ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges
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TOUR D’HORIZON / RUNDSCHAU<br />
ler, <strong>der</strong> vor <strong>der</strong> geplanten Abreise<br />
nach Santiago de Compostela seinen<br />
letzten Willen diktierte. Darin<br />
vermacht er dem Zürcher Spital für<br />
den Fall, dass sein Enkel Jacob vor<br />
Erreichung <strong>der</strong> Mündigkeit sterbe,<br />
seine Güter am Restelberg (Quartier<br />
Oberstrass) und in Schwerzeren<br />
(Gebiet <strong>des</strong> heutigen Universitätsspitals).<br />
Das Testament trägt<br />
das Datum <strong>des</strong> 26. Mai 1279. 6 Der<br />
Umstand, dass Heinrich Walliseller<br />
seinem Sohn den Namen Jakob<br />
Zürich: Heiliggeistspital und Predigerkloster.<br />
Ausschnitt <strong>der</strong> Stadtansicht von Jos Murer, 1576<br />
gab, weist auf seine Verehrung Jakobus’<br />
<strong>des</strong> Älteren hin. Auch sein<br />
Enkel war wie<strong>der</strong>um nach dem<br />
Apostel benannt.<br />
Wallisellers Schenkung war für den<br />
Heiliggeistspital bestimmt, welcher<br />
dem Kloster <strong>des</strong> seit 1231 in Zürich<br />
nie<strong>der</strong>gelassenen Predigerordens<br />
<strong>der</strong> Dominikaner benachbart war.<br />
Heinrich Walliseller taucht 1252<br />
erstmals in schriftlichen Quellen<br />
auf: als Zeuge in einem Wegstreit<br />
6 ZUB Bd. 5, Urkunde Nr. 1734: „Ego<br />
Heinricus dictus Walasel<strong>der</strong> civis Thuricensis<br />
ad Sanctum Iacobum proficiscens…“<br />
am Restelberg. Ab 1260 erscheint<br />
sein Name in den Urkunden mit<br />
dem Zusatz „Bürger von Zürich“.<br />
Von 1273 an übte er das ehrenvolle<br />
Amt eines Zürcher Spitalpflegers<br />
aus; ihm oblag die Oberaufsicht<br />
über den Spitalbetrieb. Die Überantwortung<br />
<strong>der</strong> Aufgabe beweist<br />
das hohe Ansehen und die Vertrauenswürdigkeit,<br />
die <strong>der</strong> Amtsinhaber<br />
bei den Mitbürgern und beim<br />
Rat <strong>der</strong> Stadt genoss.<br />
Ob Walliseller tatsächlich in Santiago<br />
war, lässt sich auf<br />
Grund <strong>der</strong> Quellenlage<br />
nicht feststellen. Ein Reisebericht,<br />
<strong>der</strong> die Frage zu<br />
beantworten vermöchte,<br />
ist nicht bekannt. Immerhin<br />
berechtigt das Vorhandensein<br />
zweier späterer<br />
Urkunden, in denen<br />
Heinrich Walliseller erwähnt<br />
wird, zur Annahme,<br />
dieser habe seine Absicht,<br />
nach Santiago zu pilgern,<br />
tatsächlich umgesetzt. In<br />
einer undatierten Urkunde<br />
von 1280 7 wird die Verleihung<br />
von Gütern <strong>des</strong><br />
Klosters Rheinau in Bülach an das<br />
Prämonstratenserkloster Rüti beglaubigt.<br />
In einer Urkunde vom 28.<br />
Mai 1281 8 figuriert Walliseller unter<br />
den Zeugen, welche die Übergabe<br />
eines Hofes in Adlikon im Besitz<br />
<strong>des</strong> Zürcher Ritters Wilhelm Bockli<br />
als Erblehen an das städtische<br />
Kloster Oetenbach bestätigen. Die<br />
zwei Urkunden sind ein Indiz dafür,<br />
dass Heinrich Walliseller 1281<br />
noch am Leben war. Sein Tod ist im<br />
Anniversar <strong>der</strong> Propstei Zürich am<br />
7 ZUB Bd. 5, Urkunde Nr. 1783.<br />
8 ZUB Bd. 5, Urkunde Nr. 1795<br />
62 ULTREÏA No 43 - Mai 2009