Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
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Thementagung<br />
Das Beispiel eignet sich gut, um die Reaktionsbreite <strong>der</strong> Menschen auf die<br />
Problematik zu verdeutlichen. Die Spannbreite reicht von „das Problem ignorieren“,<br />
Konsequenz: „die vergessenen Kin<strong>der</strong>“, bis hin zu schnellen, brachia-<br />
Die Antwort auf die Frage, welches Angebot wann das Richtige ist, hängt von<br />
verschiedenen Faktoren ab. Nicht jedes Kind von <strong>psychisch</strong> kranken Eltern ist<br />
gleich stark gefährdet. Wir wissen zwar, dass ein deutlich erhöhtes Risiko besteht,<br />
dass Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> kranker Eltern später selbst erkranken o<strong>der</strong> Entwicklungsschäden<br />
nehmen. Dennoch lässt sich die Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong><br />
kranker Eltern nicht über einen Kamm scheren. Es macht einen Unterschied,<br />
ob eine chronisch <strong>psychisch</strong> kranke Mutter ein Kind bekommt, ob<br />
eine Mutter bis zur Geburt gesund war und nach <strong>der</strong> Geburt in eine Psychose<br />
Kin<strong>der</strong><br />
Ich ließ mich überzeugen, und wir entwickelten ein Konzept für eine stationäre<br />
Übergangseinrichtung für <strong>psychisch</strong> kranke Mütter mit Kin<strong>der</strong>n im Alter<br />
bis zu drei Jahren, dem heutigen Haus Monika. Damals, das war 1998, herrschte<br />
noch eine Informationsbrache zu dem Thema. Es gab so gut wie keine<br />
Einrichtungen, bei denen wir uns als Modell orientieren konnten. Unser Anfang<br />
im Jahr 2000 war schwer, da <strong>psychisch</strong> kranken Müttern mit viel Abwehr<br />
begegnet wurde. Nie werde ich vergessen, wie die Mitarbeiterinnen eine <strong>der</strong><br />
ersten Mütter nach <strong>der</strong> Entbindung im Krankenhaus abholten und sich die<br />
Krankenschwester drohend vor uns aufbaute mit den Worten: „Sie können<br />
dieser Mutter doch kein Kind mitgeben!“<br />
Positiv ist heute: Es sind in <strong>der</strong> Zwischenzeit neue Angebote geschaffen worden,<br />
es wurde einiges geforscht und publiziert. Gerade in Bezug auf München<br />
würde ich sogar sagen, dass wir im bundesweiten Vergleich recht gut ausgestattet<br />
sind. So haben wir neben unserer stationären Einrichtung in München<br />
von verschiedenen Anbietern spezielle Mutter-Kind-Plätze im Betreuten Einzelwohnen.<br />
Meine beruflichen und damit auch persönlichen Erfahrungen mit dem Thema<br />
„Psychisch kranke Eltern und ihre Kin<strong>der</strong>“ begannen durch den Aufbau unserer<br />
Einrichtung „Haus Monika“. Als Psychologin beim Sozialdienst katholischer<br />
Frauen in München arbeitete ich eng mit <strong>der</strong> damaligen Leitung unserer<br />
Mutter-Kind-Häuser zusammen. Diese drängte immer wie<strong>der</strong> vehement darauf,<br />
ein Angebot für <strong>psychisch</strong> kranke Mütter zu schaffen, da die gängigen<br />
Mutter-Kind-Einrichtungen mit <strong>der</strong> Problematik überfor<strong>der</strong>t seien und <strong>psychisch</strong>e<br />
Krankheit damals meist sogar ein Ausschlusskriterium war.<br />
Im Vergleich zu unserem Beginn gibt es heute einiges an positiven Entwicklungen<br />
zu vermelden. Erfreulicherweise kann man sagen, dass die Aufmerksamkeit<br />
und Sensibilität für dieses Thema sehr gestiegen ist und es immer<br />
mehr Menschen gibt, die dafür sorgen, dass „die vergessenen Kin<strong>der</strong>“ nicht<br />
länger in Vergessenheit bleiben.<br />
Im Spannungsfeld <strong>der</strong> Systeme:<br />
Unterstützungsangebote für Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong><br />
kranker Eltern<br />
Mich persönlich hat die Frage nach <strong>der</strong> richtigen Hilfe für diese Kin<strong>der</strong> und<br />
nach <strong>der</strong> Entscheidung, wann ist es besser, dass dieses Kind bei <strong>der</strong> Mutter<br />
bleibt, wann sollte es von <strong>der</strong> Mutter getrennt werden, um keinen Schaden zu<br />
nehmen, seitdem nicht mehr losgelassen. Ich bin immer noch auf <strong>der</strong> Suche<br />
nach Hilfeansätzen, um die beste Lösung für beide Generationen zu finden.<br />
Und ich glaube, es gäbe sehr vieles, was diesbezüglich getan werden könnte.<br />
Dipl.-Psychologin<br />
Ruth Back<br />
len Lösungen, wenn das Problem wahrgenommen wird, nämlich „diese Mutter<br />
kann das nicht“ und auf eine Trennung von Mutter und Kind zu drängen.<br />
tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 128