Eva Straub - Landesverband Bayern der Angehörigen psychisch ...
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Thementagung<br />
Ein weiterer Aspekt, <strong>der</strong> für Patenschaftsmodelle spricht, ist, dass Paten /<br />
Patinnen als Ansprechpartner/innen gerade auch zu den Zeiten zu Verfügung<br />
Der Kontakt wird möglichst bereits in „guten“ Zeiten des erkrankten Elternteils<br />
vermittelt, so dass sich ein Vertrauensverhältnis zwischen allen Beteiligten<br />
entwickeln kann. In Krisenzeiten, wenn <strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> erkrankte Elternteil<br />
mit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>betreuung überfor<strong>der</strong>t ist, können die Kin<strong>der</strong> dann zu den ihnen<br />
vertrauten Bezugspersonen ausweichen, indem diese die Bereitschafts- o<strong>der</strong><br />
Kurzzeitpflege übernehmen.<br />
Die Unterstützung <strong>der</strong> Paten/Patinnen richtet sich in erster Linie an das Kind.<br />
Sie stellen stabile Bezugspersonen im Leben <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> dar, die ihnen Normalität<br />
und Kontinuität bieten können. Falls es sich um eine Patenfamilie handelt,<br />
wird das betreffende Kind in die Familie einbezogen und kann dadurch<br />
ein positives Familienmodell und Kontakt zu an<strong>der</strong>en Kin<strong>der</strong>n erleben.<br />
6. Kooperation <strong>der</strong> Hilfesysteme<br />
Ein gravierendes Problem bei den Hilfen für diese Kin<strong>der</strong> ist bislang die mangelnde<br />
Kooperation <strong>der</strong> beteiligten Hilfesysteme, also des psychiatrisch, medizinischen<br />
Hilfesystems und <strong>der</strong> Jugendhilfe. In <strong>der</strong> Psychiatrie ist das Wissen<br />
um die Situation <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und um die differenzierte Angebotspalette <strong>der</strong><br />
Jugendhilfe gering. In <strong>der</strong> Jugendhilfe dagegen ist das Wissen um die Erkrankung<br />
<strong>der</strong> Eltern und um medizinische Behandlungsweisen nicht son<strong>der</strong>lich<br />
ausgeprägt. Die jeweiligen Wissenslücken stellen große Hin<strong>der</strong>nisse für eine<br />
angemessene Unterstützung <strong>der</strong> familiären Problemlagen dar. Die Behebung<br />
dieser Lücken ist insbeson<strong>der</strong>e deswegen notwendig, weil sich die Interventionen<br />
<strong>der</strong> jeweiligen Hilfesysteme gegenseitig beeinflussen. Es braucht daher<br />
einen intensiven Kontakt <strong>der</strong> zuständigen Fachkräfte, um jeweils die Entscheidungen<br />
nachvollziehen und wie<strong>der</strong>um im eigenen Behandlungssetting bearbeiten<br />
zu können.<br />
Kin<strong>der</strong><br />
5. Patenschaften<br />
Eine weitere Möglichkeit, ein Netzwerk für Kin<strong>der</strong> <strong>psychisch</strong> kranker Eltern<br />
zu schaffen, sind Patenschaften. Patenschaftsprojekte sind in den letzten Jahren<br />
in einigen Städten Deutschlands entstanden und verstehen sich als präventive,<br />
nie<strong>der</strong>schwellige nichtprofessionelle Angebote. Grundgedanke ist, Kin<strong>der</strong>n<br />
mit einem <strong>psychisch</strong> erkrankten Elternteil kontinuierliche Bezugspersonen,<br />
sogenannte Paten/Patinnen o<strong>der</strong> bevorzugt Patenfamilien, an die Seite zu<br />
stellen, auf die sie im Alltag und in Belastungssituationen zurückgreifen können.<br />
Es geht also darum, Familien mit entsprechenden Ressourcen und Familien<br />
ohne stabiles soziales Netz zusammenzubringen und damit quasi ein<br />
nachbarschaftliches o<strong>der</strong> familiäres Modell nachzubilden. Patenschaften sind<br />
eine unbürokratische, alltagsnahe Erweiterung <strong>der</strong> Hilfen für die betroffenen<br />
Familien. Dies kann zum Beispiel ein telefonischer Rat für die Mutter am<br />
Abend sein, wenn das Kind nicht zu Bett gehen möchte, o<strong>der</strong> ein Besuch im<br />
Zoo mit dem Kind.<br />
Zusammenfassend sind die Aufgaben von Paten/Patinnen in erster<br />
Linie:<br />
• Regelmäßige Kontakte zum Kind in Absprache mit den Eltern;<br />
• Betreuung des Kindes in einem geregelten Umfang;<br />
• Gemeinsame Freizeitaktivitäten und Unternehmungen mit dem Kind;<br />
• Schulische Unterstützung, Hausaufgabenhilfe;<br />
• Modellbildung bei Erziehungsfragen;<br />
• Schutz und Entlastung des Kindes bei Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Eltern;<br />
• Vorübergehende Aufnahme des Kindes und gegebenenfalls Bereitschaftspflege<br />
im Falle einer stationären Aufnahme des kranken Elternteils;<br />
• Gegebenenfalls Einbindung in die Familie eines Paten/einer Patin.<br />
stehen, die über die Öffnungszeiten von öffentlichen Institutionen hinausgehen.<br />
Vor allem in schwierigen Situationen und in Krisen sollten sie unbürokratisch<br />
zur Verfügung stehen.<br />
tagungsband02.qxd 07.02.2007 9:44 Uhr Seite 136