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Vom Kommissariat wurde ich zum Justizpalast gefahren. Der Staatsanwalt<br />
erwartete mich schon. Wir wurden uns schnell einig.<br />
»Ihrer Akte entnehme ich, dass Sie am Dienstag und Mittwoch auf dem<br />
Platz des Trocadéro beim Begehen mehrerer Straftaten beobachtet wurden:<br />
Sie haben verschiedene Touristen bestohlen und dabei eine Videokamera,<br />
einen Fotoapparat und zwei Walkmans entwendet, ferner haben Sie zwei<br />
Männer tätlich angegriffen, die sich zur Wehr setzen wollten … Bekennen<br />
Sie sich zu diesen Straftaten?«<br />
»Ja.«<br />
»Sind Sie mit der sofortigen Vorführung vor dem Strafrichter einverstanden?<br />
Ihnen wird ein Pflichtverteidiger zur Seite gestellt.«<br />
»Ja.«<br />
Zu den beiden Polizeibeamten, die neben der Tür warteten, sagte der<br />
Staatsanwalt:<br />
»Danke, meine Herren, Sie können ihn jetzt in die Verwahrungshalle<br />
führen.«<br />
Die Verwahrungshalle ist im Keller des Gebäudes. Dort brennt das<br />
Licht Tag und Nacht, die Uhren werden beschlagnahmt. Ich wurde in eine<br />
Zelle geschoben und verlor bald jedes Zeitgefühl. Die Zeit kam mir weder<br />
lang noch kurz vor, ich spürte weder Ungeduld noch Angst. Der französische<br />
Staat hatte mir freundlicherweise ein Stück Brot, ein Eckchen Camembert,<br />
eine Orange, Kekse und eine Flasche Wasser spendiert. Diese Diät<br />
konnte ich locker verkraften. Ich dachte: Es wird immer etwas zu trinken<br />
und zu essen geben, egal, was passiert. Ich dachte: Den Lauf der Dinge<br />
kann ich sowieso nicht mehr ändern. Ich döste auf meiner Pritsche, die<br />
oberste im Dreier-Stockbett, dicht an der Decke. Es war komisch, aber ich<br />
vermisste nichts.