HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
HOLLY-JANE RAHLENS
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»Du glaubst doch nicht etwa, dass ich mich zu dir setze und mir anhöre, dass<br />
ich das Buch mit Absicht in meinem Wäschesack vergessen habe, damit du es<br />
findest? Das ist es doch, was du sagen willst, stimmt’s?«<br />
Statt einer Antwort fragte sie: »Hast du das Internetcafé gefunden?«<br />
»Mama!«<br />
»Ah, ich verstehe. Deswegen bist du so sauer.«<br />
»Hörst du mir eigentlich zu? Ich hab gesagt, ich bin sauer, weil ich mich über<br />
dich ärgere. Ich ertrage es nicht, wenn du in meinem Leben rumspionierst.«<br />
»Es tut mir Leid, dass das passiert ist, Renée. Ehrlich. Aber ich hab nicht<br />
rumspioniert. Ich habe nur ein rein berufliches Interesse an dem Werk einer<br />
populären Sexualwissenschaftlerin gezeigt. Das muss ich doch bei meinem Job.«<br />
»Damit entschuldigst du immer alles! ›Bei meinem Job.‹«<br />
Ihr Job! Grrr!<br />
Okay. Ich weiß, was ihr jetzt denkt. Ihr denkt: »Die Kleine da hat ein großes<br />
Autoritätsproblem.« Und wisst ihr was? Ihr habt Recht. Ich hab tatsächlich eins. Und<br />
glaubt mir, ihr hättet auch eins, wenn eure Mutter Dr. Edda Mommsen-Brody wäre,<br />
dem Rest der Welt bekannt als Dr. Mom, unangefochtene Autorität in Sachen<br />
Elternfragen. Nur weil sie sechs erfolgreiche Bücher über Erziehung geschrieben und<br />
alle vierzehn Tage eine Eltern-Kolumne in der Veronika veröffentlicht, glaubt diese<br />
Frau doch tatsächlich, seit der Erfindung der Wegwerfwindel wäre in Sachen<br />
Kinderaufzucht nichts Großartigeres passiert als sie. Und was das Schlimmste ist:<br />
Alle anderen denken genauso. Das reicht, um jede geistig normal entwickelte<br />
Zehntklässlerin in den Wahnsinn zu treiben, zurück ins Bett – oder aus einem<br />
Dreisternehotel. Ich wählte Letzteres.<br />
»Ich wünschte, du würdest ein anderes Ventil für deine Wut finden«, sagte<br />
meine Mutter.<br />
»Werd ich auch!«, sagte ich drohend, warf meinen Rucksack über die Schulter<br />
und ging zur Tür. »Ganz bestimmt! Wart’s nur ab!«<br />
Und so hab ich alles aufgeschrieben, die wahre Geschichte, und zwar meine<br />
Version, die von Renée Bella Brody, fünfzehn. Und dieses Buch, das verspreche ich<br />
euch, wird nicht in einem Wäschesack landen!