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120 I TU Darmstadt<br />
Smart und mobil dank Beamforming<br />
Die größte Hür<strong>de</strong> für eine Smart City sehen die Forscher in <strong>de</strong>r ständigen<br />
Bewegung <strong>de</strong>r Sensoren. In mobilen smarten Systemen verän<strong>de</strong>rn<br />
Sensoren permanent ihre Positionen, neue kommen hinzu, an<strong>de</strong>re mel<strong>de</strong>n<br />
sich ab. Dem müssen die sensorgestützten Geräte Rechnung tragen,<br />
in<strong>de</strong>m sie sensitiv auf die Umgebung reagieren und flexible und<br />
doch effiziente Empfangs- und Sen<strong>de</strong>qualität gewährleisten. Hier soll<br />
Beamforming weiterhelfen, die Strahlensteuerung, mit <strong>de</strong>r sich das Institut<br />
für Nachrichtentechnik <strong>de</strong>r TU Darmstadt beschäftigt. „Gängige Antennen<br />
strahlen in alle Richtungen, wie eine Glühbirne“, erklärt Prof. Rolf<br />
Jakoby vom Fachbereich Elektro- und Informationstechnik. „Wir wollen<br />
die Voraussetzungen dafür schaffen, dass Antennen künftig wie Leuchtstrahler<br />
funktionieren. Das kann man sich wie in einer Disco vorstellen:<br />
Hat ein Leuchtstrahler die Person ausfindig gemacht, die er gesucht hat,<br />
strahlt er sie an, kann ihr durch <strong>de</strong>n Raum folgen und gleichzeitig die an<strong>de</strong>ren<br />
Personen ausblen<strong>de</strong>n. Auf die Kommunikation übertragen könnten<br />
solche Antennen das gewünschte Gerät anvisieren, ihm folgen und<br />
gleichzeitig die durch elektromagnetische Wellen ausgelösten Störgeräusche<br />
<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Geräte im Raum ausblen<strong>de</strong>n.“<br />
Darmstädter Forschern schwebt eine ganze Smart City vor,<br />
in <strong>de</strong>r alle sensorbestückten Geräte in einer Stadt intelligent<br />
miteinan<strong>de</strong>r verknüpft sind<br />
Solche Antennen beziehungsweise die damit ausgestatteten Transceiver<br />
sind also rekonfigurierbar, das heißt sie lassen sich variabel auf<br />
die jeweiligen Umgebungsbedingungen einstellen – per Schaltung o<strong>de</strong>r<br />
ferngesteuert. In Kooperation mit einem Industriepartner hat Jakoby bereits<br />
DVBT-Sen<strong>de</strong>anlagen mit rekonfigurierbaren Sen<strong>de</strong>verstärkern ausgestattet,<br />
die eine Verstärkung <strong>de</strong>s Sen<strong>de</strong>signals um bis zu zehn Prozent<br />
erlauben. „Wür<strong>de</strong>n alle DVBT-Anlagen in Deutschland mit solchen<br />
Verstärkern ausgestattet, könnten wir ein Kernkraftwerk abschalten.“<br />
Frequenzen sind eine knappe Ressource<br />
Rekonfigurierbare Geräte bringen aber noch einen an<strong>de</strong>ren Vorteil mit<br />
sich: Sie nutzen auch die eng begrenzte Ressource <strong>de</strong>r Frequenzen wesentlich<br />
effizienter. Bislang sind starre Frequenzbereiche vergeben, bei<br />
<strong>de</strong>nen die Teilnehmerdichte selbst in stark belegten Frequenzbän<strong>de</strong>rn bei<br />
nur 15 bis 20 Prozent liegt. Dank Beamforming könnte die Nutzung <strong>de</strong>r<br />
Frequenzen wesentlich effizienter wer<strong>de</strong>n. „Hier müssen wir noch grundlegend<br />
forschen, aber wir sind auf <strong>de</strong>m Weg, das System besser zu verstehen“,<br />
so Jakoby. Anwendungen gibt es erst wenige, für die großtechnische<br />
Nutzung sind die bestehen<strong>de</strong>n Systeme noch zu teuer.<br />
