HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
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Fast wollte ich schon klein beigeben – um des lieben Friedens willen, und auch,<br />
um meine Privatsphäre zu schützen, da sagte sie: »Du hast erst etwas davon, wenn<br />
dein Kopf die Entwicklung deines Körpers eingeholt hat. In dem Gebiet kenne ich<br />
mich aus.«<br />
»Ach? Willst du damit sagen, dass du mit vierzehn Sex hattest, aber nichts<br />
davon gehabt hast?«<br />
Sie rollte mit den Augen. »Als ich vierzehn war, hatte ich Ideale. Ich habe meine<br />
Energie da reingesteckt, anderen zu helfen. Ich hab zum Beispiel ehrenamtlich als<br />
Schwesternhelferin gearbeitet.«<br />
»Wow«, sagte ich. »Ich wette, das hat bestimmt mehr Spaß gemacht als Sex.«<br />
Ich hatte das gar nicht komisch gemeint, aber meine Mutter fing an zu lachen.<br />
Sie hatte in letzter Zeit nicht viel gelacht, es hörte sich nett an. Und bevor ich es<br />
begriff, lachte auch ich.<br />
»Oh ja! Ich muss Alina unbedingt davon erzählen«, sagte ich, als wir uns wieder<br />
etwas beruhigt hatten. »Sie wird es bestimmt toll finden, als Schwesternhelferin die<br />
Kacke von fremden Pos abzuwischen.«<br />
Meine Mutter warf ein Sofakissen nach mir. »Du bist absolut respektlos! Raus<br />
mit dir!«, rief sie und hatte schon wieder einen Lachanfall.<br />
Ich grinste und machte meinen Abgang.<br />
Diesmal hatten wir die Kurve gekriegt. Aber wie würde es beim nächsten Mal<br />
sein? Seither haben wir jedenfalls nie wieder über Sex gesprochen. Und auch nicht<br />
mehr über Alina oder ihre Mutter. Umso überraschender, dass ich jetzt plötzlich mit<br />
den beiden in die Ferien fahren sollte.<br />
»Geht nicht«, sagte ich. »Alina verreist nicht mit ihrer Mutter, sondern mit ihrem<br />
Vater und seiner neuen Frau. Nach Sardinien. Ihr Vater möchte gerne, dass die<br />
beiden miteinander vertraut werden. »Ich glaube kaum, dass sie mich dabeihaben<br />
wollen«, sagte ich und nagte einen Kotelettknochen ab.<br />
Meine Mutter stöhnte laut. »Dann bleibt keine andere Wahl als ...«<br />
»Nein!«, rief ich. »Auf gar keinen Fall! Nein!«<br />
»Renée, es gibt keine Alternative. Um dich in einem Ferienlager oder zu einem<br />
Schüleraustausch anzumelden, ist es zu spät ...«<br />
»Nein! Ich will nicht! Ich will nicht! Ich will einfach nicht!«<br />
»Dann fahr mit Fritzi nach England.«<br />
»Nein!«