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ultreïa - Schweizerischen Vereinigung der Freunde des Jakobsweges

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ausserhalb <strong>der</strong> Mauern <strong>der</strong> Kathedrale<br />

zu liegen kommen. Alle Kirchenbesucher<br />

mussten so über seine<br />

Grabplatte gehen, womit er seinen<br />

eigenen Unwert zum Ausdruck<br />

bringen wollte. Rund hun<strong>der</strong>t Jahre<br />

später, um 971, ordnete <strong>der</strong> damalige<br />

Bischof Edgar eine Wochen<br />

dauernde Zeremonie zur Verlegung<br />

<strong>des</strong> Grabes in die Kathedrale an.<br />

Anlässlich <strong>der</strong> feierlichen Graböffnung<br />

am 15. Juli erhob sich ein gewaltiger<br />

Gewittersturm – was als<br />

Missfallenskundgebung <strong>des</strong> Heiligen<br />

gedeutet wurde. Vierzig Tage<br />

regnete es ununterbrochen. Von da<br />

leitet sich die bis heute überlieferte<br />

Wetterregel her 1 :<br />

If it rains on Swithun’s Day, then<br />

for forty days shall it rain.<br />

If it be fine on Swithun’s Day, then<br />

forty days shall be it fine.<br />

Der St.-Swithuns-Kult ist weniger<br />

bekannt. Der Blitzschlag am 15. Juli<br />

971 markierte seinen Anfang. Was<br />

in <strong>der</strong> Folge alles an Wun<strong>der</strong>n geschah,<br />

darüber berichtet <strong>der</strong> fränkische<br />

Mönch 2 Lantfred aus Fleury,<br />

<strong>der</strong> durch den damaligen Bischof<br />

Æthelwold (ca. 909-984) nach Winchester<br />

eingeladen worden war.<br />

Lantfred zeichnete eine Vision auf,<br />

1 Wenn es am Swithuns-Tag (15. Juli)<br />

regnet, wird es vierzig Tage regnen.<br />

Wenn es am Swithuns-Tag schön ist, so<br />

wird es vierzig Tage schön sein.<br />

2 Translatio et miracula S. Svithuni,<br />

Bibliotheca hagiographica latina, 2 vol.,<br />

1899-1901, with suppl. (1911, 1986),<br />

Nr. 7944-6. Abgedruckt, übersetzt und<br />

kommentiert in: Michael Lapidge, The<br />

Cult of St Swithun. Oxford: Oxford University<br />

Press, 2003. (Winchester Studies<br />

4. The Anglo-Saxon Ministers of<br />

Winchester, pt. 2)<br />

ULTREÏA No 43 - Mai 2009<br />

TOUR D’HORIZON / RUNDSCHAU<br />

welche sich um 968 ereignete. Darin<br />

erscheint Swithun als Engel<br />

einem Schmid und for<strong>der</strong>t ihn auf,<br />

zu Eadsige, einem von Æthelwold<br />

aus dem Kloster Winchester verbannten<br />

Domherrn, zu gehen. Dieser<br />

solle persönlich bei Æthelwold<br />

vorsprechen und sich für die Bergung<br />

von Swithuns Gebeinen einsetzen.<br />

Als Zeichen <strong>der</strong> Bestätigung<br />

würden sich die eisernen Ringe<br />

leicht aus <strong>der</strong> Grabplatte lösen lassen.<br />

Zunächst überzeugte sich <strong>der</strong><br />

Schmid selber von <strong>der</strong> Richtigkeit<br />

<strong>der</strong> Vision; er konnte ohne Mühe<br />

die Ringe von <strong>der</strong> Grabplatte lösen.<br />

Bischof Æthelwold erfuhr erst<br />

später davon. In einem zweiten Visionsbericht<br />

wurde einem buckligen<br />

Mann Heilung durch den Besuch<br />

von Swithuns Grab versprochen.<br />

Wenig später ereignete sich<br />

ein drittes Wun<strong>der</strong>. Ein Bürger von<br />

Winchester wurde an einem heissen<br />

Tag beim Gang zur Pferdeweide<br />

durch die Erscheinung von drei<br />

nackten Äthiopierinnen gelähmt.<br />

Im Traum wurde ihm geraten, eine<br />

Nacht auf dem Grab von Swithun<br />

zu verbringen, was auch ihn vollkommen<br />

heilte.<br />

Viele weitere Wun<strong>der</strong> um Swithun<br />

verbreiteten seinen Ruf als Heiler.<br />

Gemäss den Berichten von Lantfred<br />

waren manchmal so viele Besucher<br />

an seinem Grab, dass <strong>der</strong> Zugang<br />

zum Schrein kaum mehr möglich<br />

war. Oft wurden innerhalb weniger<br />

Tage mehr als 200 Personen geheilt.<br />

Verschiedene Kirchen in Süd-<br />

und Mittelengland wurden in <strong>der</strong><br />

Folge Swithun geweiht. Er wurde<br />

in Gebete und Liturgien, in Gemälde<br />

und Gesänge aufgenommen. Im<br />

Volkstum sind zwei Legenden le-<br />

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