Eeb jahrbuch 08 09 v03:layout 1 - EEB Niedersachsen
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Kann man Glauben lernen?<br />
Vortrag auf dem Workshop der <strong>EEB</strong> <strong>Niedersachsen</strong> „Die Sache mit Gott“.<br />
Glaubenskurse in der <strong>EEB</strong>, am 30. Januar 20<strong>09</strong><br />
Beate Hofmann<br />
Ich beginne mit einem Blick in die Zukunft: „Im Jahre 2030<br />
ist Bildungsarbeit eines der wichtigsten Arbeitsfelder der<br />
evangelischen Kirche. Sie führt Kinder und Jugendliche an<br />
den christlichen Glauben und an verantwortliches Leben aus<br />
Glauben heran. Sie bestärkt Christen darin, in Familie, Beruf<br />
und Gesellschaft von Gott Gutes zu sagen und den christlichen<br />
Glauben zu bezeugen. In kirchlichen wie in staatlichen<br />
Institutionen konzentriert sich evangelische Bildungsarbeit<br />
auf die Beheimatung in den Überlieferungen des Glaubens<br />
und auf die Dialogfähigkeit mit andere Religionen und<br />
Weltanschauungen.“ 1 So steht es im Leuchtfeuer 7 des Impulspapiers<br />
der EKD „Kirche der Freiheit“ mit seinem verengten<br />
Bildungsverständnis. Der Text macht klar, was auch<br />
die EKD-Synode 1999 festgehalten hat: Die evangelische<br />
Kirche setzt das Glaubensthema und den missionarischen<br />
Auftrag an die erste Stelle. Wie sie das z.B. in „Kirche der<br />
Freiheit“ tut, muss evangelische Erwachsenenbildung (<strong>EEB</strong>)<br />
irritieren. Von dieser Irritation muss noch die Rede sein.<br />
Bevor ich der Frage nachgehe, wie Glaubenskommunikation<br />
in unserer Gesellschaft und in der Erwachsenenbildung<br />
aussehen könnte, möchte ich kurz auf die unterschiedlichen<br />
Typen von Bildung im Feld der Glaubenskommunikation<br />
eingehen.<br />
1. Begriffsklärung und Bestandsaufnahme:<br />
Im Bereich der religiösen Bildung, auch innerhalb der <strong>EEB</strong>,<br />
haben sich in den letzten Jahrzehnten unterschiedliche Formen<br />
von Bildungsangeboten entwickelt. Dazu gehört die<br />
theologische Bildung, in der vor allem Ehrenamtliche und<br />
Interessierte ihr Wissen über die Bibel und über die Grundzüge<br />
der christlichen Theologie erweitern können und aktuelle<br />
Streitfragen von der Auferstehung bis zur christlichen<br />
Haltung zu Sterbehilfe diskutiert werden.<br />
Dann gibt es die spirituelle Bildung, in der unterschiedliche<br />
Formen christlicher Spiritualität eingeübt und reflektiert<br />
werden. Hier geht es um im Alltag gelebten und<br />
durch regelmäßige leibliche Übung praktizierten Glauben<br />
bzw. um Pflege der Gottesbeziehung. Dieser Zweig ist in<br />
den letzten Jahren massiv gewachsen, zumindest in Bayern,<br />
wo geistliche Zentren in München und Nürnberg und<br />
die Kommunitäten starken Zulauf haben.<br />
Dann gibt es religiöse Bildung im Sinne einer reflektierten<br />
„religionswissenschaftlichen“ Auseinandersetzung über Religion<br />
und ihre Rolle in unserer Gesellschaft. Dazu gehört<br />
z.B. das große Themenfeld Kunst und Kultur, aber auch die<br />
Auseinandersetzung mit anderen Religionen und der Dialog<br />
mit Vertretern anderer Religionen vor Ort.<br />
Und schließlich gibt es das „Glauben lehren und lernen“,<br />
das sich in seiner konfessorischen bzw. persönlichen<br />
Haltung von den bisher genannten, eher reflexiven oder experimentierenden<br />
Formen unterscheidet. Es findet neuerdings<br />
in Glaubenskursen statt, die die alte Form der Großevangelisation<br />
weitgehend abgelöst haben.<br />
Außerdem haben sich Mischformen entwickelt, z.B. Bibelgesprächskreise,<br />
in denen theologische Fragen und spirituelle<br />
Zugänge verknüpft werden.<br />
Bisher schien es in der <strong>EEB</strong> eine Arbeitsteilung zu geben,<br />
zumindest in Bayern: theologische Bildung, Reden über<br />
Religion und religiöse Phänomene ist Aufgabe der überparochialen<br />
Bildungseinrichtungen, die spirituelle Bildung gehört<br />
in die geistlichen Zentren und die Glaubenskurse machen<br />
die Gemeinden.<br />
Doch irgendwie ist Sand in das Getriebe dieser Arbeitsteilung<br />
gekommen. Die Kirche fordert auch von ihren<br />
Bildungseinrichtungen, sich an der Beheimatung in den<br />
Glaubensüberlieferungen zu beteiligen. Glaubenskursinitiativen<br />
sind auch in <strong>EEB</strong> angekommen. Doch die Frage ist,<br />
wo und wie haben sie da ihren Platz?<br />
Schon der Begriff „Glaubenskurs“ ist für ein eher bildungsgeprägtes<br />
Umfeld etwas „gruselig“, suggeriert er<br />
doch, Glauben ließe sich kursorisch lernen wie Kochen oder<br />
Klettern. Aber bisher haben wir noch keinen besseren Begriff<br />
gefunden. GÖTZ HÄUSER sieht den Begriff in seiner<br />
Dissertation „Einfach vom Glauben reden“ als Indiz für die<br />
Dynamik, die in der Arbeitsform beschlossen liegt. „Denn<br />
es geht hier zum einen, entsprechend der Bedeutung des<br />
lateinischen cursus, um Fortgang und Bewegung und um