ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges
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PELERINAGE / PILGERN<br />
Dem Morgen entgegen<br />
Erfahrungen auf dem Rückweg von Santiago<br />
Rund drei Monate folgt ein Pilger<br />
aus <strong>der</strong> Schweiz <strong>der</strong> untergehenden<br />
Sonne bis zum Grab <strong>des</strong> Apostels.<br />
Spätestens am Ufer <strong>des</strong> Meeres, wo<br />
er nicht mehr weiter davonlaufen<br />
kann, kehrt er um. Fortan geht er<br />
<strong>der</strong> aufgehenden Sonne entgegen,<br />
dem Zeichen <strong>der</strong> Auferstehung, zurück<br />
in ein Alltagsleben, das es vom<br />
Heiligen her neu zu gestalten gilt.<br />
Der Rückweg ist ohne Zweifel ein<br />
wesentlicher Teil <strong>der</strong> Pilgerfahrt.<br />
2007 merkte ich an <strong>der</strong> Küste bei<br />
Muxía, dass ich an einem Wendepunkt<br />
angelangt war. Davon beflügelt<br />
spürte ich auf dem Rückweg<br />
nach Santiago: Ich muss diese Begegnung<br />
mit dem „Heiligen“ Schritt<br />
für Schritt sorgsam nach Hause tragen,<br />
wie die am Strand gefundene<br />
Muschel. Nun war ich definitiv mit<br />
dem „Vuelta“-Virus infiziert.<br />
Berge und Brandung<br />
Gegen den Strom <strong>der</strong> ankommenden<br />
Pilger auf dem Camino<br />
francés heimzukehren machte mir<br />
wenig Lust. Zudem bin ich grundsätzlich<br />
neugierig und abenteuerlustig.<br />
Schon auf <strong>der</strong> letzten Etappe<br />
vor Santiago hatte mir ein junger<br />
Begleiter vom Camino primitivo,<br />
den wilden Bergen, den einsamen<br />
Strecken und den familiären<br />
Herbergen geschwärmt. Auch<br />
<strong>Freunde</strong> vom Pilgerstamm in Bern<br />
hatten mit strahlenden Augen von<br />
<strong>der</strong> Kombination <strong>des</strong> Küstenweges<br />
(Camino del norte) mit <strong>der</strong> Ruta<br />
de la reconquista und dem Camino<br />
primitivo berichtet: eine Verbindung<br />
von Meeresbrandung und<br />
Bergwiesen.<br />
Blaue Pfeile, Karten, Spuren<br />
Am 6. Juli 2008 starteten mein alter<br />
Pilgerkamerad Robert aus Toulon<br />
und ich in Santiago. Zunächst<br />
folgten wir bis Sobrado den blauen<br />
Spiralpfeilen <strong>der</strong> Vuelta, wobei<br />
uns die mitgeführten Kartenausschnitte<br />
oft zuverlässiger weiterhalfen.<br />
Letztere hatte ich monatelang<br />
präpariert, indem ich die Informationen<br />
aus den Führern 1 , so gut es<br />
ging, auf Karten übertrug, die ich<br />
von <strong>der</strong> Cartoteca auf www.ign.es<br />
heruntergeladen und farbig auf A4-<br />
Blätter ausgedruckt hatte 2 .<br />
Wenn we<strong>der</strong> Pfeile noch Spuren<br />
bei einer Kreuzung den Wegverlauf<br />
eindeutig anzeigten, bewährte<br />
es sich schnell, getrennt in unterschiedlichen<br />
Richtungen nach dem<br />
Weg zu suchen, bis einer ein Zeichen<br />
entdeckte. Mit Pfadfin<strong>der</strong>-<br />
Spürsinn begannen wir, Abdrücke<br />
von Wan<strong>der</strong>schuhen und Pferdehufen<br />
zu lesen. Natürlich half es<br />
auch, die entgegenkommenden Pilger<br />
o<strong>der</strong> die Anwohner nach dem<br />
Weg zu fragen.<br />
Alternative Wegstücke<br />
Der Camino primitivo und <strong>der</strong><br />
Nordweg sind zwar ganz passabel<br />
1 Outdoor-Führer 71 „Nordspanien:<br />
Jakobsweg – Der Küstenweg“; „Nordspanien:<br />
Jakobsweg Alternativrouten“<br />
von Michael Kasper und „Le Chemin<br />
Côtier“ von Jean-Yves Grégoire und<br />
Françoise Pinguet.<br />
2 Aus urheberrechtlichen Gründen<br />
können die Karten nicht publiziert werden.<br />
Anfragen von Pilgerfreunden darf<br />
ich aber positiv beantworten (siehe<br />
Anm. 3).<br />
48 ULTREÏA No 43 - Mai 2009