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HOLLY-JANE RAHLENS

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»Es scheint heute wieder kühl zu werden«, sagte meine Mutter. »Und denk<br />

dran, wir treffen Oma Ulli zum Mittagessen.« Sie drehte sich zu mir um. »Zieh dir<br />

bitte was Hübsches an.«<br />

»Was soll das denn heißen? Zieh dir was Hübsches an?«<br />

Meine Mutter stellte das Wasser ab und wrang ihr Haar aus. Sie antwortete<br />

nicht gleich. »Renée, ich mein ja nur«, sagte sie dann und stieg aus der<br />

Duschkabine, »du siehst Oma Ulli nicht so oft. Also könntest du ruhig etwas Nettes<br />

anziehen.«<br />

»Hör doch auf! Dir geht’s gar nicht um Oma Ulli. Dir gefällt’s nicht, wie ich mich<br />

anziehe. Hast du Angst, wegen mir aufzufallen?«<br />

Ich sah, wie meine Mutter innerlich bis zehn zählte, bevor sie antwortete. Sie<br />

nahm ihr Handtuch und sagte gelassen: »Warum ziehst du nicht das Seidenkleid an,<br />

das Grandma Myrna dir geschickt hat? Es ist hübsch, und es macht eine gute Figur –<br />

ohne dass du halb nackt dastehst.«<br />

Ich hätte das Kleid noch nicht mal auf die Reise mitgenommen. Meine Mutter<br />

hatte es in ihren Koffer gepackt, für alle Fälle. Es war ein seidenes Hemdblusenkleid,<br />

bedruckt mit grellbunten Blumen. Sehr kalifornisch. Ich sehe darin wie eine<br />

minderjährige Hausfrau aus San Diego aus, die gerade einen Sonntagsausflug nach<br />

Seaworld macht. Im klassischen Sinn war es aber eigentlich ganz hübsch und –<br />

unter uns –, ich hatte es heute ursprünglich für meine Großmutter anziehen wollen.<br />

Hatte ich.<br />

»Ich zieh an, was ich anziehen will«, sagte ich. »Und ganz bestimmt nicht<br />

Grandma Myrnas Kleid.«<br />

Ich stürmte aus dem Bad und schnappte mir meinen Jeansrock. Er war gerade<br />

lang genug, um meinen Hintern zu bedecken – aber kurz genug, dass man zweimal<br />

guckte. Der Saum war ausgefranst, was schön trashig wirkte und super zu meinem<br />

bauchfreien, ärmellosen Che-Guevara-Oberteil passte.<br />

Ich ging zurück ins Bad. »Das ziehe ich an«, sagte ich demonstrativ.<br />

Meine Mutter setzte ihre Brille auf, schaute meinen Rock und das Top an,<br />

zuckte mit den Schultern und begann ihr Haar zu fönen.<br />

Ich drehte mich zum Spiegel, um meine Zähne zu putzen ... und bekam fast<br />

einen Herzanfall!<br />

Direkt vor uns auf dem Badezimmerspiegel waren mein Herz und mein Pfeil:<br />

Renée & Philipp 4 now. Oh nein! Durch den Dampf der Dusche war die Schrift wieder

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