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Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

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Im Zusammentreffen von Depression und Sucht zeigen große Studien, dass<br />

gerade bei bipolaren Störungen Alkohol- und Drogenmissbrauch fast bei je-<br />

Komorbidität bedeutet für den Patienten doppeltes Leid, doppelte Verleugnung,<br />

für die Therapeuten die Fähigkeit zur Doppeldiagnostik und die Verpflichtung<br />

zur doppelten Kompetenz, für die <strong>Angehörigen</strong> ein 2-faches Stigma,<br />

doppelte Belastung.<br />

Gerade bei <strong>der</strong> Doppeldiagnose Sucht und Depression zeigen sich die Schwierigkeiten<br />

durch die Entwicklung zweier Hilfssysteme im psychiatrischen und<br />

im Suchthilfebereich. So wird vielleicht in <strong>der</strong> Psychiatrie das Vorherrschen<br />

<strong>der</strong> Depressivität überbetont, die Sucht negiert und in Kliniken des Suchthilfesystems<br />

die Depression ausgeblendet, was durch eine erhöhte Suizidgefahr<br />

kompliziert werden kann. Das Prinzip <strong>der</strong> möglichst geringen Medikation<br />

führt hier nicht selten zu einer Verhin<strong>der</strong>ung einer adäquaten Behandlung.<br />

Die <strong>Angehörigen</strong> <strong>psychisch</strong> Kranker, die unter einer Doppelproblematik leiden,<br />

sind beson<strong>der</strong>s belastet.<br />

Die Therapieprinzipien bei diesen Doppel-Diagnose-Patienten bestehen darin,<br />

die Selbstbehauptung des Patienten zu för<strong>der</strong>n, ihn engmaschig und langfristig<br />

zu begleiten, eine integrative Therapie für beide Störungen durch dasselbe<br />

Team zu garantieren, ein Krankheitsverständnis für beide Störungen zu<br />

schaffen, eine stabile Lebenssituation zu erreichen, was eine hohe Flexibilität<br />

und Spezialisierung <strong>der</strong> Therapeuten erfor<strong>der</strong>t, den Stufenplan dieser Behandlung<br />

langsam umzusetzen, eine Langzeitperspektive zu entwickeln, die eher<br />

einen langfristigen ambulanten Behandlungsverlauf günstig erscheinen lässt<br />

als kurze intensive stationäre Behandlungsmaßnahmen.<br />

1. Regionaltreffen<br />

Komorbidität<br />

Eine Beson<strong>der</strong>heit in den letzten Jahren ist die zunehmende Komorbidität<br />

<strong>psychisch</strong> Kranker. Für das Zusammentreffen von Schizophrenie und Suchtmissbrauch<br />

kann festgestellt werden, dass die epidemiologischen Zahlen steigend<br />

sind und die Bedeutung des Substanzmissbrauchs in den USA bereits<br />

das Ausmaß eines negativen Prognosefaktors erreicht hat. So wird in Studien<br />

gezeigt, dass (neben kognitiver Dysfunktion) <strong>der</strong> Substanzmissbrauch eine<br />

schlechtere Compliance, häufigere Aggressionen, aber auch die Tatsache des<br />

Opferwerdens von Gewalt, ein erhöhtes Suizidrisiko, eine geringere Teilnahme<br />

an Behandlungsmaßnahmen und insgesamt einen ungünstigeren Verlauf <strong>der</strong><br />

primär bestehenden Psychose bedingt. Die weit verbreiteten Drogen, zum<br />

Beispiel Cannabinoide, bedeuten bei disponierten Personen eine Gefahr, da<br />

sie nachgewiesenermaßen Psychosen induzieren können.<br />

dem zweiten Patienten festzustellen sind. So beeinflusst zum Beispiel chronischer<br />

Alkoholkonsum das gabaerge Transmittersystem positiv und das glutermaterge<br />

negativ, so dass in einem Entzugssyndrom ängstliche Erregung entstehen<br />

kann. Das dopaminerge System wird durch Alkohol im Sinne eines<br />

positiven Craving getriggert. Das serotonerge System wird negativ beeinflusst,<br />

was sich negativ auf die Stimmung auswirken kann. Die Gleichzeitigkeit<br />

depressiver Zustandsbil<strong>der</strong> und Suchtprobleme führt zu häufigeren<br />

Stimmungsschwankungen, zu einer erhöhten Manifestationsfrequenz bipolarer<br />

Phasen, häufigeren Krankenhauseinweisungen und Suchtmittelrückfällen,<br />

häufigerem Abbruch therapeutischer Beziehungen, einem diskontinuierlichen<br />

Behandlungsverlauf, insgesamt schlechteren Behandlungsergebnissen bei größerem<br />

Aufwand und nicht zuletzt einer schlechteren Lebensqualität des<br />

Patienten. Dabei ist von den Ärzten zu for<strong>der</strong>n, gezielt Antidepressiva mit<br />

Stimmungsstabilisierern und Anti-Craving-Medikamenten zu kombinieren.<br />

Die Stärkung <strong>der</strong> Abstinenzmotivation nach den Prinzipien des motivationalen<br />

Interviewens zu för<strong>der</strong>n, aber dem Ausmaß <strong>der</strong> depressiven Herabgestimmtheit<br />

anzupassen. Spezielle Psychoedukations- und Psychotherapieprogramme<br />

sind hier bei einem doppeltem Verständnis für die Störung durch den<br />

Arzt Pflicht.<br />

Angehörige<br />

tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 62

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