Eeb jahrbuch 08 09 v03:layout 1 - EEB Niedersachsen
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das Familienmitglied helfen, das schon deutsch kann. Ist<br />
die Familie überhaupt erreichbar? Festnetz oder ein neues<br />
Handy? Das dauert manchmal.<br />
Versuchen wir es per Post: Seltsam, der Brief kommt<br />
zurück mit „Empfänger unbekannt". Die vorliegenden Dokumente<br />
behaupten etwas anderes als die Post. Des Rätsels<br />
Lösung liegt in unvollständigen oder mindestens dem<br />
Postzusteller unklaren Beschriftungen des Briefkastens. Was<br />
nun? Wir müssen dann warten, bis der Teilnehmer oder die<br />
Teilnehmerin das nächste Mal bei uns oder bei unserem Kooperationspartner,<br />
dem Migrationszentrum, persönlich erscheint.<br />
Alle potentiellen Gesprächspartner werden informiert:<br />
Achtung – wir brauchen dringend eine Unterschrift.<br />
In den Kursen wird an jedem Unterrichtstag die Anwesenheit<br />
der Teilnehmer/innen geprüft. Das ist Grundlage<br />
der Abrechnung mit dem BAMF, und viele Teilnehmer<br />
sind zudem zur Teilnahme verpflichtet – kurzum, diese Frage<br />
ist wichtig. Neben der Fehlzeit durch Krankheit, die durch<br />
eine ärztliche Bescheinigung bestätigt sein muss, gibt es<br />
aber noch weitere Ursachen für Fehlzeiten, die formal nicht<br />
alle als Entschuldigung gelten. Gerade wenn es keine Entschuldigung<br />
für eine Fehlzeit gibt, ist der Aufwand hoch, die<br />
Situation zu klären, den Teilnehmer zurück in den Kurs zu<br />
bekommen und eventuell auch noch das Jobcenter oder<br />
die Ausländerbehörde zu informieren.<br />
Die Fahrtkostenabrechnung ist ein sensibles Thema,<br />
da alle, die Fahrtkosten erhalten, natürlich dringend auf die<br />
Überweisung warten. Gern möchten wir für die Teilnehmer<br />
verlässliche Partner sein und eben pünktlich und regelmäßig<br />
zahlen: Dann aber benötigen wir alte Fahrkarten (für die<br />
Nachweisführung), eine regelmäßige Teilnahme und – nicht<br />
zu vergessen: eine Bankverbindung. Das klappt nicht immer.<br />
Wir unterhalten im Migrationszentrum Göttingen eine<br />
Kinderbetreuung (max. 6-7 Plätze) für unsere Teilnehmerinnen.<br />
Die Förderung dieser Kinderbetreuung ist an bestimmte<br />
Kinder aus bestimmten Kursen gebunden. Wir hätten<br />
also gern eine stabile Teilnahme, mindestens bei bestimmten<br />
Kindern. Unsere Kinderbetreuung ist allerdings<br />
sehr „dynamisch" – kein Tag gleicht dem anderen. Unsere<br />
Kinderpflegerinnen müssen sich täglich auf neue Situationen<br />
einstellen.<br />
Der richtige Kurs?<br />
Der Einstufungstest legt eine Zuordnung des Teilnehmers<br />
zu einem Kurstyp und dem Leistungsniveau fest. Der Einstufungstest<br />
ist obligatorisch und wenn sich ein Teilnehmer<br />
oder eine Teilnehmerin bei uns meldet, wird möglichst bald<br />
ein Termin für einen Test vereinbart. Nach dem Test kann<br />
der Teilnehmer oder die Teilnehmerin einer Lerngruppe zugeordnet<br />
werden und es sollte dann möglichst bald mit einem<br />
Kurs für ihn oder sie losgehen.<br />
Soweit die Theorie: In der Praxis gehen wir neuerdings<br />
davon aus, dass ein Kurs „überbucht“ sein sollte, damit er<br />
wirklich stattfinden kann, denn 10 bis 20% der Angemeldeten<br />
ziehen ihre Meldung wieder zurück.<br />
Auch im laufenden Kurs kann es einen erheblichen Teilnehmerwechsel<br />
geben. Das ist für die Lerngruppe nicht gut<br />
und macht es den Dozenten schwerer. Gleichzeitig soll aber<br />
natürlich die individuelle Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden<br />
zu dem jeweiligen Kurs passen. Dieser Anspruch<br />
ist in der Praxis oft nur schwer zu realisieren.<br />
Betreuung der Kinder von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
Die Kombination von häufigem Wechsel der Teilnehmer mit<br />
einer individuellen Zuweisung des Kurses für die Teilnehmer<br />
verursacht bei uns erhebliche Schwierigkeiten.<br />
Probleme in der Fläche<br />
Für einen Integrationskurs sind je nach Raumkosten etc.<br />
mindestens 14 Teilnehmer erforderlich, damit er auch wirtschaftlich<br />
ist. Bei einem Alphabetisierungskurs reichen 8 Teilnehmer.<br />
Diese Teilnehmerzahlen sind in den kleineren Orten unserer<br />
Region in der Regel selten oder nicht zu erreichen.<br />
Die Folge: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer müssen zum<br />
Teil Anfahrten von 30 Kilometern und mehr auf sich nehmen.<br />
Lernform und Lerntempo<br />
In den Gremien des BAMF ist nach meiner Beobachtung<br />
vieles in Bewegung. Ich meine damit auch, dass die zentrale<br />
Vorstellung vom Lernen als schulischem Lernen in einem<br />
Klassenraum mit einem Lehrer vor der Lerngruppe in<br />
vielen Bereichen des BAMF in Frage gestellt wird. Und das<br />
ist sehr zu begrüßen.<br />
Insbesondere die Gruppen der Lernungewohnten, der<br />
Langsamlerner und der Analphabeten sind mit unseren herkömmlichen<br />
pädagogischen Konzepten nur sehr eingeschränkt<br />
erreichbar. Ideal wäre eine Kombination aus Arbeit<br />
plus Lernen.<br />
Leider sind Konzepte dieser Art zurzeit nur sehr eingeschränkt<br />
realisierbar. Viele Rahmenbedingungen, die gerade<br />
auch außerhalb der Zuständigkeit des BAMFs liegen,<br />
verhindern diese pädagogische Arbeitsform.<br />
Die Integrationskurse – ein guter Beginn, die aber einer<br />
intensiven weiteren Entwicklung bedürfen. �<br />
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Foto: Werner Peter