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Gar nicht so übel, die Sache mit der Jugendrichterin. Weil ich keine Ausbildungsförderung<br />
mehr bekomme, gewährt sie mir eine kleine Beihilfe.<br />
Genug, um mir ein Kebab mit Pommes und Fahrscheine zu kaufen. Alle<br />
drei Wochen schau ich in ihrem Büro vorbei, und sie überreicht mir den<br />
Umschlag.<br />
Wenn ich mit Turnschuhen antanze, die an meinen ständig wachsenden<br />
Füßen zu klein aussehen, steckt sie mir ein paar Scheinchen mehr<br />
zu. Was sie nicht kapiert: Je netter sie ist, desto dreister werde ich. Und ich<br />
komme damit durch! Schlimmstenfalls zieht sie mir ein bisschen die Ohren<br />
lang.<br />
»Du hast doch nichts gestohlen, Abdel Yamine?«<br />
»O nein, Madame!«<br />
»Dein Sweatshirt sieht so neu aus. Steht dir gut, übrigens.«<br />
»Das hat mein Vater für mich gekauft. Er arbeitet, er kann sich das<br />
leisten!«<br />
»Ich weiß, dass dein Vater ein anständiger Mann ist, Abdel Yamine …<br />
Und was ist mit dir, hast du dich für eine Lehre entschieden?«<br />
»Noch nicht.«<br />
»Aber was machst du denn den ganzen Tag? Wie ich sehe, bist du im<br />
Trainingsanzug, und du trägst gern Turnschuhe. Treibst du Sport?«<br />
»Ja. Kann man wohl sagen.«<br />
Ich renne. Renne die ganze Zeit. Renne wie verrückt, um den Polizisten zu<br />
entwischen, die mich vom Trocadéro bis zum Bois de Boulogne, dem