Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
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Thementagung<br />
2. Psychoedukation für Familien<br />
Die Kin<strong>der</strong> wissen meistens nichts über die Erkrankung und sind oft interessiert<br />
daran, mehr darüber zu erfahren. Je mehr die Eltern ihre Erkrankung akzeptieren,<br />
umso eher ist es möglich, auch mit den Kin<strong>der</strong>n über die Erkrankung<br />
zu sprechen. Die meisten Betroffenen möchten, dass eine an<strong>der</strong>e Person<br />
es den Kin<strong>der</strong>n erklärt, auch wenn sie selbst viel über ihre Erkrankung wissen.<br />
In diesem Gespräch soll herausgefunden werden, was die Kin<strong>der</strong> als Problem<br />
betrachten. Die Offenheit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in diesem Erstgespräch war überraschend.<br />
Meist kamen schon in diesem ersten Gespräch Wut, Vorwürfe und<br />
Verzweiflung zutage.<br />
Es gibt bestimmte Kriterien, die in <strong>der</strong> Literatur zum Thema Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong><br />
kranker Eltern als mögliche Belastungen aufgeführt werden, wie z.B. Isola-<br />
4. Runde Tische und Netzwerke<br />
Sind mehrere Helfer involviert o<strong>der</strong> soll es eine Übergabe geben, wird im<br />
Einverständnis <strong>der</strong> Klienten Kontakt zum Helfersystem aufgenommen. In<br />
mehreren Fällen kam es zu Helferkonferenzen. Sollte das Jugendamt informiert<br />
werden müssen, gegen den Wunsch <strong>der</strong> Eltern, soll dies mit Wissen <strong>der</strong><br />
Betroffenen durchgeführt werden. Bislang gab es jedoch noch keinen Fall, in<br />
dem das Jugendamt tätig werden musste, wenn es die Eltern nicht wünschten.<br />
Kin<strong>der</strong><br />
3. Beratung und Begleitung<br />
Wie oben schon erwähnt, werden die infrage kommenden Hilfen erläutert und<br />
Begleitung gegebenenfalls angeboten. Dabei ist das Ziel, die Eltern und Kin<strong>der</strong><br />
in die Lage zu versetzen, selbständig diese Hilfen einfor<strong>der</strong>n und in Anspruch<br />
nehmen zu können.<br />
Methoden<br />
1. Systemische Familientherapie:<br />
Die therapeutischen Gespräche werden mit den Methoden <strong>der</strong> Systemischen<br />
Familientherapie geführt. Dazu gehört, dass das ganze Umfeld in den Beratungsprozess<br />
mit einbezogen wird und nach Ressourcen gesucht wird. Familienmitglie<strong>der</strong><br />
werden miteinbezogen, wenn sie eine wichtige Rolle spielen.<br />
Schlimmer als eine <strong>psychisch</strong>e Erkrankung eines Elternteils sind die Konsequenzen<br />
für die Kin<strong>der</strong>, wenn sich die Eltern nicht einigen und ihre Konflikte<br />
über die Kin<strong>der</strong> austragen. So muss versucht werden, alle an einen Tisch zu<br />
bekommen, möglichst gemeinsam mit dem Jugendamt, um einvernehmliche<br />
Lösungen zu finden.<br />
kommen, dass tatsächlich <strong>der</strong> gesunde Vater zumindest vorübergehend die für<br />
die Kin<strong>der</strong> bessere Lösung war. Diesen Unterschied herauszufinden ist sehr<br />
schwierig, weil unter Umständen diese Lösung die <strong>psychisch</strong> erkrankten Eltern<br />
destabilisiert, aber für die Kin<strong>der</strong> zwingend notwendig ist.<br />
tion, Verzicht auf alterstypische Beschäftigung, Kommunikationsverbote, Tabuisierung<br />
<strong>der</strong> Erkrankung.<br />
Mit den Eltern wird über diese möglichen Risiken in <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong> gesprochen, mit den Kin<strong>der</strong>n darüber, wie sie ihre Situation erleben<br />
und welche Fragen sie zum Thema <strong>der</strong> <strong>psychisch</strong>en Erkrankung haben. Es<br />
gibt Materialien für Kin<strong>der</strong>, z.B. Bücher und Prospekte, um mit <strong>der</strong>en Unterstützung<br />
die Erkrankung und ihre Auswirkungen den Kin<strong>der</strong>n verständlich zu<br />
erklären.<br />
Mit <strong>der</strong> Frage, ob sie die Erkrankung „erben“ könnten, muss vorsichtig umgegangen<br />
werden. Die besten Erfahrungen mit den Kin<strong>der</strong>n wurden gemacht,<br />
indem mit spielerischen Angeboten Gespräche geführt wurden, und vor allem<br />
damit, die Kin<strong>der</strong> zu fragen, was sie wirklich wissen wollen und wie es ihnen<br />
geht. Damit muss verantwortlich umgegangen werden, aber auch das Kind<br />
muss als eigenständige Person respektiert werden, wenn es vielleicht auch gegen<br />
den Wunsch <strong>der</strong> Eltern nichts wissen möchte.<br />
Mit den Eltern wird über Schuldgefühle, Versagensängste und die Verantwortung,<br />
Hilfe zu suchen und anzunehmen, gesprochen.<br />
tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 150