Kleine Mo<strong>de</strong>llnetze im Visier<br />
Auch ein an<strong>de</strong>res grundlegen<strong>de</strong>s Problem muss noch gelöst wer<strong>de</strong>n,<br />
bis die Smart City Wirklichkeit wer<strong>de</strong>n kann: Die Sensorkommunikation<br />
erfor<strong>de</strong>rt die Kooperation aller Geräte über alle Kommunikationsformen<br />
wie Bluetooth und über sämtliche Netzwerke wie das<br />
Verkehrsstaus ließen sich durch die Kommunikation<br />
Car-to-Car o<strong>de</strong>r Car-to-X (Auto zur Umgebung) leicht<br />
vermei<strong>de</strong>n<br />
europäische Mobilfunknetz Global System for Mobile Communication<br />
(GSM) o<strong>de</strong>r auch das lokale Funknetz Wireless Local Area Network<br />
(WLAN) hinweg. Das ist mit <strong>de</strong>n <strong>de</strong>rzeitigen Netzwerken, Geräten und<br />
Kommunikationsformen nicht machbar. „Es wird nicht möglich sein, alle<br />
Geräte auf eine Kommunikationsform, ein sogenanntes Protokoll, umzustellen,<br />
<strong>de</strong>shalb suchen wir nach einer neuen Form, die quasi alles überlagert<br />
und die Kommunikation unterschiedlicher Protokolle miteinan<strong>de</strong>r<br />
erlaubt“, erklärt Jakoby. Und nicht zuletzt muss <strong>de</strong>r Datentransfer auch<br />
einer immensen Flut an Informationen standhalten – „Allein für eine<br />
Smart City Darmstadt wür<strong>de</strong>n mit Satelliten, Handys, Computern und<br />
allen an<strong>de</strong>ren schon jetzt vorhan<strong>de</strong>nen Geräten sicher eine Million Sensoren<br />
miteinan<strong>de</strong>r kommunizieren“, sagt <strong>de</strong>r Koordinator <strong>de</strong>s „Cocoon“-<br />
Projekts, Prof. Ab<strong>de</strong>lhak Zoubir vom Fachbereich Elektro- und Informationstechnik<br />
<strong>de</strong>r TU Darmstadt. Und da schon ein einziger mobiler<br />
Sensor im Jahr leicht mehrere hun<strong>de</strong>rt Megabyte an Informationen generieren<br />
kann, wer<strong>de</strong>n bei Millionen Sensoren neue Mo<strong>de</strong>lle notwendig,<br />
die Daten dichter packen, um fehlerfreie Kommunikation gewährleisten zu<br />
können. Bis zur realen Smart City sind also noch einige Hür<strong>de</strong>n zu überwin<strong>de</strong>n<br />
- trotz<strong>de</strong>m sind die Wissenschaftler von „Cocoon“ optimistisch,<br />
binnen drei Jahren eine Smart City in ersten kleinen Mo<strong>de</strong>llnetzen mit<br />
unterschiedlichen Geräten simulieren zu können.<br />
Forschungsför<strong>de</strong>rung durch das Land Hessen<br />
Für ihre Forschungen im Rahmen <strong>de</strong>s Schwerpunkts „Cocoon – Kooperative<br />
Sensorkommunikation“ erhalten Wissenschaftler <strong>de</strong>r TU Darmstadt<br />
in <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n drei Jahren 4,5 Millionen Euro durch die Lan<strong>de</strong>s-Offensive<br />
zur Entwicklung wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz<br />
(LOEWE) <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>s Hessen. ■<br />
i<br />
Weitere Informationen:<br />
Technische Universität Darmstadt<br />
LOEWE Forschungsschwerpunkt Cocoon<br />
www.cocoon.tu-darmstadt.<strong>de</strong><br />
Dr.-Ing. Dietmar Hil<strong>de</strong>nbrand<br />
Telefon: 06151/16-64824<br />
hil<strong>de</strong>nbrand@cocoon.tu-darmstadt.<strong>de</strong><br />
Regionalseiten Darmstadt <strong>campushunter</strong> ® .<strong>de</strong> Sommersemester 2011