HOLLY-JANE RAHLENS
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Meine Mutter putzte grüne Bohnen. Sie legte das Messer auf den Tisch. »Da<br />
gibt es nichts zu überlegen. New York ist ein gefährliches Pflaster. Vor allem für<br />
Nicht-New-Yorker. Und erst recht für ein so junges Mädchen wie dich. Noch dazu<br />
Ausländerin. Keine Diskussion mehr.« Sie nahm ihr Messer, aber bevor sie mit den<br />
Bohnen weitermachte, setzte sie noch hinzu: »End of story.«<br />
Meine Mutter sagte ständig end of story. Das hatte sie von Lucy und Becky<br />
aufgeschnappt. Es klang so seltsam, wenn sie es sagte, und jetzt, in dieser Situation,<br />
brachte es mich richtig auf die Palme. Vielleicht waren wir wirklich am Ende<br />
angelangt. Und doch wollte ich mich nicht so leicht geschlagen geben. Ich stand da<br />
und überlegte meinen nächsten Schritt.<br />
Den ganzen Nachmittag hatte ich über andere Möglichkeiten nachgedacht.<br />
Viele waren es nicht. Plan A (Renée allein in New York) konnte nicht durchgeführt<br />
werden. Also musste Plan B in Kraft treten.<br />
Ich sah meine Mutter an. Bestimmt hatte sie noch einen Trumpf im Ärmel. Ich<br />
legte die Schalter um. All systems go!<br />
»Du hast wahrscheinlich wirklich Recht«, sagte ich, ging hinüber zur<br />
Besteckschublade und holte ein Messer heraus. »New York ist nicht der richtige Ort<br />
für mich. Allein.« Ich setzte mich an den Tisch und nahm eine grüne Bohne. »Es ist<br />
ja eine gefährliche Stadt.« Ich schnitt die Bohnenenden ab.<br />
»Danke für die Hilfe, Schatz«, sagte meine Mutter. »Aber die Antwort auf deine<br />
nächste Frage ist auch nein.«<br />
»Wovon sprichst du?«<br />
»Nein«, wiederholte sie mit etwas mehr Nachdruck.<br />
»Nein was?« Sie konnte unmöglich wissen, was ich vorhatte.<br />
»Nein, du kannst nicht allein zu Hause bleiben, während ich auf Lesereise<br />
gehe«, sagte sie.<br />
Okay, meine Mutter hat ihren Doktor ja nicht geschenkt bekommen, sie ist alles<br />
andere als blöd. Aber trotzdem: Konnte sie jetzt auch noch Gedanken lesen? Wusste<br />
sie, dass Philipp am Sonntagabend zurückkommen und erst am Donnerstag nach<br />
Spanien fahren würde? Es war schlimm, dass ich mir New York abschminken musste<br />
– aber vier Tage allein mit Philipp, während meine Mutter irgendwo in der Pampa<br />
war, wären eine echte Alternative gewesen.<br />
»Warum nicht?«, wollte ich wissen.<br />
»Da könnte ja was-weiß-ich passieren.«