ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges
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TROUVAILLES JACQUAIRES<br />
Kapelle St. Jost in Blatten<br />
Die 1391 geweihte Kapelle zu Ehren<br />
<strong>des</strong> hl. Jost in Blatten (Gemeinde<br />
Malters) geht auf ein Gelöbnis<br />
<strong>des</strong> einheimischen Hartmann Krämer<br />
(von 1366) zurück. Die Kapelle<br />
wurde früh zum Ziel von Wallfahrten.<br />
1483 musste sie bereits erst-<br />
mals erweitert werden. Um in Blatten<br />
regelmässige Gottesdienste zu<br />
gewährleisten, stifteten Luzerner<br />
Patrizier 1495 eine Kaplanei, eine<br />
Pfründe, bestimmt für den Lebensunterhalt<br />
eines ständig anwesenden<br />
Priesters. Ab 1505 übertrug<br />
<strong>der</strong> Rat von Luzern die Aufsicht<br />
über die Wallfahrt einem von ihm<br />
beauftragten Kapellenpfleger. Der<br />
Zustrom <strong>der</strong> Pilger machte einen<br />
weiteren Ausbau <strong>der</strong> Infrastruktur<br />
erfor<strong>der</strong>lich: Ein Wasch- und ein<br />
Beichthaus wurden erstellt, damit<br />
sich die Leute äusserlich wie innerlich<br />
reinigen konnten. In <strong>der</strong> Kaplanei<br />
erwarben die Wallfahrenden<br />
Andenken und Medikamente. Dem<br />
Gasthaus „Krone“ wurde damals<br />
das Tavernenrecht erteilt. Die zahlreichen<br />
Votivtafeln in <strong>der</strong> Kapelle<br />
zeugen noch heute vom regen Wallfahrtsbetrieb,<br />
<strong>der</strong> erst im 19. Jh. allmählich<br />
zurückging.<br />
Die Wallfahrt zu St. Jost in Blatten<br />
wurde bevorzugt von heiratswilligenMädchen<br />
und von<br />
Frauen bei ausbleibendemKin<strong>der</strong>segenunternommen.<br />
Das<br />
eigentliche Ziel<br />
<strong>der</strong> Wallfahrenden<br />
galt dem<br />
rechten Seitenaltar,<br />
in <strong>des</strong>sen<br />
Zentrum <strong>der</strong> hl.<br />
Jost in Pilgergestalt<br />
steht. Den<br />
wertvollsten Teil<br />
<strong>der</strong> Kapellenausstattung<br />
stellt ein<br />
Bil<strong>der</strong>zyklus dar,<br />
<strong>der</strong> auf 27 Tafelgemälden<br />
– ursprünglich waren es<br />
30 – Ereignisse aus dem Leben <strong>des</strong><br />
hl. Jost erzählt. Es ist das umfangreichste<br />
Bildprogramm, das es zum<br />
Leben und Wirken <strong>des</strong> Heiligen in<br />
Europa gibt. Der Bil<strong>der</strong>zyklus wird<br />
Kaspar Meglinger (1595-ca. 1670)<br />
o<strong>der</strong> Hans Jakob Wysshaupt (1612-<br />
1687) zugeschrieben. Beide Künstler<br />
hatten ihre Werkstatt in Luzern.<br />
Sicher ist, dass <strong>der</strong> Zyklus 1639-<br />
1641 entstanden ist. Interessant<br />
sind auch die alten Votivbil<strong>der</strong>, von<br />
denen eine stattliche Zahl in <strong>der</strong><br />
Kapelle bzw. in <strong>der</strong> Beichtkapelle<br />
nebenan zu sehen ist.<br />
Otto Dudle<br />
56 ULTREÏA No 43 - Mai 2009