einem Turm ganz in der Nähe, man gelangt über eine<br />
Hängebrücke zu ihm, wie ihm tiefsten Mittelalter. Ich scherze mit Monsieur<br />
Pozzo, nenne ihn Godefroy de Montmirail. Er hat Die Besucher nicht<br />
gesehen; ich glaube, er steht nicht besonders auf diese typisch französischen<br />
Blödelkomödien.<br />
Seine Ahnen ruhen in einer Kapelle ein paar Meter weiter. Monsieur<br />
Pozzo erklärt mir, dass hier ein Platz auf ihn wartet. Soll er warten … Von<br />
der chaotischen Reise mitgenommen, erkrankt er ernsthaft. Eine Blasenlähmung,<br />
die sich als sehr schmerzhaft erweist. Drei Tage und drei Nächte<br />
lang seh ich ihn leiden wie noch nie. Die Arbeiter auf dem Dach unterbrechen<br />
von Zeit zu Zeit ihr Hämmern, überrascht von den lauten<br />
Schreien, die aus dem Turm kommen. Wirklich, ich habe noch nie einen<br />
Mann so weinen sehen.<br />
»Wir sollten besser ins Krankenhaus, meinen Sie nicht …«<br />
»Nein, Abdel, bitte, ich will zu Hause bleiben. Ich will das Fest nicht<br />
verpassen.«<br />
Er hat die Leute aus dem Dorf eingeladen, denen er sehr nahesteht. Sie<br />
haben vor drei Monaten um Dame Béatrice getrauert, und der Graf möchte<br />
sich bei ihnen bedanken. Aber er ist ans Bett gefesselt, und kein Schmerzmittel<br />
wirkt. Nur im Krankenhaus könnte man ihm helfen. Aber er<br />
will nicht, und ich gebe nach. Die Kinder fühlen sich zu Hause auf La<br />
Punta, sie sind oft mit ihrer Familie hergekommen; Monsieur Pozzo erinnert<br />
sich an diesem Ort voller Geschichte an seine eigene Geschichte mit<br />
Béatrice, und ich schaffe es nicht, ihm dieses Wiedersehen zu verderben.<br />
Scheint fast so, als hätte ich das Richtige getan. Am Morgen des<br />
Festtages sind die Schmerzen verflogen. Es gibt Hammel am Spieß. Ich<br />
hole das Tier, steche es ab und brate es, wie es sich für einen Diener im<br />
Mittelalter gehört. Die Mitglieder des polyphonen Chors von Alata sind<br />
gekommen. Sie singen im Kreis, eine Hand auf dem Ohr, und blicken sich