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Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

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Aktiv werden<br />

Mit mehr Verständnis, mit mehr Krankheitsinformationen und vor allem mit<br />

mehr Erfahrung und Erfahrungsaustausch ist <strong>der</strong> Mut zum Handeln zurückgekommen.<br />

Die Zeit <strong>der</strong> Erduldung und Hilflosigkeit ist vorbei. Dazu tragen<br />

Nun können die <strong>Angehörigen</strong> Ja sagen zum Schicksal, ihre Rolle als Angehörige<br />

annehmen und diese Rolle ihren Fähigkeiten und Ressourcen nach gestalten.<br />

Auch das ist ein Prozess, <strong>der</strong> immer wie<strong>der</strong> neu durchdacht und bestanden<br />

werden muss. Angehöriger sein ist kein Zustand, es ist ein Weg.<br />

Inzwischen ist einige Zeit vergangen seit den ersten Anzeichen einer <strong>psychisch</strong>en<br />

Erkrankung. Viele Unsicherheiten sind verschwunden. Regeln für Rückfallvorkehrungen,<br />

Frühwarnzeichen vor einer Verschlechterung gehören jetzt<br />

zum elementaren Grundwissen über <strong>psychisch</strong>e Krankheiten. Wie man allerdings<br />

einen stressarmen und gelassenen Umgang mit <strong>psychisch</strong> kranken Menschen<br />

hinkriegt, wie man bei Krisen ruhig bleibt und die Übersicht behält,<br />

wie man dem Kranken und sich selber Mut und Hoffnung vermittelt, wie man<br />

die Kontaktängste des Rekonvaleszenten min<strong>der</strong>t, seine Zwänge geduldig hinnimmt,<br />

alles das ist <strong>der</strong> individuelle Weg, ist das, was man sich selber erarbeiten<br />

muss.<br />

Die Krönung all dieser Anstrengungen ist es, wenn man schließlich mit seinem<br />

Wissen und seinen Erfahrungen an<strong>der</strong>en <strong>Angehörigen</strong> und ihren Betroffenen<br />

helfen kann.<br />

2. Regionaltreffen<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> eigenen Rolle und <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten Lage<br />

Zur Akzeptanz des Betroffenen mitsamt seiner Krankheit, zur Akzeptanz <strong>der</strong><br />

eigenen Rolle als Begleiter o<strong>der</strong> Begleiterin ist man über Kenntnisse von<br />

Krankheitszusammenhängen gekommen. Als Angehörigem ist einem klar geworden,<br />

dass die Krankheit nicht so schnell vergehen wird. Man hat gelernt,<br />

die Trauer zu beherrschen, die einen beschleicht bei dem Gedanken, dass es<br />

für die Betroffene o<strong>der</strong> den Betroffenen kein Zurück zu <strong>der</strong> Situation vor <strong>der</strong><br />

Erkrankung mehr geben wird.<br />

Angehörige<br />

Verstehen und Verständnis<br />

Dachten sich die <strong>Angehörigen</strong> bisher vielleicht, wenn er nur will, dann kann<br />

er auch, so verstehen sie nun, dass die Krankheit nichts mit Wollen allein zu<br />

tun hat. Sie haben sich informiert und verstehen einen Teil <strong>der</strong> Symptome.<br />

Sie begreifen, dass Symptome auch Schutz und Bewältigung von Problemen<br />

bedeuten. Bei allem Verständnis sehen sie auch ein, dass sie nur bedingt verstehen,<br />

was die Krankheit für den Betroffenen bedeutet.<br />

3. Abschnitt des Gesamtweges<br />

Der eigene Weg für den langfristigen Verlauf<br />

Nun beginnt <strong>der</strong> dritte Abschnitt des <strong>Angehörigen</strong>-Wegs. Auf <strong>der</strong> letzten Stufe,<br />

die eigentlich eine Plattform ist, die große Plattform für informiertes, selbstbewusstes<br />

und kreatives Handeln, ist <strong>der</strong> Moment gekommen, einen individuellen<br />

Weg, eine individuelle Einstellung zum Leben mit <strong>der</strong> <strong>psychisch</strong>en<br />

Krankheit, zum Umgang mit dem Erkrankten und zum Zusammenleben in<br />

<strong>der</strong> Familien zu finden. Es ist auch <strong>der</strong> Augenblick gekommen, das selbstgewählte<br />

Schneckenhaus, in das man sich aus Angst vor Vorurteilen verkrochen<br />

hat, wie<strong>der</strong> zu verlassen. Auch das kann zu einem Selbstheilungsprozess des<br />

Familienlebens beitragen. Denn je mehr sich die betroffene Familie von allem<br />

zurückzieht, desto mehr beschäftigt sie sich mit sich selbst, die Gedanken<br />

kreisen um die Krankheits-Situation und die Zukunft. Probleme und Ängste<br />

türmen sich zu immer größeren Bergen auf.<br />

Wie <strong>der</strong> Übergang von <strong>der</strong> ersten zur zweiten Stufe vollzieht sich <strong>der</strong> zur dritten<br />

Stufe nicht mit einem plötzlichen Aha-Erlebnis, son<strong>der</strong>n unmerklich, mit<br />

zwei Schritten vor, einem zurück.<br />

vor allem auch die Zusammenkünfte in den <strong>Angehörigen</strong>-Gruppen bei.<br />

Wohl dem, <strong>der</strong> sich bis hierher durchgekämpft und mit dem Zorn und <strong>der</strong><br />

Trauer umgehen gelernt hat!<br />

tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 100

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