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Einfach Freunde

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»Ich rühr mich nicht, Abdel, ich rühr mich nicht …«<br />

Es ist dann leider noch etwas dazwischengekommen. Eine Faust –<br />

meine Faust –, die in der Fresse eines nicht sehr hilfsbereiten Parkplatzwächters<br />

gelandet ist. Doch als ich schließlich wieder zurück bin, habe<br />

ich, was ich brauche, um die Bude in einen Brutkasten zu verwandeln. Es<br />

ist höchste Eisenbahn. Monsieur Pozzo schlottert schon am ganzen Körper.<br />

»Sehen Sie, Sie rühren sich ja doch!«<br />

Am nächsten Morgen geht’s auf Erkundungstour. Meine Chauffeurtalente<br />

werden auf eine harte Probe gestellt. Wir verfahren uns mehrmals, aber es<br />

ist nie meine Schuld: Was soll denn auch dieser ganze Schnee auf den<br />

Straßen im Atlasgebirge und der ganze Sand in der Wüste! Schließlich halten<br />

wir in Saïdia, genannt »die blaue Perle des Mittelmeers«, im Nordosten<br />

das Landes, ganz nah an meinem Geburtsland Algerien. Ein Traumstrand,<br />

Dutzende von gigantischen Hotels, aber nichts, was man hier sonst noch<br />

tun könnte. Das heißt, für uns gibt’s hier einiges zu tun! Wir denken an einen<br />

Freizeitpark für Touristen. Wir müssen ein Grundstück finden und beim<br />

Präfekten, der schwer erreichbar ist, die nötigen Bewilligungen einholen.<br />

Die Tage gehen ins Land, ohne dass wir weiterkommen.<br />

Am Empfang unseres Hotels ist eine sehr schöne junge Frau. Wenn ich<br />

ihrem Blick begegne, geschieht etwas. Etwas Neues. Etwas, das mich<br />

stutzen lässt. Mich am Boden festnagelt. Mir die Sprache verschlägt. Sieh<br />

an, das erinnert mich an das komische Gefühl, das ich hatte, als ich zum ersten<br />

Mal bei Philippe Pozzo die Borgo aufgekreuzt bin. Ich rufe mich zur<br />

Vernunft. Wir sind schließlich nur auf Durchreise.<br />

»Abdel, in der Avenue Léopold II. warst du auch nur auf Durchreise,<br />

erinnerst du dich?«, kichert plötzlich ein Jiminy Grille in mir. Ich schnauze<br />

ihn an, er soll Pinocchio auf dem Gewissen rumtrampeln und mich in Ruhe<br />

lassen. Ich muss laut gedacht haben. Die schöne Telefonistin schaut mich<br />

an und bricht in Lachen aus. Sie muss mich für völlig bekloppt halten. Wie<br />

steh ich denn jetzt da?

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