28.11.2012 Aufrufe

Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

128 129<br />

Thementagung<br />

Das Beispiel eignet sich gut, um die Reaktionsbreite <strong>der</strong> Menschen auf die<br />

Problematik zu verdeutlichen. Die Spannbreite reicht von „das Problem ignorieren“,<br />

Konsequenz: „die vergessenen Kin<strong>der</strong>“, bis hin zu schnellen, brachia-<br />

Die Antwort auf die Frage, welches Angebot wann das Richtige ist, hängt von<br />

verschiedenen Faktoren ab. Nicht jedes Kind von <strong>psychisch</strong> kranken Eltern ist<br />

gleich stark gefährdet. Wir wissen zwar, dass ein deutlich erhöhtes Risiko besteht,<br />

dass Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> kranker Eltern später selbst erkranken o<strong>der</strong> Entwicklungsschäden<br />

nehmen. Dennoch lässt sich die Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong><br />

kranker Eltern nicht über einen Kamm scheren. Es macht einen Unterschied,<br />

ob eine chronisch <strong>psychisch</strong> kranke Mutter ein Kind bekommt, ob<br />

eine Mutter bis zur Geburt gesund war und nach <strong>der</strong> Geburt in eine Psychose<br />

Kin<strong>der</strong><br />

Ich ließ mich überzeugen, und wir entwickelten ein Konzept für eine stationäre<br />

Übergangseinrichtung für <strong>psychisch</strong> kranke Mütter mit Kin<strong>der</strong>n im Alter<br />

bis zu drei Jahren, dem heutigen Haus Monika. Damals, das war 1998, herrschte<br />

noch eine Informationsbrache zu dem Thema. Es gab so gut wie keine<br />

Einrichtungen, bei denen wir uns als Modell orientieren konnten. Unser Anfang<br />

im Jahr 2000 war schwer, da <strong>psychisch</strong> kranken Müttern mit viel Abwehr<br />

begegnet wurde. Nie werde ich vergessen, wie die Mitarbeiterinnen eine <strong>der</strong><br />

ersten Mütter nach <strong>der</strong> Entbindung im Krankenhaus abholten und sich die<br />

Krankenschwester drohend vor uns aufbaute mit den Worten: „Sie können<br />

dieser Mutter doch kein Kind mitgeben!“<br />

Positiv ist heute: Es sind in <strong>der</strong> Zwischenzeit neue Angebote geschaffen worden,<br />

es wurde einiges geforscht und publiziert. Gerade in Bezug auf München<br />

würde ich sogar sagen, dass wir im bundesweiten Vergleich recht gut ausgestattet<br />

sind. So haben wir neben unserer stationären Einrichtung in München<br />

von verschiedenen Anbietern spezielle Mutter-Kind-Plätze im Betreuten Einzelwohnen.<br />

Meine beruflichen und damit auch persönlichen Erfahrungen mit dem Thema<br />

„Psychisch kranke Eltern und ihre Kin<strong>der</strong>“ begannen durch den Aufbau unserer<br />

Einrichtung „Haus Monika“. Als Psychologin beim Sozialdienst katholischer<br />

Frauen in München arbeitete ich eng mit <strong>der</strong> damaligen Leitung unserer<br />

Mutter-Kind-Häuser zusammen. Diese drängte immer wie<strong>der</strong> vehement darauf,<br />

ein Angebot für <strong>psychisch</strong> kranke Mütter zu schaffen, da die gängigen<br />

Mutter-Kind-Einrichtungen mit <strong>der</strong> Problematik überfor<strong>der</strong>t seien und <strong>psychisch</strong>e<br />

Krankheit damals meist sogar ein Ausschlusskriterium war.<br />

Im Vergleich zu unserem Beginn gibt es heute einiges an positiven Entwicklungen<br />

zu vermelden. Erfreulicherweise kann man sagen, dass die Aufmerksamkeit<br />

und Sensibilität für dieses Thema sehr gestiegen ist und es immer<br />

mehr Menschen gibt, die dafür sorgen, dass „die vergessenen Kin<strong>der</strong>“ nicht<br />

länger in Vergessenheit bleiben.<br />

Im Spannungsfeld <strong>der</strong> Systeme:<br />

Unterstützungsangebote für Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong><br />

kranker Eltern<br />

Mich persönlich hat die Frage nach <strong>der</strong> richtigen Hilfe für diese Kin<strong>der</strong> und<br />

nach <strong>der</strong> Entscheidung, wann ist es besser, dass dieses Kind bei <strong>der</strong> Mutter<br />

bleibt, wann sollte es von <strong>der</strong> Mutter getrennt werden, um keinen Schaden zu<br />

nehmen, seitdem nicht mehr losgelassen. Ich bin immer noch auf <strong>der</strong> Suche<br />

nach Hilfeansätzen, um die beste Lösung für beide Generationen zu finden.<br />

Und ich glaube, es gäbe sehr vieles, was diesbezüglich getan werden könnte.<br />

Dipl.-Psychologin<br />

Ruth Back<br />

len Lösungen, wenn das Problem wahrgenommen wird, nämlich „diese Mutter<br />

kann das nicht“ und auf eine Trennung von Mutter und Kind zu drängen.<br />

tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 128

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!