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Einfach Freunde

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Monsieur Pozzo hält regelmäßig einschläfernde Vorträge vor BWL-Studenten,<br />

und auch dahin begleite ich ihn. Er spricht über die »Brutalität der<br />

Kapitalisten«, von der »Versklavung der Lohnempfänger oder ihrer Ausgrenzung«,<br />

von »Finanzkrisen, angesichts deren die Staaten ohnmächtig<br />

sind und die darüber hinaus die Not der Arbeitnehmer noch vergrößern«.<br />

Er duzt die Masse der Studenten, die ihm zuhören, um jeden einzelnen von<br />

ihnen zu erreichen. Ich habe seinen Rollstuhl aufs Podest vor die zwanzigjährigen<br />

Milchbubis in Anzug und Krawatte gerollt und mich auf einen<br />

Stuhl danebengesetzt, den Kopf gegen die Wand gelehnt. Ich höre nicht zu.<br />

Er ist die reinste Schlaftablette, kein Wunder, dass ich einnicke. Aber von<br />

Zeit zu Zeit weckt mich ein prägnanter, mit etwas mehr Überzeugung vorgetragener<br />

Satz auf.<br />

»Nur du selbst kannst entscheiden, was unter Ethik zu verstehen ist,<br />

nur du allein bist für dein Handeln verantwortlich. In dir drin, in deinem<br />

Innersten, in der Stille, findest du das Andere und das Fundament deiner<br />

Moral.«<br />

Da, sage ich mir, weiß er, wovon er spricht. Von welcher Stille, von welchem<br />

Innersten. Von welchem Anderen. Ich bin ein Teil davon. Vor seinem<br />

Unfall, als er noch allmächtig war, als er im Pommery schwamm wie meine<br />

Mutter in Erdnussöl, hätte er mich da überhaupt eines Blickes gewürdigt?<br />

Wäre ich auf einer Party seiner unausstehlichen Göre aufgetaucht, hätte ich<br />

wahrscheinlich den Laptop mitgehen lassen. Wenn sie heute solche kleinen<br />

Rotznasen einlädt, übernehme ich den Sicherheitsdienst.<br />

Der große unbewegliche Weise, dessen Geist über seiner armseligen<br />

fleischlichen Hülle schwebt, dieses höhere Wesen, vom Fleisch und all seinen<br />

niederen Bedürfnissen befreit, setzt noch einen drauf:

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