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HOLLY-JANE RAHLENS

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Was war das denn schon wieder für ein Spruch – darum ging’s doch gar nicht!<br />

»Wenn etwas so klingt, als sei es zu schön, um wahr zu sein, dann ist es zu schön,<br />

um wahr zu sein«, spottete ich. »Schreib da drüber doch einfach ein Buch.« Ich<br />

schoss hoch, drehte mich um und stieß – Kopf voran – mit einem weißen<br />

Leinenanzug zusammen.<br />

Mist!<br />

»Tschuldigung«, murmelte ich zur Leinenschulter, die nun mit Lipgloss<br />

verschmiert war.<br />

Ich flüchtete mich in Richtung Klo, aber leider nicht schnell genug: »Verzeihen<br />

Sie die Störung«, hörte ich den Mann im weißen Leinenanzug zu meiner Mutter<br />

sagen, »aber ich wollte Ihnen unbedingt sagen, dass meine Frau und ich all Ihre<br />

Bücher haben. Sie haben uns so geholfen, unseren kleinen Sohn besser zu<br />

verstehen.«<br />

albern.<br />

O Gott – das war ja oberpeinlich! Meine Mutter hatte wirklich Recht: Ich war<br />

Ich konnte sein Gesicht jetzt nicht sehen, aber sicher sah der Mann im weißen<br />

Leinenanzug gerade genauso bescheuert aus wie alle, wenn sie sich meiner Mutter<br />

vorstellen. Einfach dämlich. Übereifrig. Wie große, schlabbernde Hunde. Freundlich<br />

bis zum Erbrechen. Kennen dich nicht mal, stürzen sich aber gleich auf dich,<br />

schnüffeln rum, geben Pfötchen, lecken dir mit ihren dicken feuchten Sabberzungen<br />

übers Gesicht, so begeistert sind sie, Dr. Edda Mommsen-Brody, die großartigste<br />

Mutter der Welt, kennen zu lernen.<br />

Ha! Die Vorstellung war einfach grotesk. Die großartigste Mutter der Welt.<br />

Wenn die nur wüssten! Wüssten, wie Dr. Mom mit ihrer Perfektion die eigene Tochter<br />

quält. Mit dem Anschein von Perfektion – denn meine Mutter war alles andere als<br />

perfekt. Wenigstens nicht mehr. Ich meine, man muss ja nur mal an ihren Zustand im<br />

letzten Herbst denken. Nach dem Unfall.<br />

Ich reg mich ja jetzt noch ziemlich über den miefenden Frotteebademantel auf,<br />

den sie tagein, tagaus zu Hause trägt. Trotzdem ist eine Mutter im<br />

Frotteebademantel ein Riesenfortschritt im Vergleich zu einer Mutter, die sich einen<br />

ganzen Monat lang im Bett vergräbt, ohne auch nur einmal die Wäsche zu wechseln.<br />

Ein, zwei Wochen vor Trauer im Bett zu liegen – das kann man ja noch akzeptieren.<br />

Aber meine Mutter brauchte mehr als vier Wochen, um endlich wieder aus dem Bett<br />

zu steigen und zumindest mal den ekligen Bademantel anzuziehen. Aus dem Haus

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