HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Musicalcastings in Berlin und Hamburg mitgemacht. Genommen wurde sie zwar<br />
nicht, aber sie gibt nicht auf. Und übt weiter.<br />
»Beschreib es mal«, sagte ich, während sie ihre Hüften zweimal nach rechts<br />
und zweimal nach links wippen ließ.<br />
»Was beschreiben?«, fragte Alina.<br />
»Es. Beschreib es.«<br />
»Oh«, sagte sie. Das klang so begeistert, als sollte sie Matheaufgaben machen.<br />
»Na ja ... es ist ... gut.«<br />
Während sie sprach, heftete sie die Augen auf den Spiegel, mich sah sie kaum<br />
an. Tatsächlich starrt sie ziemlich oft in den Spiegel, aber ich denke, wenn ich so<br />
aussehen würde wie sie, würde ich mich auch dauernd bewundern. Nicht, dass ich<br />
nicht gut aussehe. Ich glaube, ich bin ganz in Ordnung. Ziemlich groß, halblanges<br />
widerspenstiges dunkles Haar, dunkle Augen und helle Haut. Das Einzige an mir,<br />
das mir nicht gefällt, sind meine Lippen, die müssten voller sein. So wie die von<br />
Alina. Alina hat auch einen richtig schönen Busen: groß und frech nach oben. Meiner<br />
springt einem lange nicht so schnell ins Auge. Manchmal finde ich allerdings, dass<br />
Alina ein bisschen zu sehr mit ihrem Busen angibt, auch wenn der zusammen mit<br />
ihrem hennaroten Haar und den großen blauen Augen wirklich toll aussieht. Das<br />
Coolste an Alina ist aber das Piercing in ihrer linken Augenbraue – ein zwölf Gramm<br />
schwerer Silberring – und der Glitzerstecker in ihrem linken Nasenflügel.<br />
Seit einiger Zeit spielte ich ja auch mit dem Gedanken, mir ein paar Piercings<br />
machen zu lassen. Vielleicht sogar ein Tattoo. Ein kleines. Da, wo kaum einer es<br />
sieht. Auf dem Po zum Beispiel. Einen Schmetterling. Oder eine kleine Sonne.<br />
Vielleicht einen Halbmond. Ein englischer Cousin von Fritzi, der in einem Aquarium<br />
arbeitet, hat sich einen Piranha in den Oberarm ätzen lassen. Er sagt, es habe<br />
höllisch wehgetan, aber nicht so sehr wie echte Piranhabisse. Trotzdem wollte ich<br />
doch lieber erst mal mit den Piercings anfangen. Ich dachte an Stecker und/oder<br />
Ringe im Ohr. Ein Ring im Bauchnabel wäre auch nicht schlecht, nur bin ich absolut<br />
sicher, dass Herr Trockenbrodt davon nicht sehr begeistert wäre. Meine Mutter erst<br />
recht nicht. »Du hast genug Silber am Körper, um einen Tisch für sechs Leute zu<br />
decken«, würde sie sicher sagen. Und dann eine Kolumne darüber schreiben: Von<br />
der Silbergabel zum Silbernabel.<br />
»Okay, es ist also gut«, sagte ich zu Alina. »Aber wie gut?«<br />
»Na ja, es ist ... gut-gut.« Alina beugte ihre Knie zum Demi-Plié.