Eeb jahrbuch 08 09 v03:layout 1 - EEB Niedersachsen
Eeb jahrbuch 08 09 v03:layout 1 - EEB Niedersachsen
Eeb jahrbuch 08 09 v03:layout 1 - EEB Niedersachsen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Projekt Freiheit: Die Zehn Gebote.<br />
Eine neue Arbeitshilfe der <strong>EEB</strong> <strong>Niedersachsen</strong><br />
Jutta Salzmann<br />
Warum veröffentlicht die <strong>EEB</strong> eine Arbeitshilfe gerade zu den<br />
Zehn Geboten? Jahrzehntelang waren die Gebote in den<br />
gesellschaftlichen Hintergrund getreten, ja, nicht selten sogar<br />
als Instrumente repressiver Erziehung und Ausdruck eines<br />
veralteten Menschenbildes verpönt. Im Kanon des Konfirmandenunterrichts<br />
blieben sie noch eine Pflichtlektüre –<br />
aber darüber hinaus ...?<br />
Die sogenannte Revolution der 68er hatte dafür gesorgt,<br />
dass die bürgerlichen Werte der Nachkriegsjahre massiv in<br />
Frage gestellt waren. Auf die Überbetonung der Gruppennormen<br />
„Das tut man nicht!“ folgte nun das Ideal der Selbstverwirklichung<br />
und die Überbetonung des Individuums. Freiheit,<br />
so schien es, wurde zur Freiheit, zu tun und zu lassen,<br />
was einem gefällt.<br />
40 Jahre später sind uns die negativen Auswirkungen<br />
eines reinen Individualismus bewusst, und wir diskutieren<br />
die Frage, was die Gesellschaft zusammen hält, ob es Werte<br />
gibt, die verbindlich sein können, welche Werte ein gutes<br />
Zusammenleben auch in einer multi-ethnischen und multi-religiösen<br />
Gesellschaft ermöglichen.<br />
Im Zuge dieser Wertedebatte erfahren die Zehn Gebote<br />
eine ungeahnte Renaissance – die Zahl der Buchveröffentlichungen<br />
zu den Geboten steigt rasant.<br />
Grund genug für uns als Evangelische Erwachsenenbildung,<br />
im Rahmen der „Wiederentdeckung“ der Zehn Gebote<br />
Position zu beziehen und Material zur Verfügung zu<br />
stellen, mit dem in Kursen die Bedeutung der Gebote neu<br />
erschlossen werden kann.<br />
Im Mittelpunkt der neuen <strong>EEB</strong>-Arbeitshilfe von Prof. Dr.<br />
GOTTFRIED ORTH steht aber nicht eine „Besinnung auf die<br />
alten Werte“ im Sinne einer Rückwendung zu konservativen<br />
Erziehungsidealen, im Mittelpunkt steht vielmehr der Aspekt<br />
der Freiheit.<br />
Ganz in der Tradition des großen evangelischen Erwachsenenbildners<br />
ERNST LANGE versteht Orth die Gebote<br />
als „die zehn Artikel der großen Freiheit, die Gott<br />
schenkt.“ Ihre intentionale Grundausrichtung erhalten die Zehn<br />
Gebote, so der inhaltliche Tenor der Arbeitshilfe, durch den<br />
Einleitungssatz: „Ich bin der Herr dein Gott, der dich aus Ägyptenland,<br />
aus der Knechtschaft geführt hat“, und sie sind ohne<br />
diesen Satz nicht zu verstehen.<br />
Darauf weist auch Landesbischof Prof. Dr. FRIEDRICH<br />
WEBER, der Ratsvorsitzende der Konföderation, in seinem<br />
Vorwort zu der Arbeitshilfe hin. Er betont: „Am Anfang steht<br />
die Befreiung. Und den Zehn Geboten kommt die Aufgabe<br />
zu, die gewonnene Freiheit zu bewahren, ihr eine Form zu<br />
geben. Wer die Zehn Gebote von dieser Selbstbestimmung<br />
Gottes löst, der macht sie zu einer erdrückenden Last. Wer<br />
aber nur von der Befreiung spricht, ohne die daraus erwachsende<br />
