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Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

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Thementagung<br />

Natürlich ist das Verstehen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> abhängig vom Alter und vom jeweiligen<br />

Entwicklungsstand. Aber ich glaube, dass sich auf dem Gebiet einiges<br />

entwickeln ließe, vergleichbar mit den psychoedukativen Ansätzen, wie sie<br />

Möglichkeiten könnten beispielsweise sein:<br />

• Die professionellen Helfer und Helferinnen müssen dem Thema Elternschaft<br />

bei <strong>der</strong> Behandlung <strong>psychisch</strong> kranker Menschen Beachtung<br />

schenken. Es liegen Untersuchungsergebnisse vor, dass bei einer stationären<br />

Aufnahme selten nach Kin<strong>der</strong>n, <strong>der</strong>en Alter, <strong>der</strong>en Befindlichkeit<br />

und Lebenssituation gefragt wird. Die Frage nach Kin<strong>der</strong>n muss daher<br />

zwingend in eine Anamnese mit einbezogen werden.<br />

• Weiterhin gibt es Untersuchungsergebnisse aus einer Befragung von Ärzten<br />

und Ärztinnen <strong>der</strong> Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie <strong>der</strong><br />

Universität Freiburg, die ergab, dass zu lediglich 17% <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> ein<br />

persönlicher Kontakt im Laufe <strong>der</strong> Behandlung stattgefunden hat. Gemeinsame<br />

Gespräche aller Beteiligten würden bei dem Problem Abhilfe<br />

schaffen. Neben <strong>der</strong> Vermittlung von Information und Herstellung von<br />

Transparenz können in diesen Gesprächen die professionellen Helfer<br />

eine anwaltschaftliche Funktion übernehmen und die Bedürfnisse des<br />

Kindes einbringen und es aktiv unterstützen.<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Die schützende Wirkung durch Information und Aufklärung basiert darauf,<br />

dass Information unsere Wahrnehmung und die Bewertung einer Situation<br />

und die Bewertung von sich selbst beeinflusst und dadurch zu einer Verän<strong>der</strong>ung<br />

im emotionalen Erleben führt. Für die betroffenen Kin<strong>der</strong> kann dies<br />

bedeuten, dass sie verän<strong>der</strong>te Verhaltensweisen des kranken Elternteils nicht<br />

länger sich selber zuschreiben, nach dem Motto „Ich bin schuld, weil ich böse<br />

war“, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Krankheit und dadurch keine kindlichen Schuldgefühle<br />

entstehen.<br />

1. Ausreichende Aufklärung über die Erkrankung und Behandlung<br />

<strong>der</strong> Eltern<br />

Kin<strong>der</strong> und Jugendliche erhalten oft keine o<strong>der</strong> nur unzureichende Informationen<br />

darüber, was mit <strong>der</strong> Mutter o<strong>der</strong> dem Vater los ist. Fragen, die sie stellen,<br />

werden oft nur ausweichend beantwortet. Die Kin<strong>der</strong> fühlen, dass sie besser<br />

nicht fragen sollen, sie spüren ein Tabu und beginnen zu verstummen. Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> Resilienzforschung zeigen, dass eine alters- und entwicklungsgemäße<br />

Aufklärung einen wichtigen Schutzfaktor bildet und die Wi<strong>der</strong>standsfähigkeit<br />

gegenüber den familiären Belastungen durch die Krankheit erhöhen.<br />

2. Die Einbeziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen in die<br />

Behandlung<br />

Modelle für die gezielte Einbeziehung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in die Behandlung des <strong>psychisch</strong><br />

kranken Elternteils gibt es so gut wie nicht. Nach dem Grundsatz,<br />

„Kin<strong>der</strong> sind auch Angehörige“, wäre es vonnöten, auch diese kleinen <strong>Angehörigen</strong><br />

ernst zu nehmen und sie in die Behandlung mit einzubinden.<br />

Dafür ist ein differenziertes Hilfesystem notwendig. Wie bereits erwähnt, gibt<br />

es durchaus schon eine breite Palette an Hilfen, aber es gibt auch noch einiges,<br />

woran es fehlt. Hier einige Ideen, was es noch an Möglichkeiten und<br />

Notwendigkeiten gäbe, um diesen Kin<strong>der</strong>n noch wesentlich besser als bisher<br />

Unterstützung zu bieten.<br />

kung umzugehen und dafür gesorgt ist, dass sich die betroffenen Eltern und<br />

die Kin<strong>der</strong> auf tragfähige professionelle und nicht professionelle Beziehungen<br />

stützen können.<br />

für Patienten/Patientinnen mit ihren sonstigen <strong>Angehörigen</strong> bereits existieren.<br />

Erste Schritte sind zum Beispiel die Erstellung und die Verwendung von<br />

schriftlichen Materialien. Ganz gute Informationshefte gibt es schon vom<br />

Dachverband psychosozialer Hilfsvereinigungen für 8 – 11jährige und für<br />

12 – 18jährige. Natürlich reichen schriftliche Materialien nicht aus, um Kin<strong>der</strong><br />

wirklich über die Krankheit <strong>der</strong> Mutter o<strong>der</strong> des Vaters aufzuklären. Dies<br />

muss im direkten Gespräch erfolgen. Hier komme ich zum nächsten Punkt,<br />

bei dem Verän<strong>der</strong>ungsbedarf besteht.<br />

tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 132

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