ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges

TOUR D’HORIZON / RUNDSCHAU
mäler, Regimentsfahnen, Verzeichnisse
von Gefallenen und anderen
Werke, welche an Verstorbene vergangener
Kriege in der ganzen Welt
erinnern. Ein Besucherbuch und eine
Karaffe mit Wasser laden die Pilger
zum Verweilen ein. An Chaucer
erinnert eine Frauenstatue in der
Kirche East Worldham; sie soll seine
Frau Philippa darstellen. Chaucers
eigenes Grab befindet sich, wie
die Gräber englischer Schriftsteller
von nationaler Bedeutung, in
der Westminster Abbey in London.
Direkt am pilgrims’ way liegt das
Kloster Aylesford. Es wurde 1240
als Karmelitenkonvent gegründet,
während der Reformation aufgelöst,
1950 von Mönchen neu besiedelt
und in den letzten Jahrzehnten
zu einer neuen Blüte geführt.
Kathedrale von Canterbury:
Denkmal für Thomas Becket
Je mehr sich der Weg Canterbury
nähert, umso auffallender werden
die dem Kontinent zustrebenden
Verkehrsadern. Der Fernwanderweg
E 2 von Galway nach Nizza
kreuzt in Boughton den pilgrims’
way; er vereint sich hier mit der
Via francigena, dem mittelalterlichen
Pilgerweg von Canterbury
nach Rom. Die beiden alten Wege
nehmen sich neben der benachbarten
Trasse der Eurostar-Verbindung
London-Paris und den Autobahnen
nach Dover recht bescheiden
aus.
Canterbury war ein Handelsplatz
der Römer. Im Jahr 597 wurde der
Benediktinermönch Augustin von
Papst Gregor I. als Missionar von
Rom zu den heidnischen Angelsachsen
nach Britannien geschickt.
In Arles zum Bischof geweiht, wurde
er 598 als erster Erzbischof von
Canterbury und Primas von England
eingesetzt. Kelten, Sachsen,
Römer, Dänen, Wikinger und Normannen
rangen in Canterbury während
Jahrhunderten um die Vorherrschaft.
Um 1400 war die Kathedrale
vollendet. Als um 1415 in Azincourt
(Nordfrankreich) der englische
König Heinrich V. die Franzosen
unter Karl VI. besiegte, sollen
über 100’000 Pilger in Canterbury
den Sieg gefeiert haben.
Das Ziel des pilgrims’ way, die gotische
Kathedrale von Canterbury,
ist überwältigend. Am ursprünglichen
Standort von Thomas Beckets
Schrein brennt eine Kerze
und erhellt den sonst kahlen und
abgesperrten Chor. Sie erinnert an
das einstige Geschehen, zieht viele
der Besucher in ihren Bann und
vermag sie zum stillen Verweilen
zu bewegen. Andächtig blickt auch
in dieser Kirche der heilige Jakobus
70 ULTREÏA No 43 - Mai 2009