HOLLY-JANE RAHLENS
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»Sie hat sich das Bein gebrochen. Beim Fußballspielen. Sie liegt im<br />
Krankenhaus. In New York.«<br />
liegen?<br />
»Im Krankenhaus?« Nelly war unverwundbar. Wie konnte sie im Krankenhaus<br />
»Nur für ein, zwei Tage, Schatz«, sagte meine Mutter beruhigend. »Bis alles<br />
durchgecheckt ist. Aber sie glauben nicht, dass es irgendwelche Komplikationen<br />
gibt.«<br />
»Gott sei Dank«, sagte ich erleichtert.<br />
Wir setzten uns wieder an den Tisch. Ich nahm einen Schluck Tee. Meine<br />
Mutter nahm einen Schluck Kaffee. Ein paar Sekunden vergingen. Und dann –<br />
endlich – begriff ich. Ich sah meine Mutter an. Sie wich meinem Blick aus.<br />
»Und?«, fragte ich.<br />
»Nelly kann nicht zu ihrem Onkel. Es gibt dort keinen Fahrstuhl. Und ihr Zimmer<br />
im Studentenwohnheim ist schon belegt.«<br />
»Was bedeutet das im Klartext?«, fragte ich. Ich ahnte Schlimmes.<br />
Meine Mutter holte tief Luft. »Ich denke, das bedeutet«, sagte sie, die Stimme<br />
ganz leise, »dass deine Reise nach New York leider ausfällt.«<br />
Zweites Kapitel<br />
Nein!<br />
MEINE MUTTER IST eine große Befürworterin des Wortes ja. In ihrem ersten Buch Mein<br />
Leben im Kinderzimmer – dem Versuch, einen ernsthaften Erziehungsratgeber zu<br />
schreiben, bevor sie als Familienhumoristin berühmt wurde – heißt es: Warum sich<br />
ärgern über Kinderärger? Es ist doch angenehmer, wenn Ihr Sohn vor Freude<br />
Luftsprünge macht als vor Wut an die Decke springt. Eine warmherzige Umarmung<br />
macht bestimmt sowohl Ihnen als auch Ihrer kleinen Tochter mehr Spaß als ein<br />
hitziger Streit. Das heißt nicht, dass Sie Ihren Kindern alles erlauben sollen: Aber<br />
gehen Sie unnötigen Konfrontationen aus dem Weg. Wenn Sie nicht ›ja‹ sagen<br />
können, dann vermeiden Sie trotzdem ein definitives ›nein‹. Versuchen Sie das, was<br />
Sie wollen, positiv auszudrücken. Sie glauben vielleicht, ›nein‹ zu sagen sei leichter<br />
als lange Erklärungen. Aber in den meisten Fällen ist genau das der falsche Weg.