Verpflichtung zu einem sittlichen Leben zu benennen,<br />
bleibt in der Wüste des Lebens, bei sich selbst.“<br />
In 12 Bausteinen bietet die Arbeitshilfe einführende Texte<br />
und didaktisch und methodisch aufbereitete Arbeitsein-<br />
heiten für die Beschäftigung mit den Zehn Geboten. Dabei<br />
geht es darum:<br />
� den einzelnen Geboten in ihrer jeweils ursprünglichen Bedeutung<br />
nachzuspüren,<br />
� mögliche Veränderungen in der Rezeption kennen zu lernen,<br />
� nach gegenwärtigen Bedeutungen für Leben und Handeln,<br />
für Glauben und Nachdenken von Christen und<br />
Christinnen zu fragen und<br />
� solche Bedeutungsmöglichkeiten im Gespräch zwischen<br />
Teilnehmenden und Leitenden zu entdecken.<br />
Der erste Baustein bietet eine geschichtliche und textanalytische<br />
Einführung, um ein grundlegendes Verständnis für<br />
die Bedeutung und die Absicht des gesamten Dekalogs zu<br />
vermitteln. Der zwölfte Baustein bündelt die Erkenntnisse<br />
des gesamten Kurses und regt die Formulierung eines persönlichen<br />
Dekalogs an.<br />
Die Bausteine zwei bis elf behandeln jeweils ein Gebot.<br />
Die Kursleiter/innen erhalten zu Beginn stets eine fundierte<br />
inhaltliche Einführung zum jeweiligen Gebot und zu seiner<br />
ursprünglichen Bedeutung, die sie als Grundlage für Kurzreferate<br />
nutzen können. Darüber hinaus gibt es für jeden Baustein<br />
einen ausgearbeiteten Ablaufplan mit methodischen Vorschlägen<br />
und Materialien. Die Bausteine setzen im Wesentlichen<br />
auf die Eigentätigkeit der Teilnehmenden, unterschiedliche<br />
Arbeitsformen wechseln sich ab. Jeder Baustein löst das<br />
Versprechen ein, die Zehn Gebote im Spannungsfeld der ursprünglichen,<br />
aus Text und historischem Kontext sich erschießenden<br />
Bedeutung und der gegenwärtigen Bedeutung für das<br />
Leben und Handeln der Kursteilnehmer/innen zu entfalten.<br />
Leitend sind für GOTTFRIED ORTH dabei – in Anlehnung<br />
an FULBERT STEFFENSKY – die vier Fragestellungen:<br />
� In welche Freiheit führt dies Gebot?<br />
� In welche Gemeinschaft gleichberechtigter Menschen<br />
führt dieses Gebot?<br />
� Zu welcher individuellen, privaten und öffentlichen Praxis<br />
verlockt dieses Gebot?<br />
� In welcher Weise bringt dieses Gebot den Zusammenhang<br />
zwischen Religion und Welt zum Ausdruck?<br />
Die Arbeitshilfe kann als Grundlage für einen Kurs über zwölf<br />
Abende verwendet werden. Es ist aber auch möglich, die einzelnen<br />
Gebote in anderen Zusammenhängen separat zu bearbeiten,<br />
etwa den Baustein zum Eltern-Gebot im Rahmen<br />
von Eltern- oder Eltern-Kind-Kursen, den Baustein zum Tötungsverbot<br />
im Zusammenhang von Krieg und Frieden oder<br />
den Baustein zum Sabbat-Gebot im Zusammenhang mit der<br />
EKD-Kampagne „Ohne Sonntag gibt’s nur noch Werktage“.<br />
Bei der Bearbeitung einzelner Bausteine sollten aber in<br />
jedem Fall die Basisinformationen des ersten Bausteins vermittelt<br />
werden, um das Gegenüber von ursprünglicher Bedeutung<br />
und heutiger Bedeutung deutlich werden zu lassen.<br />
Die Arbeitshilfe ist in der Landesgeschäftsstelle der <strong>EEB</strong><br />
<strong>Niedersachsen</strong> erhältlich und kostet 10 Euro plus Versandkosten.<br />
�<br />
41