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ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges

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auch seine Frohnatur machten ihn<br />

zum Liebling aller. Das Alter von<br />

15 Jahren markierte im Mittelalter<br />

den Übergang zum Erwachsenen.<br />

Rochus begann an <strong>der</strong> damals europäisch<br />

angesehenen Universität<br />

von Montpellier ein Medizinstudium<br />

und folgte damit seinem lang<br />

gehegten Wunsch, leidenden Mitmenschen<br />

zu helfen. Wenig später<br />

verstarb sein Vater. Heimlich verkaufte<br />

er Teile seines Erbes und beschenkte<br />

damit die Armen, Klöster<br />

und Spitäler. Einem Bru<strong>der</strong> seines<br />

Vaters trat er die Rechte an seinem<br />

Erbe ab.<br />

Pilgerfahrt<br />

Befreit von weltlichen Gütern entschloss<br />

sich Rochus zu einer Pilgerfahrt<br />

nach Rom, zu den Gräbern<br />

<strong>der</strong> Heiligen Petrus und Paul. Er<br />

gelangte nach Aquapendente (Toskana),<br />

<strong>des</strong>sen Bevölkerung unter<br />

einer Pestepidemie litt. Vergeblich<br />

suchten ihn die Überlebenden von<br />

seinem Vorhaben, im Spital zu helfen,<br />

abzuhalten. „Dort sind meine<br />

Geschwister in Christo“, soll er<br />

ihnen geantwortet haben. Während<br />

dreier Monate half er im Spital<br />

und besuchte die Kranken auch<br />

zuhause. Dann zog er nach Cesena<br />

(Emilia-Romagna) weiter und half<br />

auch dort den Kranken. Endlich,<br />

anfangs 1368, erreichte er Rom<br />

und blieb während dreier Jahre. In<br />

dieser Zeit begegnete er auch dem<br />

Papst Urban V., welcher früher in<br />

Montpellier als Rechtsgelehrter unterrichtet<br />

hatte.<br />

Rückreise und Erkrankung<br />

Auf dem Rückweg kam er über Rimini<br />

nach Piacenza (Emilia-Romana),<br />

wo er wie<strong>der</strong>um Pestkranken<br />

ULTREÏA No 43 - Mai 2009<br />

JOSSE, JOST, JODOK<br />

hilfreich zur Seite stand. Aber eines<br />

Tages wurde auch Rochus selber<br />

vom Fieber befallen. Er litt unter<br />

qualvollen Schmerzen und zog<br />

sich in eine natürliche Grotte im<br />

Wald <strong>des</strong> benachbarten Sarmato<br />

zurück. Der Himmel schenkte ihm<br />

eine Quelle und einen treuen Hund,<br />

<strong>der</strong> ihm täglich eine Portion Brot<br />

an sein Lager brachte. Unweit <strong>der</strong><br />

Höhle wohnte <strong>der</strong> wohlhabende<br />

Gotthard Pallastrelli, <strong>der</strong> sich aus<br />

Angst vor <strong>der</strong> Pest in sein Haus in<br />

Sarmato zurückgezogen hatte. Bald<br />

entdeckte Pallastrelli mit Hilfe seines<br />

Hun<strong>des</strong> das Krankenlager von<br />

Rochus und wurde durch den Anblick<br />

<strong>des</strong> Kranken sehr aufgewühlt.<br />

Rochus wehrte den Besucher ab.<br />

Pallastrelli schämte sich nachträglich<br />

ob seiner Feigheit, ihn allein gelassen<br />

zu haben. Er überwand sich<br />

und kehrte zu Rochus zurück, half<br />

ihm und wurde sein Diener. Rochus<br />

unterrichtete ihn im christlichen<br />

Glauben. Eines Tages vernahm<br />

er eine geheimnisvolle Stimme,<br />

welche ihm seine Genesung<br />

ankündigte und ihn zum Aufbruch<br />

mahnte. In wun<strong>der</strong>voller Weise geheilt<br />

brach er auf. In <strong>der</strong> Umgebung<br />

von Voghera (Lombardei) wurde er<br />

als vermeintlicher päpstlicher Spion<br />

gefangengenommen. Seine weiteren<br />

Erklärungen vermochten<br />

die Verdächtigungen nicht zu beseitigen.<br />

Er wurde eingekerkert.<br />

Er trug sein Schicksal mit Geduld<br />

und half seinen Mitgefangenen, den<br />

Verurteilten und Ausgestossenen.<br />

Nie gab er seine wahre Identität<br />

preis, was ihn hätte befreien können,<br />

war doch <strong>der</strong> damalige Herrscher<br />

sein Onkel mütterlicherseits.<br />

Nach fünf Jahren, im Jahre 1379,<br />

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