ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges
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PELERINAGE / PILGERN<br />
ner Badewanne schwappen Nebelschwaden<br />
aus dem Nachbartal über<br />
den Bergkamm. Bei Llago führt<br />
<strong>der</strong> Weg unten bei <strong>der</strong> Kirche zum<br />
Friedhof und dem Hang entlang<br />
bis zum Km 26. Den ersten Anstieg<br />
zum Sexto de la Fuente empfinde<br />
ich anstrengen<strong>der</strong> als den anschliessenden<br />
Aufstieg zum Puerto<br />
del Palo (1050 m). Bei solchem<br />
Prachtswetter wäre es eine Sünde,<br />
gleich wie<strong>der</strong> ins Tal nach Pola de<br />
Allande abzusteigen. So folgen wir<br />
dem Weg über die Krete, <strong>der</strong> fast<br />
alle 50 m mit einem Pfosten markiert<br />
ist, über Weiden zum legendären<br />
Alto del Hospital (1210 m),<br />
wo nur ein einfacher Viehunterstand<br />
an die einstige Herberge er-<br />
Blick zurück zum Acebo<br />
innert. Nach einem letzten Blick zurück<br />
über den Acebo in <strong>der</strong> Ferne<br />
nach Galicien gehts um eine Kuppe<br />
herum hinunter nach Mortera,<br />
wo wir in <strong>der</strong> Bar unseren Proviantsack<br />
auffüllen. Denn in Borres<br />
gibt es zwar eine Herberge – doch<br />
sonst: keine Bar, kein Laden, nada.<br />
Nur dank dieser Herberge ist es<br />
möglich, die Route über die Krete<br />
zu nehmen (Distanz: 26 km; Aufstieg:<br />
1031 m; Abstieg: 1297 m).<br />
Ganz im Hier und Jetzt!<br />
23.7.08: La Isla. Auch heute blieb<br />
unterwegs wenig Zeit zum Nachdenken.<br />
Schlechtes Gewissen? Was<br />
hatten wir doch auf dem Hinweg<br />
nach Santiago alles miteinan<strong>der</strong><br />
beredet! Doch hier: den Weg zu suchen<br />
und aufzupassen, dass wir ihn<br />
nicht verlieren, erfor<strong>der</strong>t stete Aufmerksamkeit<br />
und volle Konzentration.<br />
Das ist auch wohltuend: ganz<br />
im Hier und Jetzt sein! Das Mitgebrachte<br />
darf ruhen, sich setzen, und<br />
wenn es wie<strong>der</strong> hochkommt, nähere<br />
ich mich ihm neu, an<strong>der</strong>s – distanzierter?<br />
– gelassener!<br />
Nach einem gemütlichen Abend<br />
mit gemeinsamem Essen im Albergue<br />
von O Padrón, vor Fonsagrada,<br />
wurde mir die Einmaligkeit unserer<br />
Begegnungen so richtig bewusst:<br />
Die an<strong>der</strong>n Pilger gehen in entgegengesetzter<br />
Richtung; es gibt morgen<br />
keinen gemeinsamen Weg und<br />
darum kein Wie<strong>der</strong>sehen. Carpe<br />
diem! Jetzt o<strong>der</strong> Nie!<br />
Bescheidenere Infrastruktur<br />
Wir trafen in <strong>der</strong> ersten Julihälfte<br />
zur Mittagszeit und am Abend je etwa<br />
15 bis 20 Pilger; einzig in Oviedo<br />
war Mitte Juli wegen <strong>des</strong> Ferienbeginns<br />
in Spanien die 18-plätzige<br />
Herberge mit etwa 30 Personen<br />
überbelegt. Mehrmals waren wir<br />
aber auch die einzigen Gäste in einer<br />
Herberge.<br />
Entsprechend dem geringeren Aufkommen<br />
an Pilgern sind die Herbergen<br />
und Einkaufsmöglichkeiten<br />
weniger dicht gesät als am Camino<br />
francés. Dies erfor<strong>der</strong>t mehr Voraussicht<br />
bei <strong>der</strong> Tagesplanung. So<br />
konnten wir nicht einfach unter-<br />
50 ULTREÏA No 43 - Mai 2009