HOLLY-JANE RAHLENS
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eine Kolumne hätte sie dann wieder geschrieben? Vielleicht: Liebe in den Zeiten von<br />
Caffè Latte.<br />
Nach dem Kino gingen wir ins Starbucks. Eingequetscht saß ich zwischen Philip Eins<br />
und Philipp Zwei. Uns gegenüber unterhielten sich Alina und Laura aufgeregt über<br />
das Konzert der Kings of Prussia Ende Juli. Das war wirklich der einzige<br />
Wermutstropfen an meiner New-York-Reise: Ich würde The Great Gatzki in der<br />
Waldbühne verpassen.<br />
»Wie können die nur mitten im Sommer ein Konzert geben, wenn kein Schwein<br />
in Berlin ist?«, sagte ich. »Das ist doch total beknackt.«<br />
»Also, ich bin da«, sagte Alina und zuckte mit den Schultern.<br />
»Zu blöd, dass sie die Concorde aus dem Verkehr gezogen haben«, sagte ich.<br />
»Sonst würde ich übers Wochenende herjetten. Aber das ist ...« Meine Stimme<br />
stockte. Unter dem Tisch rechts von mir presste Philipp Zwei seinen Schenkel gegen<br />
meinen. Und Philip Eins, der links von mir saß, tat das Gleiche. Ich glaube nicht,<br />
dass die anderen am Tisch etwas davon mitbekamen. Genauso wenig, wie Philip<br />
Eins bemerkte, was Philipp Zwei tat. Und umgekehrt. Egal: Ihre Ahnungslosigkeit<br />
machte die Sache für mich natürlich besonders prickelnd. Erst als ich merkte, wie ich<br />
rot wurde und immer heftiger atmen musste, wurde es mir etwas unheimlich. Würde<br />
nicht doch jemand merken, was da unter der Tischplatte abging? Vielleicht sollte ich<br />
lieber vorsichtig sein und den Spaß beenden? Doch dann, plötzlich, merkte ich, wie<br />
Philipp Zwei die Hand auf meinen Oberschenkel legte, unter meinem Rock. Warm<br />
war sie, diese Hand, schön fühlte sie sich an. Als ob sie dort hingehörte. Jetzt konnte<br />
und wollte ich das Vergnügen nicht beenden, rührte mich nicht, konnte mich nicht<br />
mehr bewegen. Ich wollte genau so sitzen bleiben, für immer und ewig,<br />
eingequetscht zwischen Philip Eins und Philipp Zwei, die warme Hand von Philipp<br />
Zwei auf meinem Schenkel und einen Caffè Latte vor mir.<br />
Aber dann spürte ich links die Hand von Philip Eins auf meinem anderen<br />
Schenkel. Nur war seine Hand kalt und rau. Philip Eins ist Mitglied in einem<br />
Ruderclub am Wannsee und seine Handflächen sind schwielig und voller Blasen.<br />
Unnötig zu sagen, dass die Hand von Philip Eins den Zauber brach. Ich<br />
verlagerte mein Gewicht. Mit einem Ruck setzten sich beide Philip(p)s wieder gerade<br />
hin.